Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
nicht . Abe r se i s o net t und wart e be i de n andere n a m Tor.«
    Sélie r zo g widerstreben d ab , di e Mütz e i n de n Nacke n geschoben.
    Kari m sa h ih m nach , dan n wandt e e r sic h wiede r de r offene n Tü r zu. E r beschloß , sic h de n Innenrau m anzusehen . Geduck t betra t e r den Torboge n un d schaltet e sein e Taschenlamp e ein . E r stie g di e Stufen hinab , unte r seine n Füße n knirschte n Kiesel , un d e r hatt e da s Gefühl, ei n uralte s Tab u z u verletzen . E r beglückwünscht e sic h insgeheim, da ß e r keinerle i religiös e Überzeugunge n hatte . De r Lichtstrahl durchdran g di e Dunkelheit , Kari m gin g ei n paa r Schritt e weite r und blie b jä h stehen . I m Schei n de r Taschenlamp e erkannt e e r den kleine n Sar g au s helle m Holz , aufgebock t au f zwe i Balken.
    Mi t trockene r Kehl e tra t Kari m nähe r un d betrachtet e de n Sarg , der etw a eine n Mete r sechzi g lan g wa r un d a n de n Ecke n mit gedrechselte n Säule n un d versilberte n Arabeske n geschmück t war. Angesicht s de r Zeit , di e sei t de r Bestattun g vergange n war , schie n er i n gute m Zustand . Kari m betastet e di e Fuge n un d dachte , ohne Handschuh e hätt e e r nich t gewagt , de n Sar g z u berühre n – und augenblicklic h ärgerte n ih n sein e Bedenken . Au f de n erste n Blick schie n de r Decke l unangetastet . E r richtet e de n Lichtstrah l au f die Schrauben , u m si e nähe r z u untersuchen , doc h i n diese m Augenblick erschol l übe r ih m ein e Stimme . »Wa s treibe n Si e d a unten?«
    Kari m zuckt e zusammen . Di e Lamp e fie l ih m au s de r Han d und verlöschte , währen d e r sic h umdrehte . I n de r Türöffnun g stan d eine gebückte , breitschultrig e Gestal t mi t Mütze . Kari m tastet e au f dem Bode n nac h de r Taschenlampe . »Polizei« , schaubt e er . »Ic h bin Polizeileutnant.«
    De r Man n sagt e nichts , dan n knurrt e e r unvermittelt : »Si e haben kei n Recht , hie r einzudringen.«
    De r Polizis t hatt e sein e Taschenlamp e wiedergefunde n und beleuchtet e de n Boden . E r gin g au f di e Trepp e z u un d mustert e den grimmige n Ker l i m Türrahmen . Wahrscheinlic h der Friedhofswächter . Kari m wa r sic h seh r woh l bewußt , da ß er unerlaub t hie r war : Selbs t i n eine m Fal l wi e diese m durft e eine Grabstätt e nich t ohn e schriftlich e Genehmigung , unterzeichne t von de r Familie , ode r eine n amtliche n Durchsuchungsbefeh l betreten werden.
    E r stie g di e Trepp e hinau f un d sagte : »Mache n Si e Platz . Ich komm e rauf.«
    De r Man n tra t zu r Seite . Kari m begrüßt e da s Sonnenlich t wi e ein Lebenselixier . E r zeigt e seine n Dienstauswei s un d erklärte : »Karim Abdouf . Kommissaria t Sarzac . Ware n Si e derjenige , de r die Grabschändun g angezeig t hat?«
    De r Man n schwie g un d mustert e de n Arabe r mi t farblose n Augen: Luftblase n i n graue m Wasser . »Si e habe n kei n Recht , hie r z u sein.«
    Kari m nickt e zerstreut . Di e morgendlich e Bris e vertrie b sein Unbehagen.
    »Scho n recht , gute r Mann . Streite n Si e nicht , Poliziste n haben imme r recht.«
    De r Alt e verzo g verächtlic h sein e stachelig e Oberlippe . E r stank nac h Alkoho l un d feuchte m Lehm.
    »Okay , erzähle n Si e mir , wa s Si e wissen« , fuh r Kari m fort . »Wann habe n Sie’ s entdeckt?«
    De r Alt e seufzte . »Ic h wa r u m sech s Uh r hier . Wi r habe n heute vormitta g ein e Beerdigung.«
    »Wan n ware n Si e zu m letzte n Ma l au f de m Friedhof?«
    »Freitag.«
    »Da s Gra b hätt e als o irgendwan n währen d de s Wochenendes aufgebroche n werde n können.«
    »Ja . Blo ß glaub e ich , da ß e s heut e nach t war.«
    »Warum?«
    »Weil’ s a m Sonnta g nachmitta g geregne t ha t un d i m Gra b keine Spu r vo n Feuchtigkei t is t … Als o mu ß di e Tü r a m Sonnta g noch geschlosse n gewese n sein , oder?«
    »Wohne n Si e i n de r Nähe? « fragt e Karim . »Nieman d wohn t hie r in de r Nähe.«
    De r Arabe r sa h sic h au f de m kleine n Friedho f um , de r eine friedlich e Still e verbreitete.
    »Habe n sic h scho n ma l irgendwelch e Penne r hie r rumgetrieben?«
    fragte er. »Nein.«
    »Kein e verdächtige n Gestalten ? Ode r ga b e s Fäll e von Vandalismus ? Okkult e Rituale?«
    »Nich t da ß ic h wüßte.«
    »Wa s is t mi t diese m Grab?«
    De r Wächte r wandt e de n Kop f ei n weni g zu r Seit e un d spuckt e auf de n Kies . »D a gibt’ s nicht s z u sagen.«
    »Ein e ganz e Gruf t

Weitere Kostenlose Bücher