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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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befragt e jede n Arzt , ba t ihn , i n seine r Karte i nachzusehen , und buchstabiert e jedesma l de n Name n de s Kindes , abe r keine r erinnerte sich . Kari m fluchte . E r nah m sic h di e Nachbargemeinde n vor: Cailhac , Thiermons , Value . Ers t i n Cambuse , eine r kleine n Stadt dreißi g Kilomete r entfernt , antwortet e ei n Arz t i n gleichmütigem Ton : »Jud e Itéro . Ja , sicher , ic h erinner e mic h seh r gut.«
    Kari m traut e seine n Ohre n nicht . »Vierzeh n Jahre , un d Sie erinner n sic h seh r gut?«
    »Komme n Si e i n mein e Praxis . Ic h werd e e s Ihne n erklären.«

19

    Dr . Stéphan e Mac é wa r di e modernisiert e un d eleganter e Version de s Landarzte s alte r Zeiten . Ätherisch e Gesichtszüge , lange , schmale blass e Hände , ei n sichtlic h teure r Anzu g unte r de m offene n weißen Kittel : da s perfekt e Exempla r eine s aufmerksame n und verständnisvolle n Arztes , gutbürgerlic h un d gebildet . Kari m war diese r Arz t mi t de n höfliche n Maniere n au f Anhie b zuwider. Manchma l erschra k e r regelrech t übe r dies e Wut , di e sic h i n Brocken vo n ih m abspaltet e wi e Eisberg e i n eine m private n Beringmeer.
    E r setzt e sic h au f ein e Stuhlkante , ohn e sein e Lederjacke abzulegen . Ei n Schreibtisc h au s polierte m Hol z trennt e di e beiden Männer . Ei n paa r Dekorationsstücke , wahrscheinlic h wertvoll , ein Computer , ei n Arzneimittelverzeichni s … Da s Sprechzimme r des Arzte s wa r streng , sachlich , gediegen . »Also , schieße n Si e los , Herr Doktor« , fordert e ih n Kari m ohn e weiter e Vorred e auf.
    »Könnte n Si e mi r vielleich t sagen , i n welche m Rahme n Ihre Ermittlun g …«
    »Nein. « Kari m mildert e sein e Flegelhaftigkei t durc h ei n Lächeln.
    »Tu t mi r leid , abe r da s kan n ic h nicht.«
    De r Arz t trommelt e mi t de n Finger n au f de r Kant e seines Schreibtisches , dan n stan d e r au f un d begann , i m Zimme r hi n und he r z u gehen . Diese r langhaarig e Arabe r mi t seine r bunte n Mütze bracht e ih n sichtlic h au s de r Fassung . Nac h ihre m Telefongespräch hatt e e r mi t eine r seriösere n Erscheinun g gerechnet . »E s wa r i m Juni zweiundachtzig . Ei n gan z normale r Krankenbesuch . Ic h wurd e zu eine m kleine n Junge n gerufen , de r hohe s Fiebe r hatt e … E s war mei n erste r Notdienst , ic h wa r achtundzwanzi g un d hatt e di e Praxis ebe n ers t übernommen.«
    »Erinner n Si e sic h deshal b s o gu t a n de n Besuch? « De r Arzt lächelte . Ei n Lächel n s o brei t wi e ein e Hängematte , da s Karim endgülti g i n Wu t versetzte.
    »Nein. Sie werden gleich verstehen … Ich hatte den Anruf über die Sammelzentrale erhalten und die Adresse aufgeschrieben, aber ich konnte mir nichts darunter vorstellen. Wie sich herausstellte, war es ei n kleine s Hau s i n eine r Steinwüste , fünfzeh n Kilomete r vo n hie r … Ic h hab e di e Adress e noc h … ic h geb e si e I h ne n nachher. « Karim nickt e schweigend.
    »Kur z un d gut« , fuh r de r Arz t fort , »ic h ka m z u einem heruntergekommene n Steinhäuschen , völli g isolier t gelegen . Es herrscht e ein e fürchterlich e Hitze , i n de m halbverdorrte n Gestrüpp ring s um s Hau s zirpte n di e Grille n … Di e Frau , di e mi r di e Tür öffnete , macht e eine n sonderbare n Eindruc k au f mich . Al s wär e sie i n diese r bäuerliche n Umgebun g völli g feh l a m Plat z …«
    »Inwiefern?«
    »Ic h wei ß nicht . I m Wohnzimme r stan d ei n Klavier , un d …«
    »Bauer n habe n schließlic h mi t Musi k nicht s i m Sinn , wie?«
    »Da s hab e ic h nich t gesag t … « E r verstummte . »Habe n Si e etwas gege n mich? « fragt e er.
    Kari m schaut e auf . »Wa s spiel t da s fü r ein e Rolle? « De r Arzt nickt e mi t verständnisvolle r Miene , unbeirr t liebenswürdig . Sein Mun d lächelt e nac h wi e vor , doc h i n seine n Auge n la g jetzt Besorgnis . E r hatt e de n geriffelte n Grif f de r Gloc k 2 1 erblickt , der au s de m Holste r ragte . Un d Flecke n au f de m lederne n Ärme l des Mannes , di e vielleich t getrocknet e Blutspure n waren . E r nah m seinen Gan g durc h da s Zimme r wiede r auf , zunehmen d angespannt.
    »Ic h betra t da s Zimme r de s Kindes , un d dor t wurd e mi r di e Sache definiti v befremdlich.«
    »Warum?«
    De r Arz t ho b di e Schultern . »Da s Zimme r wa r leer . Kei n einziges Spielzeug , kei n Bild , nichts.«
    »Wi e sa h de r Jung e aus?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie ,

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