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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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zwanzig Tennisplätze und einen Whirlpool im Freien mit einem Holzfeuer daneben, wo Frauen mittleren Alters zum Lunch Champagner nippen.
    An drei Tagen in der Woche macht Melanie früher Feierabend, kommt her und spielt allein eine Stunde Squash auf Hochtouren. AJ muss mindestens sechs Zuschauergalerien absuchen, bevor er ihren Court findet. Sie ist schweißüberströmt, prügelt aber immer noch auf den Ball ein, und ihr Pferdeschwanz hüpft wie verrückt. Ihr pinkfarbenes T-Shirt hat einen schwarzen Puma über der linken Brust, und sie sieht höllisch sexy aus in ihren engen Trainingsshorts, den schneeweißen Sportschuhen und den kleinen weißen Bommelsocken, wie die Mädchen in Wimbledon sie getragen haben, als er ein Teenager war. Damals hat er viel Zeit damit verbracht, Damentennis zu sehen – so amüsiert Mum und Patience ihn auch verspottet haben.
    Es dürfte für Isaac Handel nicht allzu schwierig sein herauszufinden, wo Melanie wohnt. Das Bild der Gestalt im Garten flackert in AJs Kopf herum, und er denkt an DI Caffery, dem es so unbehaglich war, über die Morde auf der Upton Farm zu sprechen.
    Er geht die Treppe hinunter und öffnet die Tür zum Court. Melanie hört auf, als sie ihn sieht. Sie stößt einen Überraschungsschrei aus und wedelt mit der Hand. »AJ! Geh weg, um Gottes willen. Nicht zusehen. Das ist mir total peinlich.«
    »Peinlich? Nach dem, was du mich letzte Nacht hast tun lassen?«
    »Ach, hör auf.« Sie geht zu ihrer Tasche in der Ecke, zieht ein Handtuch heraus und drückt es sich ans Gesicht. Sie lässt es vor sich herabhängen, sodass er nicht ihren ganzen Körper sehen kann. Sie trägt auch noch Schweißbänder an den Handgelenken – ein weiteres Retro-Detail, das ihn in die achtziger Jahre zurückbringt. »Geh weg … ich muss aufhören, wenn du nicht weggehst.«
    »Wir müssen reden.«
    »Wir müssen reden?« Sie nimmt das Handtuch vom Gesicht und lässt es sinken. Der Schweiß hat ihre Wimperntusche verlaufen lassen. »O-oh. Das klingt nicht gut.«
    »Mel, wir wollen uns nichts vormachen. Du hast vorgestern Morgen etwas im Garten gesehen. Und letzte Nacht habe ich es auch gesehen.«
    »Nein.« Sie schüttelt den Kopf und macht ein ernstes Gesicht. »Wir haben nichts gesehen. Das war Einbildung … wir haben ein wenig fantasiert. Kein Schlaf, zu viel Sex, zu viel Alkohol. Ich rieche es immer noch an mir.« Sie hebt den Arm und schnuppert zweifelnd an ihrer Achsel. »Es kommt aus mir heraus. Mein Gott … ein Glück, dass ich allein hier unten spiele.«
    »Letzte Nacht war ich nicht betrunken. Und selbst wenn wir in der Nacht davor beide betrunken waren und es uns eingebildet haben – die Tatsache, dass wir uns beide das Gleiche einbilden, zeigt, dass es uns beunruhigt. Und es beunruhigt uns, weil wir wissen, dass Zelda und Pauline und Moses vielleicht etwas Ähnliches gesehen haben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, wer hinter ihren ›Halluzinationen‹ oder ›Wahnvorstellungen‹ steckt – wenn wir es so nennen wollen.«
    Melanie macht große Augen. »Nicht wieder Isaac Handel … bitte. Ich finde wirklich, wir …«
    »Es ist nicht nur Zeldas Bild, nicht nur das, was er mit seinen Eltern gemacht hat. Es ist … ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Bitte, du musst mir glauben.«
    »Wir haben darüber gesprochen.« Sie streckt eine Hand aus und will den Court verlassen, aber er weicht nicht zurück.
    »Melanie – ich habe das Ausschussprotokoll gelesen.«
    Jetzt verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Augen werden schmaler – wie Metall, das sich abkühlt –, und sie wippt auf den Fersen zurück. »Wie bitte? Du hast das Protokoll gelesen – was soll das heißen?«
    »Ich habe deine Aussage in Handels Entlassungsverhandlung gelesen. Mir war nicht klar, dass du so eng mit ihm befasst warst.«
    » Eng befasst? Verdammt, wovon redest du?«
    »So, wie du geredet hast, klang es, als hättest du jeden Tag mit ihm verbracht. Du hast Dinge gesagt wie ›Er war immer kooperativ‹, ›absolut keine Probleme mit seiner Mitarbeit‹, ›er begreift die Natur seiner Erkrankung und die Wichtigkeit des täglichen Kontakts mit der Psychiatrischen Ambulanz‹, ›er machte auf mich den Eindruck, als sei er sich der Schwere seines Verbrechens bewusst und bereue es zutiefst‹ … Soll ich fortfahren?«
    Melanies Gesicht glüht. Ihre Nasenflügel sind leicht geweitet, und sie atmet sehr langsam ein, um sich zu beruhigen.
    »Soll ich fortfahren, Melanie? Denn ich

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