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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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versteh e nicht , wovo n Sie reden.«
    Schril l erho b sic h di e Stimm e de r Mutter : »Wa s is t da s fü r eine Geschichte?«
    Kari m fuh r sic h mi t de n Hände n über s Gesicht , wi e u m ein e neue Seit e aufzuschlagen.
    »Gut , ic h fang e vo n Anfan g an . Wen n Si e gan z norma l di e Schule besuch t haben , dan n ware n Si e 198 2 i n de r vierte n Klasse , oder?«
    »Abe r da s wa r vo r fünfzeh n Jahren!«
    »Un d 198 1 i n de r dritten.«
    De r Pfarre r versteift e sich , un d sein e Finge r umklammerten knacken d di e Lehn e eine s Stuhls . Trot z seine s jugendliche n Alters ähnelte n sein e Händ e dene n seine r Mutter . Bereit s gealter t und überzoge n vo n eine m Geflech t bläuliche r Adern . »Ja , da s … das könnt e hinkomme n …«
    »Als o hatte n Si e eine n Mitschüler , de r Itér o hieß . Jud e Itéro . Das is t kei n gebräuchliche r Name . Denke n Si e nach . E s is t seh r wichtig fü r mich.«
    »Nein , offengestanden , ic h … « Kari m tra t eine n S chrit t au f ih n zu.
    »Abe r Si e erinner n sic h a n ein e Nonne , di e nac h Klassenfotos gesuch t hat , nich t wahr?«
    »Ic h …«
    Di e Mutte r versäumt e kei n Wort . »D u Dreckskerl« , kreischt e sie,
    »stimm t das , wa s diese r Arabe r erzählt?«
    Si e dreht e sic h u m un d trippelt e zu r Tür . Kari m nutzt e die Gelegenheit , packt e de n Pfarre r be i de n Schulter n un d flüstert e ihm in s Ohr : »Los , erzähle n Si e schon . Verdammt e Scheiße , spucken Sie « aus , wa s Si e wissen!«
    De r Pfarre r sackt e au f eine m Schaumstoffkisse n zusammen . »Ich ha b ni e wirklic h verstanden , wa s a n de m Aben d passier t is t …«, murmelt e e r dumpf.
    Kari m kauert e sic h nebe n ihn , un d de r Prieste r fuh r fort : »An eine m Aben d i m Somme r is t si e gekommen.«
    »I m Jul i zweiundachtzig?«
    De r Prieste r nickte . »Si e stan d plötzlic h vo r unsere r Tü r … E s war fürchterlic h hei ß … di e ganz e aufgestaut e Hitz e de s Tage s … Ich wei ß nicht , warum , jedenfall s wa r ic h allei n … Ic h macht e au f … Herrgott , bi n ic h erschrocke n … Ic h wa r knap p zehn , un d diese Nonn e mi t ihre m schwarz-weiße n Schleie r stan d i m Halbdunke l vor mi r wi e ein e Erscheinun g …«
    »Wa s ha t si e gesagt?«
    »Zuers t fragt e si e mic h nac h de r Schule , nac h meine n Noten, meine n Lieblingsfächern . Ein e seh r sanft e Stimm e hatt e si e … Dann wollt e si e mein e Mitschüle r sehe n … « De r Prieste r wischt e sic h über da s schweißfeucht e Gesicht . »Ic h hab ’ ih r mei n Klassenfoto gebrach t … Di e ganz e Klass e wa r drau f … Wisse n Sie , ic h wa r sehr stolz , ih r mein e Freund e z u zeigen . Ers t dan n hab e ic h begriffen , daß si e etwa s Bestimmte s wollte . Si e sa h sic h da s Bil d seh r lan g a n und fragte , o b si e e s behalte n dürf e … U m ei n Andenke n z u haben , sagte si e …«
    »Wollt e si e noc h weiter e Foto s sehen?«
    De r Prieste r nickte , un d sein e Stimm e san k z u eine m Flüstern herab : »Si e wollt e auc h da s Fot o vo m Jah r zuvo r sehen , vo n der dritte n Klasse.«
    Kari m zweifelt e nich t mehr : Selbs t e r wen n i n de n Häuser n aller damalige n Grundschüle r nachfragte , würd e nieman d meh r die Klassenfoto s diese r beide n Jahrgangsstufe n besitzen . Wa s fü r eine absurd e Geschichte : Wi e ka m ein e Nonn e au f di e Idee , sämtliche Foto s eine r Klasse , mi t de r si e nicht s z u tu n hatte , a n sic h z u raffen? Kari m hatt e da s Gefühl , i n eine m steinerne n Labyrint h festzustecken, i n de m völlig e Dunkelhei t herrschte . I n de r Türöffnun g taucht e die Mutte r wiede r auf . Si e hiel t ein e abgegriffen e Schuhschachte l a n die Brus t gedrückt . »D u Schuft« , krächzt e sie . »Has t unser e Fotos hergegeben . Dein e Klassenfotos . W o d u s o net t warst , s o sü ß …«
    »Se i still , Mama! « De r Prieste r starrt e Kari m an . »Ic h fühlt e mich scho n damal s berufen , verstehe n Sie ? Ic h wa r wi e hypnotisier t von diese r große n Fra u …«
    »Groß ? Wa r si e groß?«
    »Ic h wei ß nich t … ic h wa r j a ers t zeh n … Abe r ic h seh ’ si e noch vo r mi r mi t ihre m schwarze n Schleie r … Si e hatt e ein e s o friedliche Stimm e … Si e wollt e di e Foto s haben , un d ic h hab e si e ihr selbstverständlic h gegeben . Ic h sa h dari n ei n Zeiche n … ic h …«
    »Schuft!«
    Kari m war f eine n Blic k au f di e zornfunkelnd

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