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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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z u bezichtigen.«
    Gege n hal b el f Uh r tra f Niéman s i n Annec y ein . E r fuh r durch lange , hellerleuchtet e Hauptstraßen . Recht s un d link s standen Bäume , un d i m Lich t de r Laterne n wirkt e da s spärlich e Lau b wi e ein alter , zerbröckelnde r Stoff , schimmern d wi e Seid e ode r Brokat . Am End e jede r Alle e öffnet e sic h ei n Plat z mi t kleine n Denkmälern , die wi e au s eine r Lichtquell e auftauchten : Pavillons , Brunnen , Statuen. Au f mehrer e hunder t Mete r Entfernun g ware n si e winzi g wie Kühlerfigure n ode r di e kleine n Tänze r au f Spieldosen . Al s bestünden di e Schätz e de r Stad t au s Stein , Marmo r un d Laub , verteil t au f ihre Plätz e un d Parks . E r fuh r a n de n Kanäle n entlan g – ihne n verdankte di e Stad t ih r Amsterdame r Flai r – , di e i n de r Fern e au f de n Se e und di e Lichte r de r Schwei z zuführten , un d hatt e Müh e z u glauben , daß e r nu r ei n paa r Dutzen d Kilomete r vo n Guernon , seine n Leichen, seine m grausame n Mörde r entfern t war . E r gelangt e in s Wohnviertel. Avenu e de s Ormes . Boulevar d Vauvert . Impass e de s Hautes-Brises. Namen , di e i n de n Ohre n de r einheimische n Bevölkerun g nach weiße m Marmo r klinge n mußten , de n Zeiche n de r Macht . E r ließ seine n Wage n a m Eingan g de r Sackgass e stehen , di e abwärt s führte. Di e hohe n Häuse r drängte n sic h aneinander , reic h geschmück t und erdrücken d zugleich , hi n un d wiede r getrenn t durc h Gärten , di e sich hinte r graugrüne n Mauer n verbargen . Di e Nummer , di e e r suchte, gehört e z u eine m herrschaftliche n Privathau s au s Quadersteine n mit eine r mächtige n Glasveranda . Niéman s drückt e zweima l au f die Glocke , ein e längliche , liegend e Raute , di e ei n Aug e imitierte : Der Klingelknop f wa r di e Pupille . Darunte r verkündet e ei n schwarzes Marmorschild : »Dr . Edmon d Chernecé , Facharz t für Augenheilkund e un d Augenchirurgie.«
    Kein e Reaktion . Niéman s senkt e de n Blick . Diese s Schlo ß war kei n Proble m fü r ihn , un d au f ein e weiter e Gesetzesübertretun g kam e s nich t meh r an . Geschick t hantiert e e r a n de n Feder n un d Stiften, un d bal d öffnet e sic h di e Tür . E r betra t eine n marmorgefliesten Gang . Hinweisschilde r verwiese n au f de n Wartesaal , link s a m Ende de s Flurs , doc h de r Kommissa r interessiert e sic h meh r fü r eine lederbespannt e Tü r zu r Rechten . Da s Sprechzimmer . E r dreht e den Knau f un d stan d i n eine m langen , großzügige n Rau m – de r Veranda, wi e e r erkannte , dere n Dac h un d Wänd e vollständi g verglas t waren. Irgendw o i n de r Dunkelhei t ran n Wasser.
    E s dauert e ei n paa r Sekunden , bi s Niéman s a m andere n End e des Raume s ein e Silhouett e erkannte , di e vo r eine m Waschbecke n stand.
    »Dokto r Chernecé?«
    De r Man n dreht e sic h um , un d Niéman s gin g ei n paa r Schritt e auf ih n zu . Da s erste , wa s ih m deutlic h auffiel , ware n di e gebräunten, na ß glänzende n Händ e unte r de m Wasserstrahl . Si e sahe n au s wie knorrig e Wurzeln , brau n gesprenkel t un d überzoge n vo n einem Geflech t hervorgewölbte r Adern , di e bi s z u de n kräftigen Handgelenke n reichten . »We r sin d Sie?«
    Ein e tiefe , friedlich e Stimme . De r Man n wa r ehe r klein , doc h sehr korpulen t un d schie n knap p übe r sechzig . Ein e üppig e weiß e Mähne wogt e u m sein e hoh e Stirn , di e sonnengegerb t un d fleckenübersät wa r wi e di e Hände . Ei n Profi l wi e au s Stei n gemeißelt , ei n Rumpf wi e ei n Dolmen : De r Man n erinnert e a n eine n Monolith . Ein geheimnisvolle r Felse n – un d u m s o befremdlicher , al s de r Arz t nur ei n T-Shir t un d weiß e Unterhose n trug.
    »Pierr e Niémans , Polizeikommissar . Ic h hab e geläutet , aber nieman d ha t aufgemacht.«
    »Wi e sin d Si e dan n hereingekommen?«
    Wi e ei n Zauberkünstle r i m Zirku s lie ß Niéman s sein e Finger spielen . »Ma n behilf t sich« , sagt e er.
    De r Man n lächelt e souverä n un d nah m de m Poliziste n sein e rüden Maniere n offenba r nich t übel . Mi t de m Ellenboge n dreht e e r den Wasserhah n z u un d durchquert e de n gläserne n Rau m au f de r Suche nac h eine m Handtuch . I m blaue n Lich t de r Nach t erkannt e Niémans di e Untersuchungsinstrument e eine s Augenarztes , Mikroskope, anatomisch e Darstellunge n de s menschliche n Auges , vo n inne n und außen.
    I n

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