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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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… Si e haben mi r nich t ma l Ihre n Dienstauswei s gezeigt , ic h werd e mich beschweren …«
    Kari m deutet e ei n Lächel n an . »Kein e Sorge , da s wa r nu r ein Scherz.«
    E r tra t i n de n Flu r hinaus . Da s Wartezimme r wa r zu m Bersten gefüllt . De r Arz t gin g ih m nac h un d hiel t ih n auf.
    »Warte n Sie« , stie ß e r hasti g hervor . »Gib t e s irgen d etwas , da s Sie wisse n un d ic h nicht ? Ic h mein e … übe r di e Todesursach e …«
    »Leide r nein.«
    Kari m dreht e de n Türknauf , doc h de r Arz t hiel t si e fest . Sein weiße r Kitte l flattert e wi e ei n Segel.
    »Wa s geh t d a vor ? Waru m dies e Untersuchun g nac h s o vielen Jahren?«
    »Heut e nach t ha t jeman d da s Gra b de s Junge n aufgesucht . Un d ist i n seine r Schul e eingebrochen.«
    »Un d … wisse n Sie , wer?«
    »Noc h nicht« , erklärt e de r Leutnant . »Abe r eine s steh t fest : Die Vorfäll e heut e nacht , da s sin d di e Bäume , hinte r dene n sic h de r Wald verbirgt.«

20

    Endlo s fuh r e r au f menschenleere n Straße n dahin . I n dieser Gegen d sahe n di e Nationalstraße n au s wi e Landstraßen , un d die Landstraße n ware n schmal e Feldwege . Unte r eine m blaue n Himmel mi t kleine n Flaumwölkche n erstreckte n sic h di e Felder , weder bebau t noc h beweidet . Hi n un d wiede r ragte n Felsnase n au s der Landschaf t un d blickte n au f klein e Täle r hinunter , di e s o einladend ware n wi e Bärenfallen . We r diese s Départemen t durchquerte, unternah m ein e Reis e i n di e Vergangenheit . I n ein e Zei t vor Erfindun g de s Ackerbaus.
    Kari m hatt e sic h zunächs t au f de n We g z u de m kleine n Haus gemacht , i n de m Jud e mi t seine r Famili e geleb t hatte . E s existierte nich t mehr . A n seine r Stell e fan d e r ein e völli g zerfallen e Ruine nebe n Felsblöcken , überwucher t vo n graue m Gestrüpp . E r hätt e nun da s Grundbucham t aufsuche n un d nac h de m Name n de s Eigentümers frage n können , doc h e r zo g e s vor , nac h Cahor s z u fahre n un d sich mi t Jean-Pierr e Ca u z u unterhalten , de m Hausfotografe n de r Schule, de r di e verschwundene n Abzüg e entwickel t hatte.
    E r hoffte , be i Ca u di e Negativ e de r Klassenfoto s z u finden , di e ihn interessierten . Zwische n de n namenlose n Gesichter n mußt e auch Jud e Itér o sein , un d Kari m empfan d mittlerweil e ei n geradezu zwanghafte s Bedürfnis , diese s Gesich t z u sehen . Zwa r ga b e s keinen Grund , weshal b e r e s erkenne n sollte , doc h e r hofft e insgehei m auf ei n Zeichen , eine n Hinwei s zwische n de n Zeilen , irgendein e Ahnung bei m Anblic k de r Abzüge . Gege n dre i Uh r nachmittag s parkt e er seine n Wage n a m Eingan g de r Fußgängerzon e vo n Cahors . Steinerne Portale , schmiedeeisern e Balkon e un d Wasserspeie r – di e ganze hochmütig e Schönhei t eine s historische n Stadtzentrums : genug , um be i Karim , de m Vorstadtkind , tiefe n Absche u z u erregen.
    E r gin g a n de n Häuser n entlan g un d fan d endlic h de n Lade n von Jean-Pierr e Cau , »Spezialis t fü r Hochzeite n un d Kindstaufen« . Der Fotogra f wa r i n seine m Studi o i m erste n Stock . Kari m stie g die Trepp e hinau f un d gelangt e i n eine n leeren , halbdunkle n Raum . Nur mi t Müh e erkannt e e r di e Bilderrahme n a n de n Wänden , au s denen Paar e i m Sonntagsstaa t herablächelten . Bürgerliche s Glüc k auf Glanzpapier.
    Kari m bereut e sofor t di e Wog e de r Verachtung , di e ih n erfaßte. We r wa r e r denn , dies e Leut e z u verurteilen ? Wa s hatt e e r statt desse n z u bieten , er , de r Bull e i m Exil , de r ni e unte r de n Wimpern junge r Mädche n z u lese n verstande n hatt e un d all e Liebe , di e i n ihm steckte , i n eine n versteinerte n Ker n verwandel t hatte , geschütz t vor fremde n Blicke n un d jegliche r Wärme ? Gefühl e setzt e e r mit Selbsterniedrigun g gleich , mi t eine r Verwundbarkeit , di e e r immer abgelehn t hatte , wi e ein e stolz e Eidechse . Abe r au f diese m Gebiet hatt e e r sei t jehe r durc h z u große n Hochmu t gesündigt . Un d jetz t saß e r i n seine m einsame n Schneckenhau s un d verdorrt e zusehends.
    »Wolle n Si e heiraten? « Kari m dreht e sic h z u de r Stimm e um.
    Jean-Pierr e Ca u wa r gra u un d porö s wi e Bimsstein . E r tru g einen ausladenden , zerzauste n Backenbart , de r vo r Ungedul d z u beben schie n un d i n auffällige m Gegensat z z u seine n müde n Auge n mit dicke n

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