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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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fähi g waren. Aneinandergeseil t machte n si e sic h wiede r au f de n Weg , doch diesma l i n waagerechte r Richtun g entlan g de r schimmernde n Röhre, direk t übe r de m Abgrund . I m Lich t de r Lampe n warfe n ihr e Körper Schatte n au f di e gegenüberliegend e Wand . All e zwanzi g Meter bracht e Fann y ein e neu e Sicherun g an , schlu g ein e weiter e Schraube in s Ei s un d hängt e da s Sei l ein . Diese s Manöve r wiederholt e sie mehrer e Male , un d s o legte n si e hunder t Mete r zurück . »Noch weiter? « fragt e sie.
    De r Kommissa r sa h si e an . Ih r Gesicht , scharfkanti g un d har t im Lich t de r Lampe , hatt e eine n unheilverheißende n Ausdruck angenommen . E r nickte , währen d e r i n de n Korrido r au s Ei s spähte, de r sic h i n de r unabsehbare n leuchtende n Fern e verlor . Fann y zog ei n neue s Seilbünde l hervo r un d wiederholt e da s Manöver : Haken, Seil , zwanzi g Meter , Haken , Seil , zwanzi g Mete r … Vierhundert Mete r brachte n si e au f dies e Weis e hinte r sich , doc h kein e Spur, kein e Markierun g deutet e darau f hin , da ß de r Mörde r vo r ihne n hier gewese n war . Bal d hatt e Niéman s da s Gefühl , da ß di e Wänd e vor seine n Auge n z u wanke n begannen , auc h hört e e r imme r wiede r ein leise s Klirre n un d ei n ferne s höhnische s Gelächter . Alle s wurde hallend , phosphoreszierend , unsicher , un d e r fragt e sich , o b e s so etwa s wi e eine n Gletscherrausc h gab . E r war f eine n Blic k au f Fanny, di e unbeirr t Schraube n in s Ei s dreht e un d nicht s z u bemerke n schien.
    Beklemmun g schnürt e ih m di e Kehl e zu . Vielleich t hatt e er Halluzinationen , vielleich t ware n die s di e erste n Anzeichen , da ß sein Körper , sei n Gehir n ih n vo r Erschöpfun g i m Stic h ließen . Ei n Zittern erfaßt e ihn , di e Kälte , di e ih m bi s i n di e Knoche n gedrunge n war, schüttelt e ih n stoßweise . E r klammert e sic h a n jed e Schraube , di e er passierte , schwerfälli g bewegte n sein e Füß e sic h vorwärts . Seine Auge n tränten , währen d e r Fann y einzuhole n versuchte , un d er fürchtet e au f einma l z u fallen , wei l sein e Bein e ih n nich t länger trugen . Un d sein e Halluzinatione n nahme n zu . Di e blaue n Wände wogte n au f un d niede r un d strahlte n imme r helle r i m Lich t seiner Lampe . Au s alle n Richtunge n hallt e da s Ech o leiser , lachender Stimmen . Gleic h würd e e r abstürzen . In s Leere . I n seine n eigenen Wahnsinn . Hal b erstick t stie ß e r hervor : »Fann y …«
    Di e jung e Fra u dreht e sic h um , un d Niéman s begriff , da ß e r nicht phantasierte.
    Ih r Gesich t wa r nich t meh r vo n de n harte n Kontraste n de r Lampe strukturiert , sonder n leuchtet e vo n eine m helle n Licht , s o intensiv, da ß di e Quell e sic h nich t bestimme n ließ . Fann y hatt e ihre strahlende , souverän e Schönhei t wiedergefunden . Niéman s warf eine n Blic k ring s u m sic h un d sah , da ß di e Wänd e i n eine m farbigen Feuerwer k explodierten . Un d da ß a n manche n Stelle n de r Wan d das Wasse r i n senkrechte n Bäche n i n di e Tief e stürzte.
    Nein , e r halluziniert e nicht . I m Gegentei l – e r hatt e ei n Phänomen wahrgenommen , au f da s Fanny , di e z u seh r mi t de r Fixierun g des Seil s beschäftig t war , nich t geachte t hatte . Di e Sonne . A m Himmel übe r ihne n hatt e de r Stur m di e Wolke n vertrieben , un d e s wa r die Sonne , di e diese s helle , diffus e Lich t tie f i n de n Gletsche r eindringen ließ . Dahe r auc h de r intensiv e Widerschei n un d da s Knacke n und Knister n i m Eis , da s ih n a n Gelächte r erinner t hatte . Di e Temperatur stieg . De r Schmelzproze ß hatt e eingesetzt . »Scheiße« , keuchte Fanny , di e ebenfall s begriffe n hatte . Sofor t eilt e si e ei n paa r Schritte zurüc k un d prüft e di e Eisschraube , di e si e zuletz t eingedreh t hatte un d dere n Gewind e bereit s sichtba r war , währen d vo n obe n das Wasse r herabfloß . Ihr e Seilschaf t würd e zwangsläufi g abstürzen . Im freie n Fal l i n di e Tief e de r Gletscherspalte . »Gehe n Si e zu r Seite«, befah l Fanny.
    Niéman s tra t eine n zögernde n Schrit t zurüc k un d versuchte , sich nac h link s z u verlagern . Sei n Fu ß glit t aus , e r zuckt e zurück , den Rücke n zu m Abgrun d gewandt , un d ri ß hefti g a m Seil , u m sein Gleichgewich t wiederzufinden . E r spürt e un d hört e alle s gleichzeitig: de n Haken

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