Die purpurnen Flüsse
Vierteln , Kellern , in dene n gemorde t wurde . A n eine m andere n Abend , kur z vo r einem Konzer t i n de r Ru e d e l’Ancienn e Mairie , artet e ein e Schlägere i zu eine m Massake r aus . Wiede r prallte n verfeindet e Banden aufeinander , un d Kari m sa h Kerl e mi t aufgeplatzte n Gesichter n sich au f de m Asphal t wälze n un d Mädche n mi t blutverschmierte n Haaren unte r geparkte n Auto s Schut z suchen.
E r wuch s hera n un d erkannt e sein e Stad t nich t wieder . Eine Springflu t erho b sich . Volle r Bewunderun g sprac h ma n vo n Victor, eine m Afrikane r au s Kamerun , de r sic h au f de n Dächer n der Wohnblock s Opiu m spritzte . Vo n Marcel , eine m Taugenicht s mit blatternarbige m Gesicht , de r sic h eine n blaue n Schönheitsflec k auf di e Stir n hatt e tätowiere n lasse n wi e ein e Inderi n un d mehrmals wege n tätliche r Angriff e gege n di e Polize i verurteil t worde n war. Vo n Jame l un d Sa ï d , di e ein e Sparkass e ausgeraub t hatten . Karim sa h dies e Type n manchma l vo r de m To r de r Schul e un d war beeindruck t vo n ihre m Hochmut , ihre m souveräne n Auftreten . Das ware n wei ß Got t kein e Vorstadtspießer , kein e gewöhnlichen, ungebildeten , ordinäre n Wesen , sonder n elegant e Burschen , die Klass e hatten , eine n wilde n Blic k un d sorgfälti g einstudiert e Gesten.
E r wählt e sei n Lager . Zuers t stah l e r Autoradios , dan n Wagen , und bal d hatt e e r e s z u finanzielle r Unabhängigkei t gebracht . E r freundete sic h mi t de m opiumsüchtige n Schwarze n an , den »Einbrecherbrüdern « un d vo r alle m mi t Marcel , eine m unsteten Burschen , bruta l un d angsteinflößend , de r sic h vo n morgen s bis abend s zudröhnt e un d da s Vorstadtmilie u mi t eine m distanzierten Blic k betrachtete , de r Kari m faszinierte . Marcel , de r kurzgeschoren un d wasserstoffblon d war , tru g Pelzweste n un d hört e die Ungarische n Rhapsodie n vo n Liszt , lebt e i n besetzte n Häuser n und la s Biais e Cendrars . Nanterr e nannt e e r »de n Kraken « un d dachte sich , wi e Kari m woh l wußte , ei n ganze s Geflech t vo n Ausrede n und Analyse n aus , u m seine n unausweichliche n Niedergan g zu rechtfertigen . Paradoxerweis e wa r e s Marcel , diese s Produk t der Trabantensiedlungen , de r Kari m zeigte , da ß e s noc h ei n anderes Lebe n außerhal b de r Vorstad t gab . Un d Kari m nah m sic h fes t vor, sic h herauszuarbeiten . Währen d e r eifri g stahl , verdoppelt e e r seinen schulische n Eifer , wa s keine r begreife n konnte . E r lernt e Thai- Boxen , u m sic h vo r andere n un d vo r sic h selbs t z u schützen , denn manchma l packte n ih n Anfäll e blinde r Wut , di e bestürzen d und unkontrollierba r waren . Sei n Lebe n wa r inzwische n ei n Balanceakt, ei n schmale r Grat , au f de m e r sic h i m Gleichgewich t hielt . Ring s um ih n versan k alle s i m schwarze n Schlam m de s Verbrechen s un d der Drogen . Kari m wa r siebzehn , un d di e Einsamkei t hatt e ih n wieder. Wen n e r di e Hall e de s Jugendzentrum s betra t ode r i n de r Cafeteria de r Schul e nebe n de n Flipperautomate n seine n Kaffe e trank , trat ringsu m Schweige n ein . Nieman d wagt e ih n z u belästigen , den n zu de m Zeitpunk t hatt e e r sic h bereit s fü r di e Regionalmeisterschaften i m Thai-Boxe n qualifiziert , un d jede r wußte , da ß Kari m Abdouf ohn e weitere s fähi g war , mi t eine m Fußtrit t Nasenbein e z u brechen, ohn e daz u di e Händ e vo m Trese n z u nehmen . Auc h vo n anderen Geschichte n wurd e gemunkelt , vo n Einbrüchen , Deals , unerhörten Schlägereie n … Di e meiste n diese r Gerücht e ware n falsch , doc h sie sorgte n dafür , da ß Kari m weitgehen d i n Ruh e gelasse n wurde . Der Gymnasias t macht e sei n Abitu r un d bracht e e s au f eine n seh r guten Notendurchschnitt , wa s ih m de n Glückwunsc h de s Schuldirektors eintrug . Be i de r Gelegenhei t stellt e e r überrasch t fest , da ß sogar diese r autoritär e Man n Angs t vo r ih m hatte . Kari m schrie b sic h an de r juristische n Fakultä t ein , nac h wi e vo r i n Nanterre . I n dieser Phas e stah l e r monatlic h zwe i Autos . E r verfügt e übe r mehrere Vertriebswege , di e e r ständi g wechselte . Vermutlic h wa r e r der einzig e Nordafrikane r de s Viertels , de r noc h ni e verhaftet , j a nicht einma l vo n de r Polize i belästig t worde n war . Un d noc h ni e hatt e er mi t Droge n experimentiert , auc h nich t mi t
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