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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Si e wisse n e s nicht?«
    »Ic h wei ß e s nicht . Da s wa r da s Merkwürdigste . Di e Fra u hatte mic h i n völlige r Dunkelhei t empfangen . Sämtlich e Fensterläden ware n geschlossen , i m ganze n Hau s ga b e s kein e einzig e Lichtquelle. Ic h dacht e zunächst , si e hatt e da s Hau s wege n de r Hitz e abgedunkelt, abe r dan n sa h ich , da ß sämtlich e Möbe l mi t Tücher n abgedeckt waren. Es war … seh r rätselhaft.«
    »Wa s ha t si e gesagt?«
    »Da ß ih r Soh n kran k sei . Da ß e r kei n Lich t vertrage n könne.«
    »Un d Si e konnte n ih n gan z norma l untersuchen?«
    »Ja . I m Halbdunkel.«
    »Wa s hatt e er?«
    »Ein e simpl e Angina . Übrigen s erinner e ic h mic h … « De r Arzt beugt e sic h vo r un d legt e de n Zeigefinge r a n di e Lippe n – eine pedantische , herablassend e Geste , zweifello s daz u angetan , die Kliente l z u beeindrucken . Doc h Kari m wa r nich t beeindruckt.
    »Irgendwan n hab e ic h begriffe n … I n de m Augenblick , al s ic h das Laryngosko p un d mein e Stableucht e hervorholte , u m di e Kehl e des Junge n z u untersuchen , packt e mic h di e Fra u a m Handgelen k … Mit eine r Heftigkei t … Si e wollt e nicht , da ß ic h da s Gesich t ihre s Kindes sah.«
    Kari m schwieg . E r dacht e a n de n leere n Bilderrahme n a m Grab , an de n Diebstah l de r Klassenfoto s un d spürt e ei n Zucke n i m Bein.
    »Heftig , sagte n Sie . Wa s meine n Si e damit?«
    »Ic h sollt e woh l ehe r vo n Kraf t sprechen . Dies e Fra u wa r … ungewöhnlic h stark . Wobe i ma n natürlic h hinzufüge n muß , da ß sie auc h ungewöhnlic h gro ß war , übe r einsachtzig . Ein e Riesin.«
    »Un d ih r Gesicht , habe n Si e da s gesehen?«
    »Nein . Ic h sag e Ihne n doch : Da s alle s fan d weitgehen d im Dunkel n statt.«
    »Un d dann?«
    »Hab e ic h ei n Rezep t ausgestell t un d bi n gegangen.«
    »Wi e verhiel t sic h di e Frau ? Ic h meine , gegenübe r ihre m Kind?«
    »Si e schie n seh r aufmerksam , rücksichtsvoll , un d gleichzeitig distanzier t … Wen n ic h jetz t darübe r nachdenk e … dan n wa r an diese m Krankenbesuc h einige s sonderba r …«
    »Ware n Si e späte r noc h einma l dort?«
    De r Arz t unterbrac h sein e Gäng e durch s Zimme r un d war f Karim eine n ernste n Blic k zu . Au s seine m Gesich t wa r all e Jovialität verschwunden , un d de r Polizis t begrif f au f einmal , weshal b Macé sic h a n diese n Krankenbesuc h s o gu t erinnerte : Zwe i Monat e nach de r Begegnun g wa r de r klein e Jung e gestorben . Un d da s wußt e der Arz t zweifellos.
    »Kur z danac h beganne n di e Schulferien « antwortet e er , »un d … ja, Anfan g Septembe r wa r ic h noc h einma l dort , abe r di e Famili e war nich t meh r da . Ei n ferne r Nachba r sagt e mir , si e seien fortgezoge n …«
    »Fortgezogen ? Ha t Ihne n nieman d gesagt , da ß de r Jung e gestorben war?«
    De r Arz t schüttelt e de n Kopf . »Nein . Di e Nachbar n wußte n nichts davon . Da s erfuh r ic h ers t später , durc h Zufall.«
    »Wie?«
    »Be i eine r Beerdigun g au f de m Friedho f vo n Sarza c hab e ic h das Gra b gesehen.«
    »Noc h eine r Ihre r Patienten?«
    »Her r Inspektor , Si e werde n allmählic h unangeneh m … « Karim stan d auf . De r Arz t wic h zurück.
    »Un d sei t damals« , sagt e de r Polizist , »frage n Si e sich , o b Si e an diese m Ta g di e Anzeiche n eine s ernstere n Leiden s übersehe n haben. Sei t damal s lebe n Si e mi t diese m heimliche n Schuldgefühl . Abe r Sie habe n siche r Ihr e eigene n Nachforschunge n angestellt . Wisse n Sie, wi e de r Jung e gestorbe n ist? « De r Arz t scho b eine n Finge r i n den Hemdkrage n un d öffnet e de n oberste n Knopf . Schweißtropfen stande n au f seine r Stirn . »Nein . E s stimmt , ic h … ic h hab e mich tatsächlic h erkundigt , abe r nicht s erfahren . Ic h setzt e mic h mit meine n Kollege n i n Verbindung , mi t de n Krankenhäuser n der Umgebung . Nichts . Di e Geschicht e lie ß mic h nich t meh r los, verstehe n Sie? « Kari m wandt e sic h zu m Gehen . »Un d Si e wissen noc h keinesweg s alles.«
    »Wa s meine n Sie?«
    De r Arz t wa r wei ß wi e ein e Kompresse . »Da s werde n Si e seh r bald selbe r erfahren« , ga b Kari m zurück . »Got t i m Himmel , wa s hab e ich Ihne n den n getan?«
    »Nichts . Abe r ic h hab e mein e Jugen d dami t verbracht , Leute n wie Ihne n di e Auto s z u klaue n …«
    »We r sin d Si e überhaupt ? W o komme n Si e her ? Si e

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