Die purpurnen Flüsse
t und unterzo g si e eine r kurze n Musterung . Ih r Gesich t wa r flac h wi e ein Tümpel , i n de m di e große n grüne n Auge n eingepflanz t ware n wie zwe i Seerosen . Ohn e weitere n Kommenta r ba t ih n di e Schulleiterin, ih r z u folgen . Da s pseudomodern e Gebäud e sa h aus , al s se i es entwede r ni e fertiggestell t worde n ode r befind e sic h i n einer Renovierungsphas e vo n unabsehbare r Dauer . Di e seh r niedrigen Flur e ware n mi t Styroportafel n ausgekleidet , manch e vo n ihnen schlech t montiert . Di e meiste n ware n volle r Kinderzeichnungen , mit Reißnägel n angehefte t ode r direk t au f di e Wan d gemalt , darunter hin g ein e i n Auflösun g begriffen e Reih e vo n Kleiderhake n in Kinderhöhe . Alle s wa r schief , un d Kari m hatt e da s Gefühl , sic h in eine r Schuhschachte l z u bewegen , au f di e jeman d getrete n war.
Vo r eine r hal b offene n Tü r blie b di e Schulleiteri n stehe n und flüstert e i n geheimnisvolle m Ton : »Da s is t da s einzig e Zimmer , in da s si e eingedrunge n sind.«
Vorsichti g scho b si e di e Tü r auf . Si e betrate n ei n Büro , da s wi e ein Warterau m wirkte . A n de r Wan d reihte n sic h Schränk e mit Vitrinenaufsatz , i n dene n Aktenorde r un d Schulbüche r verstaut waren . Au f eine m kleine n Kühlschran k stan d ein e Kaffeemaschine. Ei n Schreibtisc h au s Eichenholzimita t verschwan d beinah e unter Grünpflanzen , di e i n wassergefüllte n Schale n stande n un d das Zimme r mi t eine m Geruc h nac h nasse r Erd e erfüllten . »Sehe n Sie«, sagt e di e Fra u un d deutet e au f ein e Vitrine . »Diese n Schran k haben si e geöffnet . Wi r habe n hie r unse r Archiv . Abe r e s sieh t nich t s o aus, al s hätte n si e etwa s gestohle n – au f de n erste n Blic k jedenfalls . Oder al s hätte n si e überhaup t etwa s angefaßt. « Kari m lie ß sic h au f die Kni e niede r un d untersucht e da s Türschloß . Nac h eine r langjährigen Karrier e al s Autodie b verfügt e e r übe r solid e Kenntniss e i n Sachen Einbruc h un d stellt e fest , da ß auc h de r Eindringling , de r a n diesem Schlo ß hantier t hatte , zweifello s ein e vergleichbar e Erfahrun g auf de m Gebie t besaß . Kari m wa r verblüfft : Waru m sollt e ei n Prof i in ein e Grundschul e i n Sarza c einbrechen ? E r nah m eine n Aktenordner heraus , schlu g ih n au f un d blättert e kur z darin . Namenslisten, Bemerkunge n vo n Lehrern , Verwaltungskorresponden z … Fü r jedes Jah r ga b e s eine n eigene n Ordner . Kari m stan d wiede r auf . »Hat nieman d wa s gehört?«
»Wisse n Sie« , antwortet e di e Frau , »di e Schul e wir d eigentlich nich t bewacht . E s gib t zwa r ein e Hausmeisterin , abe r offen gestanden …«
Kari m betrachtet e noc h imme r de n Vitrinenschrank , de r so sorgfälti g aufgebroche n worde n war.
»Wan n wa r de r Einbruc h Ihre r Meinun g nac h – Samsta g oder Sonnta g nacht?«
»E r kan n i n beide n Nächte n gewese n sein , soga r tagsüber . Ic h sage Ihne n doch , a m Wochenend e kan n hie r jede r komme n un d gehen . In unsere r kleine n Schul e gib t e s nicht s z u holen.«
»N a gut« , sagt e er . »Si e werde n auf s Revie r komme n müssen, wege n Ihre r Aussage.«
»Si e sin d ei n verdeckte r Ermittler , oder?«
»Wi e bitte?«
Di e Schulleiteri n mustert e Kari m aufmerksam . »Ic h meine , Ihre Kleidung , Ih r ganze s Auftreten« , sagt e sie . »Si e sin d ei n verdeckter Ermittler , oder ? Si e schleuse n sic h i n di e Gang s i n den Sozialsiedlunge n ei n un d …«
Kari m brac h i n Gelächte r aus . »Di e Gang s laufe n hie r nich t gerade i n Schare n herum.«
Di e Schulleiteri n ignoriert e sein e Bemerkun g un d erklärt e i m Ton eine r Expertin : »Ic h weiß , wi e da s geht . Ic h hab e einen Dokumentarfil m darübe r gesehen . Leut e wi e Si e tragen Wendejacken , inne n mi t de m Abzeiche n de r Landespolize i …«
»Madam e …« , fie l ih r Kari m in s Wort . »Wirklich , Sie überschätze n Ihr e klein e Stadt.«
E r dreht e sic h u m un d gin g zu r Tür . Di e Schulleiteri n lie f ihm nach.
»Sicher n Si e kein e Spuren ? Fingerabdrücke?«
»Ic h glaube« , ga b Kari m zurück , »da ß wi r un s angesicht s der Schwer e de s Vorfall s dami t begnüge n können , Ihr e Aussage aufzunehme n un d ein e klein e Rund e durc h di e Nachbarschaf t zu drehen.«
Di e Fra u wirkt e enttäuscht . Wiede r sa h si e Kari m aufmerksa m an.
»Si e sin d nich t au s de
Weitere Kostenlose Bücher