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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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anzuquatschen. Mich! Glaubst du, ich stehe auf Typen wie dich? Schau dich doch bloß mal an!«
    Und dann wandte sie sich ab und ging zu ihrer Clique, dämliche Typen, eisschleckend und gaffend. Sie lachten. Sie lachten ihn aus.
    Einmal drehte sie sich noch kurz zu ihm um, dann verschwand sie in der Menge.
    Und ihr Schicksal war beschlossene Sache. Sie würde büßen. Im Schaum ersticken, wehrlos und erstarrt für immer ihm gehören, nur ihm.
    Weitere zehn Jahre waren seitdem vergangen, zehn düstere Jahre. Nichts hatte geklappt, weder seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann – er musste sie abbrechen, weil er panische Angst vor den schriftlichen Prüfungen hatte – noch der Eignungstest bei der Bundeswehr, man hatte ihn wegen angeblicher Herzschwäche wieder nach Hause geschickt. Nutzlose Jahre, die er als Wachmann verbrachte, schwächer als seine Kollegen, von ihnen verachtet, weil er über ihre Witze nicht lachen konnte und an ihren feierabendlichen Saufgelagen nach Dienstschluss nicht teilnahm. Stattdessen kümmerte er sich um seine behinderte Schwester.
    Veras Tränen am Grab der Mutter, während er nur stumm dastand und sich die Fingernägel in die Handflächen bohrte. Karli sein, hatte eine Stimme immerzu in seinem Kopf gehämmert, Karli ist groß, und Karli ist mächtig. Er kennt keine Tränen.
    Karli nimmt sich einfach, was er braucht.
    Er hatte die schluchzende Vera weg vom Grab der Mutter geschoben, Regen und Matsch, ein Tag, an dem es nicht hell wurde. Er brachte sie nach Hause, und sie jammerte: »Merten, Merten, lass mich jetzt nicht allein.«
    Er musste ihr aufhelfen, zum abermillionsten Mal hievte er sie aus ihrem Rollstuhl und legte sie aufs Bett, wo er sie gut zudeckte.
    »Merten, bitte, geh nicht fort.«
    Er schnappte nach Luft. Woher kamen diese Stimmen? Er kannte keinen Merten. Einen Merten gab es nicht mehr.
    Er durfte jetzt nicht aufgeben, musste an den Schaum denken. Schaum sprühte, Schaum deckte zu, Schaum war eine Macht. Unterm Schaum waren sie alle verreckt.
    Wie er den Mund dieser Frau damit verschlossen hatte! Es jagte ihm Schauer der Erregung durch den Unterleib. Er hatte sie verfolgen müssen bis vor ihre Haustür, sie war ein Opfer, das bisher in seinem Plan nicht aufgetaucht war, noch eine Person, die sich Josephin genähert hatte, noch eine Umarmung. Und Karlis Hass leuchtete auf, seine Eifersucht war strahlend hell, ein Blitzstrahl, der alles durchschlug. Schon kannte er die Adresse, das Stockwerk, die Tür, hinter der sie wohnte. Er brauchte nur den Blaumann überzustreifen, die Aerosoldosen einzustecken, um dann bei ihr zu läuten.
    Ihre Angst hatte seine Nervenenden zum Vibrieren gebracht, ihre Augen starr, weit aufgerissen, so war sie im Schaum erstickt.
    Noch schöner war es bei Nummer zwei gewesen, eine wahre Orgie voll sprühender Chemie. Allein das Wort versetzte ihn in Verzückung: Po – ly – u – re – than.
    Nur bei der Ärztin hatte er anders vorgehen müssen, weil ihr Mann ständig daheim war. Er hatte sein Steuerberaterbüro in dem Einfamilienhaus, das zudem gut bewacht zu sein schien. Der Überfall in der Tiefgarage war zwar auch nicht ganz ohne Risiko gewesen, und beinahe hätte ihn dieser Bulle erwischt, aber letztlich hatte es sich gelohnt. Auch die Seelenklempnerin hatte ihre gerechte Strafe erhalten.
    Und er rief sich das Winseln von diesem Kerl ins Gedächtnis, wie er ihm erst die Weichteile, dann die Augen eingesprüht hatte, bis schließlich sein gesamter Körper von der quellenden Masse umschlossen war.
    Und Josephin hatte mit ansehen müssen, wie er allmählich krepierte.
    »Josie«, sprach er laut, »nun weißt du, zu wem du wirklich gehörst.«
    Sie bewegte im Schlaf den Kopf. Auch sie würde im Schaum verenden. Nicht mehr lange, und sie wäre konserviert für die Ewigkeit. Erstarrt wie damals die Ratte in ihrem schäumenden Grab.
    Es wäre schon längst geschehen. Wenn Vera nicht gekommen wäre. Vera hatte den neuerlichen Plan vereitelt. Nicht mehr an sie denken, Karli hatte keine Schwester! Er spürte die Dosen in seinen Jackentaschen, das Elektrokabel. Nicht nachlassen jetzt. Vorwärts!
    Er wuchtete den Rollstuhl über die nächste Bordsteinkante.
    Grimmig dachte er an seine Mutter und an die Zeit, als er seinem Leben ein Ende bereiten wollte. Er hatte sich den Tag im Kalender rot angestrichen, Vera einen Abschiedsbrief geschrieben, der lag auf dem Tisch bereit, er musste ihn nur noch einstecken.
    Doch in der Nacht vor seinem geplanten
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