Die purpurnen Flüsse

t auslöschte , di e unverwechselbare n Kennzeiche n eines Individuums . Ei n Mensch , de r ei n präzise s Moti v hatte : Rache.
    Niéman s zo g sic h i n de n Speiche r zurück . Bi s au f da s Hämmer n in seine n Schläfe n vernah m e r keine n Lau t i m Hau s de s Toten . Er wußte , da ß de r Alptrau m noc h nich t z u End e war : Irgendw o in diese m Hau s befan d sic h di e Leich e vo n Joisneau . Ei n paa r Stunden vo r seine m gewaltsame n To d hatt e Chernec é selbs t eine n Mord begangen.
    Niéman s durchsucht e sämtlich e Räume , di e Küche , de n Salon , die Schlafzimmer , späht e i n jed e Nische , i n Schränk e un d hinte r Betten. E r erkundet e de n Garten , stöbert e i n eine m Schuppe n unte r den Bäumen . Dan n entdeckt e e r i m Erdgescho ß unterhal b de r Treppe ein e Tapetentü r un d ri ß si e auf . De r Keller . E r stürzt e di e Treppe hinunter , währen d e r de n Hergan g rekonstruierte : Wen n e r u m halb el f Uh r abend s de n Arz t i n de r Unterwäsch e überrasch t hatte , so deshalb , wei l de r soebe n sei n blutige s Geschäf t beende t hatt e – den Mor d a n Joisneau . Deshal b hatt e e r sic h a m Telefo n nich t gemeldet. Deshal b hatt e e r sorgfälti g sei n Sprechzimme r aufgeräumt , nachdem e r de n junge n Leutnan t vermutlic h mi t eine m de r verchromten Stilett e au s de m chinesische n Federkaste n erstoche n hatte . Und deshal b hatt e e r eine n neue n Anzu g angezoge n un d di e Koffer gepackt . Blin d un d dum m hatt e Niéman s sic h höflic h mi t dem Henke r unterhalten , de r kur z zuvo r sei n unheilvolle s Wer k vollbracht hatte.
    I m Kelle r entdeckt e e r ein e spinnwebenverhangen e Konstruktion au s Metall , i n dene n Hundert e vo n Weinflasche n lagerten.
    Dunkl e Flaschenböden , rote s Siegelwachs , ockerfarben e Etiketten. E r durchsucht e jede n Winke l de s Kellers , rollt e Fässe r zu r Seite, verscho b Weinregale , bracht e si e zu m Einsturz . Wei n ergo ß sich übe r de n Boden , betäubend e Dünst e umwaberte n ihn.
    Schweißüberström t un d fluchen d stie ß e r endlic h au f ein e Falltür i m Boden . E r sprengt e de n Riege l un d öffnet e di e Klappe . Eine Grub e verbar g sic h darunter.
    I n diese m Verschla g fan d e r Joisneau , hal b versenk t i n einer schwärzlichen , ätzende n Flüssigkeit . Ringsu m lage n grüne Plastikflaschen , di e ei n scharfe s Desinfektionsmitte l enthalte n hatten. Beißend e chemisch e Dämpf e stiege n auf . Di e Säur e hatt e ihre verheerend e Verwüstun g bereit s begonnen , lie ß Körpergase entweichen , fra ß sic h in s Fleisc h un d verwandelt e e s i n gemächlich blubbernd e Blasen , au s dene n Rauc h aufstieg , vernichtet e nac h und nac h de n Menschen , de r Eri c Joisnea u gewese n war , Beamte r der Kriminalpolize i vo n Grenoble . Vo m Grun d diese s schauerlichen Grab s starrte n di e offene n Auge n de s Junge n de n Kommissa r an.
    Niéman s wic h zurüc k un d stie ß eine n wilde n Schre i aus . E r spürte, wi e sein e Rippe n sic h hobe n un d spreizte n wi e da s Gestäng e eines Regenschirms , un d e r erbrac h sei n Gedärm , sein e Wut , sein e Schuld, a n da s Weinrega l geklammert , währen d di e Flasche n mi t Getös e auf de m Bode n zerschellten.
    E r wußt e nich t genau , wievie l Zei t au f dies e Weis e verstrich , in Alkoholdünst e un d Säuredämpf e gehüllt . Doc h bal d stie g au s der Tief e seine s Bewußtseins , langsa m wi e ein e giftig e schwarz e Flut, ein e weiter e Wahrhei t auf , di e mi t diese r Hinrichtun g nicht s z u tun hatte , sonder n ei n neue s Lich t au f di e Mordseri e vo n Guerno n warf.
    Mar c Coste s hatt e au f di e Verwandtschaf t de r Materialien hingewiesen , di e a n alle n dre i Verbreche n beteilig t waren : Wasser, Eis , Glas . Niéman s begrif f jetzt , da ß nich t da s Materia l a n sic h eine Roll e spielte . Wichti g ware n di e Umständ e be i de r Entdeckun g der Leichen.
    Rém y Cailloi s wa r al s Spiegelbil d i m Wasse r gefunde n worden. Philipp e Serty s al s Spiegelbil d i m Gletschereis . Edmon d Chernecé al s Spiegelbil d au f de m Glasdach . De r Mörde r inszeniert e seine Mord e so , da ß ma n zuers t da s Abbil d de r Leiche , nich t di e Leiche selbs t entdeckte . Abe r wa s bedeutet e das?
    Waru m nah m de r Mörde r s o viel e Umständ e au f sich , u m diese Verdoppelun g z u bewerkstelligen?
    Di e Beweggründ e de r Strategi e konnt e Niéman s sic h nicht erklären , doc h e r