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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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so, als wären sie Ungeheuer, die sich in ihrer Büchereihöhle verstecken, als Alice die Monsterjägerin hereinkam. Sie scheuchte sie eine Weile herum und versuchte, sie zu erschlagen, doch dann taten die beiden sich zusammen, jagten ihr nach und drohten, sie ebenfalls in ein Ungeheuer zu verwandeln. Sie schlitterten auf Socken über den Boden, versteckten sich hinter Bücherregalen und fuhren kreischend auf den Rollwagen herum.
    Als ihnen das zu langweilig wurde, gingen sie hinter den Empfangstresen und durchwühlten die Schubladen, wo sie – neben Kulis, Bleistiften, einem US B -Stick und zahlreichen Gummibändern – ein Paar silberne Ohrringe, einen Krimi mit abgerissener Titelseite und ein Radiergummi in Form einer »Entfernen«-Taste fanden.
    Alice entdeckte einen Pausenraum mit einer kleinen Küche. Dort fanden sie eine Kaffeekanne, Teebeutel, Zuckertütchen und im Kühlschrank fünf verschrumpelte Äpfel, einen fettarmen Joghurt, ein trockenes Stück Cheddar und eine fast volle Packung Oreos. Vier Klappstühle standen um einen Tisch, auf dem haufenweise Leseexemplare von Büchern lagen, die noch nicht erschienen waren.
    »Hier, seht mal!« Poppy hielt ein Buch hoch, auf das sie alle schon lange warteten – und das erst in zwei Monaten herauskommen sollte.
    »Bis Montag sind wir hier ungestört«, sagte Zach. Er setzte sich auf einen Stuhl, streckte die Beine aus und warf seine klamme Jacke auf den Tisch. »Wir können heute Nacht hier schlafen. Dann haben wir es warm und trocken, außerdem ist es super hier.«
    Alice kicherte. Er lächelte dümmlich die Decke an.
    »Wir müssen aber noch zum Friedhof, vergesst das nicht.« Poppy stand auf, mit der fröhlichen Alberei war es vorbei. »Wir dürfen es uns nicht gemütlich machen.«
    Und damit endete die lustige Entdeckungsreise durch die Bibliothek. Alice presste empört die Lippen aufeinander, als Poppy in die Halle zurückkehrte. Der Kleinkrieg begann von Neuem.
    Zach seufzte. Er hatte überhaupt keine Lust, in die Kälte hinauszugehen. Zudem näherten sie sich dem Ziel ihrer Mission, aber er wollte gar nicht, dass sie endete. Er mochte nicht auf den Friedhof schleichen, nur um herauszufinden, dass es doch keine Magie in der Welt gab. Es erschien viel angenehmer, sich durch die Bücherregale zu wühlen und erst am nächsten Morgen wieder über das Begräbnis der Königin nachzudenken.
    Alice sah Poppy mit böser Miene nach.
    Zach stand auf und tigerte durch das kleine Pausenzimmer. »Ihr müsst euch vertragen. Ihr seid Freundinnen. Dachte ich jedenfalls. Ihr könnt euch nicht einfach anschweigen oder auf diese komische Art miteinander sprechen, ohne wirklich zu reden, wie ihr das die ganze Zeit schon tut.«
    Alice schüttelte den Kopf. »Das verstehst du nicht. Es ist – also, für Poppy ist es einfach. Sie hat sich auf diese Sache versteift und findet, ich würde gut daran tun, mitzumachen. Entweder bin ich für oder gegen sie, verstehst du? Und so ist sie immer.«
    »Ich glaube nicht, dass es einfach für sie ist«, sagte Zach.
    Alice seufzte. »Wenn sie Freundschaft will, soll sie es sagen. Ich habe kapiert, dass die Mission wichtig ist, aber es kommt mir langsam so vor, als wäre sie das einzig Wichtige.«
    Zach seufzte noch mal und öffnete die Tür zum Leseraum.
    Poppy saß an einem langen Tisch, auf dem sie mehrere Stadtpläne, einen Atlas und einen Reiseführer ausgebreitet hatte. Sie stand auf einem Stuhl und blickte darauf herab. Die Königin lag an einem Ende des Tisches auf der Seite und hatte die schlaffen Glieder ausgestreckt.
    »Hast du ihn gefunden?«, fragte Zach.
    Poppy zuckte zusammen und wandte sich um. Offenbar hatte sie ihn nicht kommen hören.
    »Hier«, sagte sie, trat auf den Tisch und ging vor einem Stadtplan in die Hocke. »Der Friedhof von Spring Grove.«
    »Bist du sicher?«, fragte Alice. Diesmal fühlte Zach sich überrumpelt. Er hätte nicht gedacht, dass sie zu ihnen stoßen würde.
    »In meinen Träumen habe ich ihn nicht aus der Vogelperspektive gesehen, aber es sieht aus, als würde es passen«, sagte Poppy. »Wir müssen es heute Nacht machen. Ich denke, es gibt Straßenlaternen, und der Mond ist ziemlich voll. Auch ohne Taschenlampe müssten wir das Grab eigentlich finden. Und dann ist es vorbei. Versprochen.«
    Alice verdrehte die Augen.
    »Ich mache eine Kopie von diesem Stadtplan«, sagte Poppy.
    »Gut«, sagte Zach. »Sag Bescheid, wenn du fertig bist.« Er nahm ein Buch der hiesigen Lokalgeschichte vom Tisch, das

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