Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
noch etwas Geld übrig. Und es gab auch noch drei Eier mit Rösti und Toast für drei fünfundneunzig – gerade so preiswert, dass sie es sich alle leisten konnten.
Die Schüssel Chili für zwei fünfundneunzig hörte sich aber auch nicht schlecht an. Wenn man zwei fünfzig zuzahlte, gab es Pommes frites als Beilage. Vielleicht sollten sie drei Chili und einmal Pommes frites bestellen?
Bei der Vorstellung, was sie sich alles zu essen leisten konnten, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Wenn sie nicht bald zu einem Entschluss kamen, würde er alles bestellen, was auf der Karte stand. Dann kämen sie nie mehr nach Hause.
»Bin gleich wieder da«, sagte Alice, ging zur Theke und ließ ihn mit Poppy allein.
»Vielleicht solltest du ihr nachgehen«, schlug Zach vor. »Und mit ihr reden.«
»Vielleicht solltest du ihr nachgehen«, entgegnete Poppy und strich sich die nassen Strähnen hinter die Ohren.
Zach seufzte. »Jetzt sei nicht so.«
»Wie denn?« Sie starrte ihn an, ohne zu blinzeln. »Wie wäre es, wenn du mir erklären würdest, warum du die ganze Befragung ausgefüllt und dann deswegen gelogen hast? Und warum du nicht ein letztes Mal mit uns spielen wolltest?«
»Ich konnte nicht «, antwortete Zach.
»Das kann doch gar nicht sein.« Sie verschränkte die Hände, legte das Kinn darauf und sah ihn aufmerksam an.
»Ich weiß«, sagte er kleinlaut. »Ich dachte, es wäre einfacher … «
Er verstummte, als Alice mit einer Flasche Ketchup und einer anderen scharfen Soße zurückkam. Dann schlug sie die Speisekarte auf und überlegte.
»Mineralwasser kann man nachnehmen«, sagte sie. »Wir könnten eins bestellen und teilen.«
»Kostet aber einen Dollar fünfundsiebzig«, sagte Zach.
»Ich habe auch nach dem Bus gefragt«, sagte Alice, ohne einen von beiden anzusehen. »Der nächste kommt morgen um die gleiche Zeit. Ich weiß, wie man zur Haltestelle kommt. Von hier sind es noch ein paar Meilen.«
Zach überlegte, ob der Bus näher an der Stelle hielt, an der sie an Land gegangen waren. Dann wären sie in die falsche Richtung gegangen und hätten es vielleicht doch noch schaffen können. Er fragte lieber nicht nach. Poppy schwieg und biss sich besorgt auf die Lippe. Die dunklen Augen der Königin leuchteten in ihrem schlammverschmierten Gesicht und Zach dachte unwillkürlich, dass alles in ihrem Sinne lief, auch wenn er es natürlich nicht beweisen konnte.
Die Kinder grübelten immer noch über der Speisekarte, als die Kellnerin wieder kam, um ihre Getränkebestellung aufzunehmen (Leitungswasser) und ein Körbchen mit Brot und Margarine auf den Tisch zu stellen. Sie fielen darüber her, zerrissen das Brot, strichen Margarine darauf und stopften es sich in den Mund.
Zach fühlte sich gleich besser, denn seit er den Donut gegessen hatte, war eine lange Zeit verstrichen. Anscheinend ging es Poppy und Alice ebenso und sie einigten sich auf Chili mit Pommes frites, die sie bis auf den letzten verbrannten Krümel mit Ketchup und scharfer Soße aufaßen.
»Ich bin schrecklich müde«, sagte Alice und legte den Kopf auf den Tisch. »Erst die Lauferei, dann Schwimmen und die Kälte und das ganze Elend. Ich könnte auf der Stelle einschlafen. Echt, unterm Tisch. Es wäre gemütlicher als auf der Erde.«
»Wir haben es fast geschafft«, sagte Poppy leise. »Es fehlt nicht mehr viel.«
»Ich weiß«, stöhnte Alice. »Ich sage ja gar nicht, dass ich euch nicht mehr helfen will. Ich komme hier eh nicht weg, also bin ich bis zum Ende der Mission dabei. Aber wollen wir wirklich nachts auf einen Friedhof gehen und ein Grab buddeln?«
Zach schaute aus dem Fenster auf die Straße. Sie Sonne stand noch am Himmel, aber sicher nicht mehr lange. Alice hatte recht. Es würde wahrscheinlich spät werden, bis sie ihr Ziel gefunden und erreicht hatten.
»Wenn wir das heute Nacht erledigen wollen, müssen wir uns Werkzeug besorgen«, sagte er. »Etwas zum Graben und eine Taschenlampe. Das hatten wir alles in den Rucksäcken, aber die liegen auf dem Grund des Ohio River.«
Als Alice scharf Luft holte, folgte Zach ihrem Blick. Sie starrte die Puppe an, deren Kopf zum Fenster gewandt war. Poppy blickte in die gleiche Richtung, ihre Haltung ein Spiegelbild der Puppe.
» Poppy «, sagte er. »Hör auf mit dem Quatsch.«
»Was?« Sie drehte sich um und sah aus, als hätte sie keinen Schimmer, was sie meinten. Zach hatte nicht gesehen, wie sie den Kopf der Königin verdreht hatte, doch wer sollte es sonst gewesen sein? Die
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