Die purpurnen Flüsse
un d bal d tauchte n di e mächtige n Gebirgskämm e auf. Langgestreckt e Felsgrate , wi e emporgeschobe n vo m gewaltigen Ächze n de r Erde , dan n neuerlich e Abbrüche , klaffend e Kerbe n wie di e schwarze n Wassergräbe n eine r unzugängliche n Festung . Der Ber g la g vo r ihnen . Schar f umrisse n reckt e e r sic h i n de n Himmel, entblößt e sic h un d führt e di e zerklüftet e Bastio n seine s Vorgebirges vor.
Endlic h di e strahlende , blendend e Weiße , makellos . Die schneebedeckte n Kuppen . Di e Gletscherspalten , dere n Rände r sich mi t de m Einbruc h de s Herbste s z u schließe n begannen . Niémans erkannt e Gletscherbäche , di e mitte n i m Flu ß erstarrten . Trot z des verhangene n Himmel s wa r di e Oberfläch e diese r Schlang e au s Licht gleißen d hell , wi e weißglühend . E r setzt e sein e Sonnenbrill e auf, klammert e sic h a n de n Schalensit z un d studiert e de n stigmatisierten Fluß . Au f de m klare n Grun d seine s Bette s erkannt e e r blau e Flecken, wi e ein e gefangen e Erinnerun g a n de n Himmel . I n diese r Höhe dämpft e de r Schne e de n Lär m de r Rotoren.
Vo r ih m prüft e Fann y imme r wiede r ih r GPS , ei n Empfangsgerät fü r Satellitendaten , mi t de m si e ihr e Positio n bestimmte . Si e rückte da s Mikrofo n a n ihre m Hel m zurech t un d wie s de n Pilote n an : »Dort drüben , i m Nordoste n – könne n Si e i n diese m Kesse l landen?«
De r Pilo t nickte . Mi t de r Wendigkei t eine s Spielzeug s flo g e r in eine r knappe n Kurv e au f eine n ausgedehnte n Krate r zu , de r wi e ein Bumeran g geform t war , mindesten s dre i Mete r lang , un d au f die Außenflank e de s Gipfel s überzugreife n schien . I n diese s Becken scho b sic h ein e gewaltig e Gletscherzung e vor , di e i m obere n Teil hel l un d glat t schimmert e un d gedämpfte r a m Fu ß de s Hangs , dort, w o da s Ei s sic h ballte , zusammenpreßt e un d z u Pyramide n un d blau leuchtende n Blätter n zersplitterte . »Hier . Direk t unte r uns . Di e große Spalte« , rie f Fann y de m Pilote n zu.
De r Helikopte r steuert e au f de n Ran d de s Gletscher s zu , w o die durchscheinende n Grate , stufenförmi g übereinandergeschichtet , sich z u eine r lange n Spalt e öffnete n – ei n dunkle r Riß , wi e ei n Lächel n in eine m Gesich t au s Eis . I n eine r Schneewolk e setzt e der Hubschraube r auf . De r Stur m de r Rotorblätte r zeichnet e tiefe Furche n i n de n Schnee.
»Zwe i Stunden« , brüllt e de r Pilot . »Ic h komm e i n zwe i Stunden wieder . Sons t wir d e s z u dunkel.«
Fann y stellt e ih r GP S ei n un d reicht e e s de m Mann , u m ihm mitzuteilen , a n welche m Punk t e r si e wiede r abhole n sollte . De r Pilot nickte . Niéman s un d Fanny , beid e mi t eine m gewaltige n Rucksack, sprange n z u Boden.
Sofor t ho b de r Helikopte r wiede r a b un d wa r bal d wi e vom Himme l verschluckt . I n de r Still e de s ewige n Schnee s bliebe n zwei Gestalte n zurück.
Eine n Momen t verharrte n si e stum m un d reglos . Niéman s ho b den Blic k un d mustert e de n klaffende n Abgrun d i m Eis , a n desse n Kante si e standen , zwe i winzig e Menschlei n i n eine r weiße n Wüste . Dem Kommissa r flimmert e e s vo r de n Augen , sämtlich e Sinn e ware n aufs äußerst e geschärft . E s schie n ihm , al s gewahrt e e r da s leis e Flüstern de s Eises , desse n Kristall e i m Fros t heimlic h un d vertraulich knisterten.
E r war f de r junge n Fra u eine n Blic k zu . Si e stan d mit durchgedrückte m Rückgra t un d gespannte n Schulter n un d atmete tief , al s berauscht e si e sic h a n de r kalten , reine n Luft . Offensichtlich hatt e de r Ber g ihr e Stimmun g wiede r gehoben . Nu r i n diesem gleißende n Licht , i n diese r dünne n Luf t is t si e glücklich , dachte Niémans , un d da s Bil d eine r Fee , eine r Bergnymph e ka m ih m i n den Sinn . E r deutet e au f di e Gletscherspalt e un d fragte : »Waru m diese un d nich t ein e andere?«
»Wei l nu r dies e hie r bi s z u de n Schichte n hinunterreicht , di e Sie interessieren . Si e is t a n di e hunder t Mete r tief. « Niéman s tra t einen Schrit t näher.
»Hunder t Meter ? Abe r wi r müsse n doc h nu r ei n paa r Meter absteigen , u m di e Schich t z u erreichen , di e au s de n sechzige r Jahren stammt . Be i zwanzi g Zentimeter n i m Jah r läß t sic h da s leicht berechne n … « Fann y lächelte.
»Da s is t di e Theorie . Abe r de r Gletsche r gehorch t
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