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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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sic h ein e riesige Marmortafe l mi t de m Tex t eine s Gebets . Kari m tra t näher . Ein feuchter , unsichere r Wind , de r beinah e zerstreu t wirkte , weht e herein un d trie b dürr e Blütenblätte r vo r sic h her . I n de m Augenblick entdeckt e e r di e Grabtafel , i m allerletzte n Boge n vo r de m End e der Halle . E r tra t nähe r un d las : Sylvai n Hérault . Gebore n i m Februar
    1951 , gestorbe n i m Augus t 1980 . Kari m hätt e ni e vermutet , daß Judith s Vate r eingeäscher t worde n war . Dies e Ar t de r Bestattung widersprac h Fabienne s Näh e zu r katholische n Kirche.
    Doc h nich t da s wa r es , wa s ih n a m meiste n verblüffte . E s waren di e Blumen , di e vo r de r Tafe l arrangier t waren : rot , lebendig , mit üppigen , feuchte n Blättern . Kari m befühlt e di e Blüten : Diese r Strauß wa r gan z frisch , e r konnt e ers t a n diese m Ta g gebrach t worde n sein. E r dreht e sic h um , verharrt e mitte n i m Schwun g un d schnippt e mit de n Fingern . Imme r wiede r ein e neu e Spur.
    Abdou f verlie ß da s Krematoriu m un d gin g di e Friedhofsmauer entlan g au f de r Such e nac h eine m Haus , eine r Baracke , der Unterkunf t eine s Wächters . E r fan d schließlic h eine n kleinen, hinfällige n Pavillo n gleic h hinte r de r Aufbahrungshalle . Au s einem Fenste r schie n ei n trübe s Licht.
    Geräuschlo s öffnet e e r di e Eisenpfort e un d stan d i n einem winzige n Vorgarten , de r vollständi g vergitter t war , wi e ein überdimensionierte r Käfig . Irgendw o erklan g ei n Gurren . Wa s war den n da s scho n wieder?
    Kari m gin g ei n paa r Schritt e – un d da s Gurre n wiederholt e sich, deutlicher , Flügelrausche n durchschnit t di e Still e wi e ei n scharfes Papiermesser . E r knif f di e Auge n zusamme n un d erkannt e i n der Dunkelhei t ein e Maue r mi t Nischen , di e ih n seh r a n das Krematoriu m erinnerte . Tauben . Hundert e graue r Tauben , di e in dunke l gestrichene n bogenförmige n Öffnunge n vo r sic h hindösten. Kari m stie g di e dre i Stufe n zu r Tü r hinau f un d läutete . Beinahe sofor t wurd e ih m geöffnet.
    »Wa s wills t d u Saukerl? « De r Man n zielt e mi t eine r Schrotflinte au f ihn . »Ic h bi n vo n de r Polizei« , erklärt e Kari m gelassen . »Lassen Si e mic h Ihne n meine n Dienstauswei s zeige n …«
    »N a klar , d u bis t ei n Bulle ! Un d ic h bi n de r Heilig e Geist . Keine Bewegung!«
    Rückwärt s stie g Kari m di e Stufe n wiede r hinunter . Die Beschimpfun g hatt e ih n elektrisiert . E s braucht e wenige r al s das , um Mordgelüst e i n ih m z u wecken.
    »Kein e Bewegung , sa g ich! « brüllt e de r Totengräbe r un d richtete di e Flint e au f Karim s Gesicht . I n seine n Mundwinkel n hatte n sich Schaumbläsche n gebildet.
    Kari m wic h noc h weite r zurück , seh r langsam . De r Man n zitterte un d ka m seinerseit s ein e Stuf e herab . E r schwan g sei n Geweh r wie ei n wackere r Baue r sein e Mistgabe l gege n eine n Vampi r i n einem billige n Gruselfilm . I m Hintergrun d flatterte n di e Tauben , die offensichtlic h di e Spannun g spürten . »Ic h bla s di r da s Hir n raus, ic h …«
    »Da s würd e mic h wundern , Alter . Dei n Geweh r is t leer. « Der Man n grinste : »Ac h ja ? E s is t frisc h geladen , Arschloch.«
    »Ma g sein , abe r d u has t vergessen , di e Kuge l i n de n Lau f zu schieben.«
    De r Man n war f eine n kurze n Blic k au f sein e Flinte , un d diese Unaufmerksamkei t nutzt e Kari m aus . Mi t eine m Sat z spran g e r die zwe i Stufe n hinau f un d stie ß mi t de r linke n Han d de n Gewehrlauf beiseite , währen d e r mi t de r Rechte n sein e Gloc k au s de m Holster riß . E r scho b de n Man n gege n de n Türrahme n un d blockiert e sein Handgelen k a n de r Kante.
    De r Totengräbe r ächzt e un d lie ß da s Geweh r fallen . Al s e r wieder aufblickte , starrte n sein e Auge n i n di e schwarz e Mündun g der Automatik , wenig e Zentimete r vo r seine r Stirn . »Hö r zu , d u Idiot«, schnaubt e Karim . »Ic h brauch e ei n paa r Auskünfte . D u beantwortest mi r mein e Fragen , un d ic h verzie h mich , ohn e Ärge r z u machen. Komplizier t wird’s , wen n d u dic h blö d stellst . Seh r kompliziert . Vor alle m fü r dich . Als o spiels t d u mit?«
    De m Wächte r quolle n di e Auge n au s de n Höhlen ; e r nickte . Aus seine m Gesich t wa r jeglich e Angriffslus t verschwunde n un d einer ungesunde n Röt e gewiche n – de m »Panikrot« , da

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