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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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habe alles gelesen, und es ist Bullshit – du hast dich niemals mit Isaac beschäftigt. Ich habe dich nie mit ihm sprechen sehen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagt sie erbittert. »Ich verstehe kein einziges Wort.«
    Sie drängt sich an ihm vorbei zur Tür und stößt ihn dabei mit dem Ellenbogen zur Seite. Hastig wirft sie sich die Sporttasche über die Schulter und geht auf sehr geradem, präzisem Wege davon.
    »Melanie?«, ruft er ihr nach. »Melanie … es tut mir leid … ich will keinen Streit.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Nein, ehrlich nicht. Es sollte sich nicht so anhören, als …«
    Er spricht nicht weiter. Sie hat die Damenumkleidekabine erreicht. Ohne sich umzusehen, geht sie hinein und schlägt die Tür hinter sich zu.
    Einkaufstüten
    Wenn Caffery es genau betrachtet, kann er sich nicht vorstellen, wie Isaac eine kalte Oktobernacht ohne Bleibe überlebt haben soll. Die Patienten bekommen Taschengeld, solange sie in der Klinik sind, und AJ hat gesagt, er habe einiges gespart, aber trotzdem dürfte er Mühe gehabt haben, ein Zimmer zu finden. Einen verwirrten Schizophrenen wird man überall abweisen, ganz gleich, wie viel Bargeld er bei sich hat. Ein Bild steigt vor ihm auf: ein warmes Bett, etwas zu essen. Hat Handel Hilfe gehabt? AJ hat von Stromausfällen in der Klinik gesprochen, die jede dieser Episoden begleitet haben. Aber es ist schwer zu glauben, dass ein Patient so ungehindert überall Zugang haben sollte, dass er so etwas allein zustande bringen könnte.
    Da war noch jemand beteiligt. Caffery parkt diesen Gedanken in seinem Kopf. Er wird später darauf zurückkommen.
    Er steht in dem Zimmer im Avonmere Hotel und nimmt die Umgebung in sich auf. Der Raum ist gerade groß genug, um ein einzelnes Bett hineinzuzwängen, einen Nachttisch, eine Kommode und einen Kleiderschrank. Die Vorhänge sind dünn. Der Teppich, ein strapazierfähiges Fasergewebe, sieht aus, als sei er vor Kurzem gereinigt worden. Alles ist sauber und aufgeräumt: Das Bett ist gemacht, und man sieht keine Kleidungsstücke außer einem Paar Pantoffeln. Auf der Kommode liegt ein Stapel Zeitschriften. Caffery blättert sie durch: What Hi-Fi , Computing , Computer Weekly , zwei Maplin-Kataloge für Elektronikbedarf und einer von Screwfix für Elektrowerkzeuge. Einen Fernseher gibt es nicht, aber eine iPod-Dockingstation.
    Caffery macht den Nachtschrank auf und nimmt eine braune Medikamentenflasche heraus. Seroxat, ein Antidepressivum. Auf dem Etikett steht Handels Name. Er zeigt sie Hurst und schüttelt sie, um zu zeigen, dass sie leer ist.
    Hurst spreizt die Hände. »Schauen Sie mich nicht an. Sprechen Sie mit den Psychiatrieleuten.«
    »Ja. So eine Abteilung haben wir bei der Polizei auch. Die NMP -Einheit.«
    »Was?«
    »Nicht Mein Problem.«
    Hurst kneift die Augen zusammen. Über das Stadium der Verstimmung ist er hinaus. »Ich bekomme kein Polizistengehalt«, sagt er. »Für mich gibt es keinen Vorruhestand und keine Pension, weder inflationsangepasst noch sonst wie.«
    Caffery stellt das Pillenfläschchen wieder in den Schrank. Er wirft einen Blick unter das Bett und schiebt die Hand zwischen Lattenrost und Matratze. Dann streicht er mit den Fingerspitzen oben über die Gardinenstange und anschließend über die leeren Bügel im Kleiderschrank. Er hat nicht die leiseste Ahnung, wonach er sucht – er weiß nicht mal, warum er es tut, außer um Hurst etwas zu beweisen. Wie viele Leute wie Handel mögen wohl durch die Maschen schlüpfen, fragt er sich. In Einrichtungen wie dieser hier kommt es wahrscheinlich täglich vor.
    Er hält inne. Auf dem Boden in Handels Kleiderschrank liegt ein Stapel zusammengefalteter Einkaufstüten. Er geht in die Hocke und legt eine Hand darauf. Sie sind alle von Wickes. Ein Heimwerkermarkt ist nicht der Ort, wo man jemandem wie Handel beruhigt beim Einkaufen zusehen würde – erst recht nicht, wenn man bedenkt, was er mit seinen Eltern gemacht hat.
    Caffery zieht die Tüten heraus und schüttelt jede einzelne. Sie sind alle leer, bis auf die fünfte, die eine Quittung für das iPod-Dock und die Schachtel enthält, in der es verpackt war.
    »Die meisten Leute hier geben ihr Taschengeld für Süßigkeiten und Chips aus.«
    »Aber sicher«, sagt Caffery trocken. »Was dagegen, wenn ich das behalte?«
    »Er braucht es vielleicht wegen der Garantie.«
    Caffery sieht ihn lange an.
    Schließlich zuckt Hurst die Achseln. »Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Fred Astaire
    Es ist Viertel nach sieben. AJ

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