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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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abhalten, und es waren bloß einige Sekunden, die er zu warten hatte, und schon öffnete sich der Vorhang, und da trat ihre Lichtgestalt ans Fenster, und es war für ihn wie eine Erlösung von all seinen Qualen.
    An anderer Stelle hieß es:
    Und wieder schlug er sich mit der Faust gegen den Kopf, und wieder und wieder rief er sich ins Gedächtnis zurück, wie viele Menschen ihr zu nahegetreten waren, welche Sünden sie auf sich geladen hatten, und sein Zorn wuchs, und ein Jeder würde seine gerechte Strafe bekommen und …
    Hier riss die Schrift ab.
    Er hat seine Aufzeichnungen im Schaum konserviert, dachte Trojan, genauso wie er es später mit seinen Opfern tat.
    Und damit die Papiere nicht zerstört werden konnten, hatte er sie eigens laminiert.
    Alles sollte für die Ewigkeit erhalten bleiben.
    Bald tauchten verschlungene Zeichnungen auf. Feil schien ausgiebig das chinesische Schriftzeichen für das Wort Ratte geübt zu haben. Dann kam die grobe Skizze eines Kellers zum Vorschein, gefolgt von der Zeichnung eines Rattenschädels, der in einem Mauerloch steckte.
    Wieder waren wirre Passagen zu lesen:
    Und Junker hat ihn (unleserlich) und während noch Junker (unleserlich) und wie die Ratte starb, so starb auch etwas in ihm, aber das Licht wird in Karli sein, denn Karli ist …
    Trojan wandte sich vor Erschöpfung ab. Seine Augen brannten trotz der Schutzbrille. Der Lärm der Bohrgeräte war ohrenbetäubend.
    Auch Krach brauchte eine Pause. Schließlich übernahm Trojan dessen Bohrer und Spatel, legte teils Schichten frei, teils las er. Nun hatte er Papiere vor sich, auf die Daten gekritzelt waren, gefolgt von weiteren Notizen, ein Großteil davon ergab keinen Sinn, es war der Fließtext eines Wahnsinnigen.
    Letztlich aber glaubte Trojan zu verstehen, dass es eine erste Begegnung mit Josephin Maurer bei Feils Schwester gegeben hatte. Drei Jahre später hatte er sie wiedergetroffen, wo genau, ließ sich nicht entschlüsseln. An einer Stelle hieß es:
    … das Rad dreht sich, es dreht sich immerzu, und für Karli ist es wie ein Jubel, der seine Lungen von innen zerreißt, und sie ist da, und sie hat Augen, die ihn durchstoßen, und Karli kann sich nicht rühren, auch wenn Karli groß und mächtig ist, sie spricht nicht zu ihm, aber da ist eine Kraft, die lässt ihn erbeben, und wie das Rad, in dem sie sitzen, so riesengroß, das höchste im alten Staat, so riesig ist er selbst, und sie wird …
    Das Folgende war nicht mehr zu entziffern, da Laminierung und Papier beschädigt waren.
    Trojan ließ das Werkzeug sinken, übergab es an einen Beamten der Spurensicherung und taumelte hinaus in den Hinterhof.
    Der Schweiß an den Händen, die Übelkeit und das Gefühl, die Welt würde vor ihm zurückweichen, ließen ihn das Schlimmste befürchten.
    Landsberg berührte ihn an der Schulter.
    »Nils, du bist ja kreidebleich.«
    »Ich kann, ich muss«, er keuchte, » – muss mich einen Moment hinsetzen.«
    Landsberg fing ihn auf. Als er wieder zu sich kam, saß er gegen die Hauswand gelehnt und rang nach Luft.
    Hinter den Fenstern in den Stockwerken über ihm brannten Lichter, da standen Menschen, aufgeschreckt aus ihrem Schlaf, und gafften zu ihnen herab. Unerbittlich drangen die Bohrgeräusche aus dem Keller.
    »Nils, ich schick dich jetzt nach Hause.«
    »Aber ich hab ihr doch ein Versprechen gegeben!«
    »Du legst dich für ein, zwei Stunden hin, und dann sehen wir weiter.«
    Kurz darauf fand er sich auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens wieder.
     
    In seiner Wohnung trank er eine Saftflasche leer und stopfte drei Bananen hintereinander in sich hinein, er hatte schlichtweg die Mahlzeiten vergessen. Danach legte er sich auf sein Bett und wartete ab, bis der Schwindel vorüber war.
    Einmal hatte er sogar das Gefühl einzuschlafen, aber sofort schreckte er wieder hoch und dachte an das Schicksal von Josephin Maurer.
    Er setzte sich auf und grübelte über den Wortlaut von Feils Aufzeichnungen nach. All das führte ihn doch nicht weiter, es erzählte bloß von Irrsinn und Besessenheit. Josephin war für Feil eine Lichtgestalt, er selbst sprach von sich in dritter Person und nannte sich Karli. Und darüber hinaus? Nichts. Nur wirres Zeug.
    Mit einem Seufzer ließ er sich zurücksinken, der Schwindel kam zurück, alles drehte sich um ihn herum. Das Rad, dachte er, das Rad dreht sich, das höchste im alten Staat. Was könnte Feil mit dem Staat gemeint haben? Die DDR vielleicht?
    Urplötzlich war ihm nicht mehr schwindlig. Er
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