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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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t werden, wen n ic h di e Hake n in s Ei s treibe , wir d eine n riesige n Riß verursachen , mehrer e Dutzen d Mete r lang . Diese r Spal t kann senkrech t ode r waagrech t verlaufen , un d Si e müsse n sic h vo n der Wan d fernhalten . Da s veranstalte t eine n Höllenlärm , de r a n sich nicht s bedeutet , abe r Eisblöcke , Stalaktite n losreiße n kann . Sie müsse n als o Ihr e Auge n überal l haben , Her r Kommissar . Seie n Sie au f de r Hu t un d fasse n Si e nicht s an. « Niéman s prägt e sic h ihre Anweisunge n ein . E s wa r da s erst e Ma l i n seine m Leben , da ß er eine m kraushaarige n Mädche n z u gehorche n hatte . Fann y spürte offensichtlic h seine n gekränkte n Stol z un d sagt e i n eine m Ton , der amüsier t un d autoritä r zugleic h war : »Wi r werde n jede n Begrif f von Zei t un d Entfernun g verlieren . Unse r einzige r Anhaltspunk t is t das Seil . Ic h hab e hie r mehrer e Säckche n mi t j e hunder t Meter n Seil ; nur dami t kan n ic h di e zurückgelegt e Entfernun g messen . Si e folgen meine n Spure n un d halte n sic h stren g a n mein e Anweisungen . Keine Privatinitiativ e un d kein e spontane n Einfälle . Habe n Sie verstanden?«
    »Ja« , schnaubt e Niémans . »Is t da s alles?«
    »Nein.«
    Fann y mustert e de n wolkenschwere n Himmel . »Ic h hab e mic h nur wege n de s Sturm s au f dies e Expeditio n eingelassen . Wen n die Wolke n sic h verziehe n un d di e Sonn e hervorkommt , müsse n wir sofor t wiede r aufsteigen.«
    »Warum?«
    »Wei l de r Abschmelzproze ß sic h dan n ungeheue r beschleunigt. Dan n komme n Sturzbäch e vo n Schmelzwasse r vo n de n Wänden herunte r un d falle n un s au f de n Kopf . Da s Wasse r ha t ni e meh r als zwe i Grad , währen d wi r vo n de r Anstrengun g erhitz t sind . Da s ist de r erst e Schock , un d scho n dabe i kan n un s da s Her z stehenbleiben. Wen n wi r da s abe r überleben , greif t de r Kälteschoc k bal d au f den gesamte n Körpe r übe r un d mach t un s endgülti g fertig : taube Gliedmaßen , verlangsamt e Bewegunge n … Ic h mu ß Ihne n da s nicht nähe r ausführen . Innerhal b wenige r Minute n sin d wi r z u Statuen erstarr t un d hänge n bewegungsunfähi g i m Seil . Also , wa s immer passiert , w o imme r wi r un s befinde n – sobal d de r Himme l aufklart, steige n wi r s o schnel l wi e möglic h auf.«
    Ihr e Warnun g stimmt e Niéman s nachdenklich . »Da s heiß t also, da ß de r Mörde r ebenfall s eine n Stur m brauchte , u m i n di e Spalte abzusteigen? « fragt e er . »Stur m ode r Dunkelheit.«
    Be i seine n meteorologische n Nachforschunge n hatt e Niémans erfahren , da ß a m Samsta g kau m ein e Wolk e de n strahlenden Sonnenschei n übe r de r gesamte n Regio n getrüb t hatte . Fall s der Mörde r tatsächlic h mi t seine m Opfe r i m Gletscherei s gewese n war, dan n bedeutet e dies , da ß e r de n Einbruc h de r Nach t abgewarte t hatte. Abe r waru m hatt e e r solch e Umständ e au f sic h genommen ? Und waru m wa r e r anschließen d mi t de r Leich e in s Ta l zurückgekehrt?
    Niéman s marschiert e schwerfällig , behinder t durc h di e Eisen , bis a n de n Ran d de s Abgrund s un d war f eine n Blic k i n di e Tiefe : Diese Kluf t wa r nich t schwindelerregend . Fün f Mete r tiefe r wölbte n sich di e Wänd e soga r aufeinande r zu , bi s si e sic h beinah e berührten , und di e Spalt e bestan d nu r noc h au s eine r schmale n Ritze , di e a n die halbgeöffnete n Schale n eine r riesige n Musche l erinnerten.
    Fann y tra t z u ihm , un d währen d si e ein e Reih e vo n Karabinern, Haken , Schraube n a n ihre m Gürte l befestigte , sagt e sie : »Der Gletscherflu ß verläuf t unterhal b diese r Ritze , un d deshal b is t die Spalt e nac h diese m Engpa ß seh r vie l weiter . Unte n fließ t da s Wasser a n de n Wände n entlan g un d erodier t sie . Durc h dies e Ritz e müssen wi r hindurch.«
    Niéman s betrachtet e di e beide n Eiskanten , di e sic h nu r widerwillig übe r de r Schluch t z u öffne n schienen.
    »Fall s wi r noc h tiefe r i n de n Gletsche r absteige n würden , fänden wi r dan n di e Niederschläg e vergangene r Jahrhunderte?«
    »Selbstverständlich . I n de r arktische n Zon e kan n ma n i n uralte Zeite n vordringen . I n mehrere n tausen d Meter n Tief e fände n wi r die Sintflut , di e Noa h daz u gebrach t hat , sein e Arch e z u bauen . Ebenso di e Luft , di e e r geatme t hat.«
    »Di e Luft?«
    »Sauerstoffbläschen , di e i m

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