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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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imme r konserviert , wi e i n eine m kristallenen Archiv . Da s Wasse r au s de r Vergangenheit , da s wi r be i de r Leiche gefunde n haben , mu ß als o vo n eine m de r Gletsche r i n de r Umgebung stammen. « E r ho b de n Kop f un d sa h Fann y an.
    »Ic h möcht e in s Ei s eindringen , Fanny , bi s hinunte r z u den Niederschläge n au s diese r Zeit . Den n dor t ha t de r Mörde r sei n Opfer beseitigt . Ode r ha t e s dor t hingebracht , ic h wei ß nicht . Un d z u dem Zwec k brauch e ic h eine n Wissenschaftler , de r etwa s vo m Aufbau eine s Gletscher s versteh t un d di e entsprechende n Spalte n finden kann , un d eine n Bergführer , de r mi t mi r z u de n tiefere n Schichten hinunterklettert . Si e sin d beide s i n eine r Person. « Fann y hatt e sich ebenfall s niedergekauer t un d betrachtet e di e Zeichnun g i n der lockere n Erde . E s herrscht e ei n diffuses , mineralisc h graue s Licht, un d di e Auge n de r junge n Fra u glitzerte n wi e Schneesterne . Wa s sie dachte , wa r unmöglic h z u erraten . »Un d wen n e s ein e Fall e ist?« murmelt e sie . »Wen n de r Mörde r nu r Eisbrocke n mitgenomme n hat, u m Si e au f de n Gletsche r z u locken ? Di e Schichten , vo n dene n Sie sprechen , liege n i n übe r dreitausendfünfhunder t Meter n Höhe . Das is t nich t einfac h ei n Spaziergang . Dor t obe n sin d Si e exponier t und anfälli g …«
    »Dara n hab e ic h gedacht« , räumt e Niéman s ein . »Abe r i n diesem Fal l wär e e s ein e Botschaft . E s würd e bedeuten , da ß de r Mörde r uns absichtlic h dor t hinaufschicke n will . Dan n gehe n wi r ebe n hinauf. Kenne n Si e den n Spalte n i m Vallernes-Gletscher , durc h di e wi r die tiefere n Eisschichte n erreiche n können? « Fann y nickte.
    »Wi e viel e gib t e s davon? « fragt e Niémans . »I m Vallernes- Gletsche r fäll t mi r nu r ein e einzig e Spalt e ein , di e besonder s breit un d tie f ist.«
    »Seh r gut . Besteh t den n ein e Chance , da ß wi r beid e dort hinuntersteigen?«
    I n de m Momen t wurd e ei n ohrenbetäubende s Knatter n laut , un d aus de m Himme l senkt e sic h ei n Hubschraube r herab . Da s Tucker n der Rotorblätte r ka m näher , i n wenige n Meter n Entfernun g beganne n die Gräse r heftig e Welle n z u schlagen , di e Wasseroberfläch e kräuselte sich , un d de r Helikopte r setzt e au f de m Bode n auf.
    »Habe n wi r ein e Chance , Fanny? « fragt e Niéman s noc h einmal . Sie war f eine n Blic k au f di e donnernd e Maschin e un d fuh r sic h mi t der Han d durc h di e Locken . Ih r leich t geneigte s Profi l lie ß Niémans erbeben . Si e lächelte . »Si e werde n sic h anseile n müssen , Herr Polizist.«

23

    Vo m Himme l au s gesehen , teilte n sic h Erde , Felse n un d Bäume da s Gebie t i n eine r Aufeinanderfolg e vo n Gipfel n un d Tälern, leuchtende n Kuppe n un d tiefdunkle n Einschnitten . Währen d der Helikopte r di e Landschaf t überflo g un d imme r höhe r stieg, beobachtet e Niéman s diese s Wechselspie l mi t de m entzückten Staune n de s allererste n Mals , bewundert e di e dunkelgrünen Stachelfelde r de r Wälder , di e Geröllhalde n un d Moränen , die schwindelerregende n Felsformationen . E r hatt e da s Gefühl , i n diesen einsame n Horizonte n ein e tiefer e Wahrhei t de s Planete n z u erfassen, di e sic h unversehen s de m Aug e offenbarte , gewalttäti g und unbestechlich , – ein e ungebändigt e Wildnis , di e sic h de m Wille n des Mensche n au f ewi g widersetzte . Mühelo s schwebt e der Hubschraube r durc h Felslabyrinthe , folgt e unbeirr t de m Wasserlauf, desse n Zuflüss e sic h hie r widerwilli g z u eine m gleißende n Strom vereinigten . Fanny , di e nebe n de m Pilote n saß , studiert e mit gesenkte m Kop f di e Bäche , di e hi n un d wiede r flüchti g aufblitzten. Si e wa r nu n diejenige , di e bestimmte , wi e e s weiterging.
    Da s Grü n de r Wälde r zerbröckelte . Di e Bäum e bliebe n zurück, wiche n eine m niedrige n Latschenbewuchs , de r sic h bal d i n seinem eigene n Schatte n auflöste , al s hätt e e s di e Vegetatio n endgültig aufgegeben , sic h mi t de m Himme l z u messen . A n ihre r Stelle dehnte n sic h schwarz e un d grau e Felsmassen , unterbroche n von kahle m Boden , de r fas t da s ganz e Jah r hindurc h gefrore n sei n mußte. Schwärzliche s Moos , graugrün e Flechten , erstarrte r Morast , de r der Eindruc k völlige r Trostlosigkei t hervorrief . Imme r höhe r un d höher floge n sie ,

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