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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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, de r au s de r Wan d brach , di e Steigeisen , di e übe r da s Eis scharrten , Fanny s Faust , di e ih n i n letzte r Sekund e a m Krage n packte un d gege n di e Wan d drückte . Eiswasse r spritzt e ih m in s Gesicht , und Fann y flüstert e ih m in s Ohr : »Rühre n Si e sic h nich t vo n de r Stelle.«
    Niéman s erstarrte , a n di e Wan d gepreßt , keuchend . Fann y drückte sic h a n ih m vorbei . E r spürt e ihre n Atem , ihre n Schweiß , ihre weiche n Locken . Mi t atemberaubende r Geschwindigkei t schlu g sie zwe i neu e Hake n in s Ei s un d befestigt e sei n Sicherungsseil.
    Währen d si e dies e Handgriff e verrichtete , wa r au s de m Plätschern, da s au s de m Abgrun d heraufklang , ei n Heule n un d Tose n geworden, un d da s Wasse r rauscht e i n Strömen . A n de n Wände n flosse n Bäche herab , Eisbrocke n stürzte n i n di e Tief e un d zerschellte n au f dem Sims . Niéman s schlo ß di e Augen , fühlt e sic h davongleite n un d war darau f gefaßt , vo n diese m Spiegelpalas t ohn e Ecken , Entfernungen, Perspektive n verschlunge n z u werden.
    Fanny s Aufschre i holt e ih n i n di e Wirklichkei t zurück . E r wandte de n Kop f un d sa h link s vo n sich , wi e si e sic h in s Sei l stemmte , als strebt e si e vo n de r Wan d fort . Mi t gewaltige r Anstrengun g stan d er au f un d kämpft e sic h durc h strömende s Wasser . Abermal s rutscht e er au s un d hin g i m Gurt , di e Finge r u m da s Sei l geklammert , drehte sic h i m Krei s wi e ei n Erhängter , un d al s e r wiede r feste n Hal t unter de n Füße n spürte , durchquert e e r eine n Sturzbach , u m z u ih r zu gelangen . Waru m wic h si e vo r de r Wan d zurück , de m einzigen halbweg s sichere n Hal t übe r de m Abgrund?
    Fann y zeigt e mi t de m Finge r auf s Eis . »Da« , flüstert e sie.
    »Schaue n Sie!«
    Niéman s bracht e sic h i n ein e Position , vo n de r au s e r ihrer Blickrichtun g folge n konnte . Un d traut e seine n Auge n nicht.
    A n de r durchscheinende n Mauer , eine m regelrechte n Spiege l aus bewegte m Wasser , wa r di e Silhouett e eine r i m Ei s gefangenen menschliche n Gestal t aufgetaucht . I n Fötalposition . De n Mun d zu eine m stumme n Schre i aufgerissen . Ei n bla u angelaufene r un d von Wunde n übersäte r Körper , verzerr t durc h di e feine n Wasserschleier, di e unaufhörlic h übe r diese s Bil d rannen.
    Trot z seine r Betäubung , trot z de r Kälte , di e si e bal d beide umbringe n würde , begrif f de r Kommissa r au f de r Stelle , da ß e r hier nu r da s Abbil d de r Wahrhei t erblickte . E r sichert e sein Gleichgewich t au f de m abschüssige n Sim s un d dreht e sic h u m die eigen e Achse , bi s e r di e Wan d gena u gegenübe r sehe n konnte.
    »Nein« , murmelt e er . »Dort.«
    E r konnt e de n Blic k nich t vo n de r gegenüberliegende n Mauer losreißen : Dor t steckt e di e leibhaftig e Leich e fest , dere n blutige Umriss e sic h mi t ihre m Spiegelbil d deckten.

25

    Niéman s legt e di e Akt e au f de m Schreibtisc h a b un d fragte , an Hauptman n Barne s gewandt : »Wies o sin d Si e s o sicher , da ß dieser Man n mi t unsere m Opfe r identisc h ist?«
    »Sein e Mutte r wa r vorhi n be i uns« , antwortet e de r Gendar m in eine m Ton , de r jede n Zweife l ausschloß . »Si e sagt , ih r Soh n sei heut e nach t verschwunde n …«
    De r Kommissa r stan d wiede r i n eine m Bür o i m erste n Stoc k der Gendarmerie . Ers t jetzt , i n de m dicke n wollene n Rollkragenpullover, de n e r trug , wurd e ih m allmählic h warm . Ein e Stund e zuvo r hatt e es Fann y geschafft , si e beid e weitgehen d unversehr t au s der Gletscherspalt e an s Tageslich t z u befördern . Da s Glüc k hatt e auf ihre r Seit e gestanden : I m selbe n Augenblick , al s si e au s de r Tiefe auftauchten , flo g de r zurückkehrend e Helikopte r übe r si e hinweg.
    Seitde m mühte n mehrer e Bergrettungsmannschafte n sic h ab , die Leich e au s ihre m eisige n Gra b hervorzuholen , währen d der Kommissa r un d Fann y Ferreir a i n di e Stad t zurückgekehr t ware n und di e vorschriftsmäßig e ärztlich e Untersuchun g übe r sic h hatten ergehe n lassen . Al s Niéman s i n de r Gendarmeri e eingetroffe n war, hatt e Barne s sofor t eine n weitere n Vermißte n erwähnt , de r mi t der entdeckte n Leich e identisc h sei n könnte : Philipp e Sertys, sechsundzwanzig , unverheirate t un d Hilfspflege r i m Krankenhaus vo n Guernon . Niémans , ein e Tass e heiße n Kaffe e

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