Die purpurnen Flüsse
r de m Pfarrhau s vor , einem einstöckige n Betongebäud e ohn e jed e Eleganz , i n unmittelbarer Nachbarschaf t de r Kirch e mi t ihre n asymmetrische n Fenstern.
»Mein e Pfarrei « stan d au f eine m kleine n Schild . Dornengestrüp p und Brennessel n machte n sic h gegenseiti g de n Zugan g zu m Hau s streitig. E r läutete . Minute n vergingen . Schließlic h hört e Kari m drinnen gedämpfte s Geschre i un d flucht e innerlich : Da s wa r da s Letzte , was e r brauchte . Endlic h wurd e di e Tü r geöffnet.
Kari m hatt e de n Eindruck , vo r de n Überreste n eine s Schiffbruchs z u stehen . De r Pfarre r verbreitet e eine n intensive n Alkoholdunst , in seine m ausgezehrte n Gesich t wuchert e ei n unregelmäßige r Bart , und darübe r sträubte n sic h di e Haare , di e wi e mi t Asch e bestäub t wirkten. Sein e Auge n ware n gelb , de r Hemdkrage n ausgefranst , un d auf seine r Brus t prangte n Flecken . Al s Pfarre r wa r diese r Man n am Ende , ausgelaugt , sei n Verstan d schnapsumwölkt . Sein e geistliche Laufbah n hatt e nich t länge r gedauert , al s da s brennende Weihrauchfa ß seine n eindringliche n Duf t verströmt.
»Wa s wünsche n Sie , mei n Sohn? « Di e Stimm e wa r rauh , abe r fest.
»Kari m Abdou f vo n de r Polizei . Wi r kenne n uns. « De r Man n rückte seine n angegraute n Krage n zurecht . »Ac h ja , da s schein t mi r auch s o … « E r war f eine n gequälte n Blic k nac h beide n Seiten . »Habe n die Nachbar n Si e gerufen? « Kari m lächelte . »Nein . Ic h ermittl e i n einem Fal l un d brauch e dabe i Ihr e Hilfe.«
»Ac h so ? Na , dan n komme n Si e herein.«
Kari m betra t da s Haus , un d sogleic h bliebe n sein e Sohle n am Fußbode n hafte n un d löste n sic h nu r zögerlich , mi t kleinen schmatzende n Geräuschen . E r blickt e z u Bode n un d sa h glänzende Spuren , di e sic h übe r da s Linoleu m zogen . »Da s is t mein e Mutter«, schnaubt e de r Pfarrer , de m sei n Blic k nich t entgange n war . »Sie rühr t keine n Finge r mehr , abe r mach t alle s schmutzi g mi t ihrer Marmelade. « E r fuh r sic h durc h di e zerzauste n Haare . »Verrückt , sie iß t nicht s andere s mehr. « Di e Inneneinrichtun g de s Hause s war chaotisc h un d trostlos . Dekorationsfolie n verschiedene r Art , schief geklebt , imitierte n Holz , Keramik , Stoff . Durc h ein e offen e Tür erblickt e e r di e Karikatu r eine s Wohnzimmers , i n dem handgeschnitten e Quade r au s gelbe m Schaumstoff , garnier t mit unpassende n Sofakissen , al s Polstermöbe l fungierten . Au f dem Bode n lage n i n eine m Häufche n verschieden e Gartengeräte. Gegenübe r öffnet e sic h ei n andere s Zimmer , i n de m ei n Resopaltisch mi t schmutzige m Geschir r un d ei n ungemachte s Bet t standen.
De r Pfarre r schwenkt e nac h recht s in s Wohnzimmer , stolperte , fing sic h wieder . »Genehmige n Si e sic h ruhi g ei n Glas« , sagt e Karim.
»Dan n spare n wi r Zeit.«
De r Pfarre r dreht e sic h u m un d starrt e ih n feindseli g an . »Schauen Si e sic h doc h selbe r an . Si e sehe n auc h aus , al s wäre n Si e nich t i n der beste n Verfassung.«
Kari m schluckte . Sei t de m Kraftak t i m Studi o de s Fotografe n war e r ei n weni g au s de r Fassun g gerate n un d stan d noc h imme r unter de m Eindruc k seine r jüngste n Erkenntnisse . Un d nac h seiner durchwachte n Nach t dröhnt e ih m de r Kopf , i n de r Brus t spürt e er Hammerschläge . Mechanisc h fuh r e r sic h mi t de m Ärme l übe r das Gesicht , wi e ei n kleine r rotznasige r Junge . De r Pfarre r schenkt e sich ei n Gla s voll.
»Möchte n Si e auc h was? « fragt e e r mi t eine m unangenehmen Lächeln.
»Ic h trink e nicht.«
De r Geistlich e nah m eine n Schluck , un d sei n ausgemergeltes Gesich t färbt e sic h rot . Sein e fiebrige n Auge n funkelten schwefelgelb . E r stie ß ei n spöttische s Gelächte r aus . »De r Islam, wie?«
»Nein . Ic h bi n i m Diens t un d wil l eine n klare n Kop f behalten , das is t alles.«
De r Pfarre r prostet e ih m zu : »Als o dann , au f Ihre n Dienst.« Drauße n i m Flu r schlurft e di e Mutte r hi n un d her , ein e verwahrloste, alterskrumm e Erscheinung , di e eine n Top f Marmelad e a n di e Brust gepreß t hielt . Kari m dacht e a n di e aufgebrochen e Gruft , a n die Skinheads , di e Nonne , di e z u eine m absurde n Prei s alt e Klassenfotos kaufte , un d nu n dies e beide n Geisterbahngestalten . E r hatt e eine Büchs e de r Pandor
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