Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
ich wie eine Statue, die mit beiden Händen einen schwarzen Nerzmantel hochhält, und Genossin Olga quiekt. Der Regisseur weist mich an, die Arme ganz langsam sinken zu lassen und den Nerzmantel über der Leiche auszubreiten. In Trance nehme ich die Pillendose, gehe in Zeitlupe in den Waschraum. Dort treffe ich Jochen mit Chefarzt Höller. Ich drücke Jochen wortlos die Pillendose in die Hand, gehe weiter zum Waschtrog, lasse Wasser über meinen Puls laufen, halte mir ein nasses Handtuch vors Gesicht. Das Publikum drängt in den Raum, Dr. Kluge hält es zurück und gibt Anweisungen, den Hoteleingang zu bewachen und niemanden herauszulassen. Die Polizei komme gleich. Genossin Olga zeigt auf mich und quiekt :“Mörderin, Mörderin, Mörderin!“ Ich wende mich zu der Bank. Höller untersucht Marianne, riecht an ihr und sagt:
„Zyankali“.
Jochen faßt mich bei den Schultern, rüttelt mich und schreit:
„Wach auf! Wach endlich auf!“
Ich weiß nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Jochen packt mich, und zerrt mich aus dem Raum, schiebt mich durch die Menschen, die neugierig draußen lauern, zum Fahrstuhl. Wir fahren in die 3. Etage, wo die Verwaltung ist, stolpern in sein Büro, und dort drückt er mich auf die Couch. Er holt mir ein Glas Wasser aus dem Kühlschrank und flößt es mir ein. „Komm zu Dir! Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis die Polizei kommt. Nimm Dich zusammen.“
Langsam komme ich wieder in der Gegenwart an.
„Was ist los?“ frage ich mit schwerer Zunge.
„Das frage ich Dich!“ schreit er.
„Marianne ist tot“, sage ich. „Das weiß ich“, brüllt er, „aber was ist passiert?“
Ich versuche meine Gedanken zu ordnen und erzähle ihm alles.
„Du meinst, während Du draußen warst, hat sie Zyankali geschluckt?“
„Während ich draußen war, hat sie die Kapsel geschluckt, die Du mir gegeben hast.“
„Red keinen Unsinn“, sagt er eindringlich.
„Wenn Du der Polizei sagst, Du habest über mich von Mariannes Arzt eine Giftkapsel bekommen, glaubt Dir das kein Mensch und Du machst Dich verdächtig.“
„Aber die Kapsel war weg, die Dose leer, und Marianne ist tot“, schluchzte ich verzweifelt. „Ja, aber das darfst Du nicht sagen. Es muss eine andere Erklärung geben. Der Arzt hat mir kein Gift gegeben.“
„Aber diese de Keijzer schreit Mord und Verrat und behauptet, ich hätte Marianne das Zyankali verabreicht.“
Jochen überlegte:
„Du musst das bestreiten. Hörst Du? Mach einfach in der Hinsicht keine Angaben. Du kriegst einen guten Anwalt.“
Es klopfte. Ich streckte mich lang und schloss die Augen. Zwei Kriminalbeamte traten ein. „Mein Name ist Kunze, und das ist mein Kollege Sondermann“, stellte sich der eine vor.
„Sie sind wohl Herr Fischer? Und die Dame dort ist....“,
„Frau Krause, meine Hotelmanagerin“, beeilte sich Jochen zu sagen.
„Es geht ihr nicht gut, sie steht unter Schock.“
„Verstehe ich gut“, nickte Kunze, „benötigen Sie einen Arzt?“
Ich rappelte mich hoch.
„Nein... nein, es wird schon ohne gehen“, antwortete ich und versuchte schwach zu lächeln. „Ich habe eine ganze Menge Fragen“, fuhr Kunze fort.
„Sie waren ja wohl beim Tod der Frau Fischer zugegen?“
„Nicht ganz“, korrigierte ich, „Ich war an der Garderobe. Frau de Keijzer war dabei“.
„Tja, und gerade die beschuldigt Sie, Frau Fischer vergiftet zu haben. Sie haben ihr eine Kapsel und ein Glas Wasser zum Einnehmen gegeben.“
„Ich habe Frau Fischer ein Glas Wasser gebracht. Herr Fischer hatte mich gebeten, mich um seine Frau zu kümmern. Wir hatten sie alle schon eine Weile nicht mehr gesehen. Sie war auf der Toilette und musste sich übergeben. Es wäre sinnlos gewesen, ihr ein Medikament zu verabreichen, wenn der Magen nicht in Ordnung ist und es gleich wieder herauswürgt. Sie fror, und ich habe ihren Mantel aus der Garderobe geholt. Als ich zurückkam, war sie tot.“ „Schön und gut, aber wir haben die Zeugin, die behauptet, auf dem Tisch neben der Bank stand ein Pillendöschen mit einer Kapsel und Sie hätten gesagt, das sei ein Medikament von ihrem Arzt. Wir haben weder die Dose noch die Kapsel gefunden. Die Zeugin sagt, Frau Fischer hätte die Kapsel geschluckt und bald darauf zu röcheln angefangen. Dann sei sie sehr schnell verstorben, und als Sie zurückkamen, war die Pillendose noch auf dem Tisch. Haben Sie sie an sich genommen?“
„Ich kann mich nicht daran erinnern“, sagte ich, „ich war wie in
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