Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
Zwische n de n Gondel n de r Seilbah n schwärmten Gendarme n hi n un d her , uniformier t un d bewaffnet , un d die Atmosphär e wa r gespannt . Mi t verdrossene r Mien e sagt e sie : »Das erklär t imme r noc h nicht , wa s ic h hie r z u suche n habe.«
    De r Kommissa r lächelte . Di e Wolke n wälzte n sic h schwe r über de n Himme l wi e ei n Leichenzug , de r angetrete n ist , di e Sonn e zu begraben . Auc h Niéman s wa r inzwische n de r Umgebung entsprechen d gekleide t un d tru g ein e Goretex-Jack e un d eine wasserdicht e Kevlar-Hose , a n de n Knöchel n übe r de n Bergstiefeln geknöpft.
    »Gan z einfach : Ic h wil l dor t hinau f un d nac h Indizie n suchen . Und ic h brauch e ein e Führerin.«
    »Wi e bitte?«
    »Ic h werd e de n Vallernes-Gletsche r überfliegen , bi s ich irgendeine n Hinwei s finde . Un d dabe i brauch e ic h eine n Experte n – selbstverständlic h hab e ic h sofor t a n Si e gedacht. « Wiede r lächelte Niémans . »Schließlic h kenne n Si e diese n Ber g auswendi g – Ihre Worte.«
    »Komm t überhaup t nich t i n Frage.«
    »Seie n Si e vernünftig . Ic h kan n Si e al s Zeugi n z u einem Ortstermi n vorladen . Ode r ic h kan n Si e gan z einfac h al s meine Führeri n anfordern . Ma n ha t mi r gesagt , Si e seie n ein e staatlich geprüft e Bergführerin . Als o mache n Si e kein e Umstände . Wir werde n lediglic h mi t de m Hubschraube r de n Kesse l dor t überfliegen un d de n Gletsche r absuchen , un d dan n kletter n wi r noc h ei n wenig. Da s dauer t allenfall s ei n paa r Stunden. « Niéman s ga b de n wartenden Gendarme n ei n Zeichen , di e daraufhi n pral l gefüllt e wasserdichte Rucksäck e i n einige n Meter n Entfernun g au f de r Böschung abstellten.
    »Ic h hab e di e nötig e Ausrüstun g fü r di e Expeditio n heraufbringen lassen . Wen n Si e sic h vergewisser n wollen , o b …«
    »Ic h denk e überhaup t nich t daran ! Wies o ausgerechne t ich?« beharrt e sie , sture r al s ei n Rhinozeros . »Jede r beliebig e Gendarm kan n da s mache n … « Si e deutet e au f di e Männer , di e sic h hinte r ihr z u schaffe n machen . »Si e sin d doc h fü r di e Bergrettun g zuständig, wisse n Si e da s nicht?«
    Niéman s beugt e sic h z u ihr . »N a gut , Ihr e Gesellschaf t is t mir lieber . Sage n wir , ic h bi n dabei , Si e anzubaggern. « Fann y war f ihm eine n bitterböse n Blic k zu . »Her r Kommissar , vo r wenige r als vierundzwanzi g Stunde n hab e ic h ein e Leich e i n eine r Felswand entdeckt . Ic h hab e mehrer e Verhör e übe r mic h ergehe n lasse n und ziemlic h vie l Zei t au f de m Polizeirevie r vergeudet . A n Ihre r Stelle würd e ic h mi r dies e machohafte n Unverschämtheite n verkneifen!« Niéman s betrachtet e si e entzückt . Trot z de s Mordes , trot z der morbide n Stimmun g wa r e r höchs t empfänglic h fü r de n Charme diese r muskulöse n un d wilde n Frau.
    Fann y verschränkt e di e Arm e un d wiederholte : »Als o noc h einmal: Waru m ich?«
    Niéman s ho b eine n abgestorbene n Zwei g volle r grüne r Flechten vo m Bode n au f un d prüft e mi t nervöse n Hände n sein e Biegsamkeit.
    »Wei l Si e Geologi n sin d – Glaziologi n sogar« , sagt e e r schließlich. Fann y runzelt e di e Stirn . Ihr e Mien e hatt e sic h verändert . »Laut Analyse« , erklärt e Niémans , »stamm t da s Wasser , da s wi r a n der Leich e gefunde n haben , au s de n sechzige r Jahren . E s enthäl t die Spure n vo n Schadstoffen , di e heut e nich t meh r ungefilter t i n die Atmosphär e entlasse n werden . Di e Rückständ e eine s Niederschlags, de r vo r meh r al s fünfunddreißi g Jahre n al s Rege n ode r Schne e über diese r Regio n gefalle n ist . Si e verstehen , wa s da s bedeutet , nicht wahr?«
    Di e jung e Fra u schie n neugieri g geworden , doc h si e ga b keine Antwort . Niéman s kauert e sic h niede r un d zeichnet e mi t seinem Holzstöckche n übereinanderliegend e Linie n au f de n Boden . »Ich hab e mic h erkundigt . Au f de r Kupp e de r höchste n Gletscher , w o kein Abschmelze n un d Verdunste n meh r stattfindet , bilde n die Niederschläg e jede s Jahre s ei n Firnschneefel d vo n etw a zwanzig Zentimeter n Dicke , un d durc h de n Druc k neue r Schneefäll e und durc h Zusammensinter n komprimier t sic h de r Firnschne e zu Gletschereis. « E r deutet e au f di e verschiedene n Schichte n seiner Zeichnung . »Solang e nich t de r ganz e Gletsche r schmilzt , werden dies e Schichte n fü r

Weitere Kostenlose Bücher