Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Trance.“
„Wenn ich es recht verstanden habe“, mischte sich plötzlich mit schneidender Stimme der Beamte Sondermann ein, „haben Sie mit Herrn Fischer ein Verhältnis.“
Dabei sah er Jochen an, der es bestätigte.
„Wollten Sie sich scheiden lassen, Herr Fischer?“
„Nein, meine Frau war sehr krank“, sagte Jochen bedrückt.
„Na, dann hatten Sie doch ein geradezu klassisches Motiv“, fuhr er mich an.
„Kommen Sie, machen Sie ein Geständnis. Es ist für uns kein Spaß in der Neujahrsnacht eine verstockte Mörderin zu vernehmen.“
„Ich bin keine Mörderin“, weinte ich.
„Ach, nein? .... Na, gut. Frau Krause ich nehme Sie vorläufig fest wegen des Verdachts Marianne Fischer ermordet zu haben.“
Handschellen schlossen sich um meine Handgelenke. Ich wurde über den Gang zum Fahrstuhl und durch die Hotelhalle, vorbei an den gaffenden Menschen zu einem vor dem Eingang wartenden Polizeiauto geführt.
Es ging ins Untersuchungsgefängnis Frankfurt. Dort musste ich eine Menge Formalitäten über mich ergehen lassen. Ich wurde von allen Seiten fotografiert, Fingerabdrücke wurden genommen, der Inhalt meiner Handtasche genau registriert. Ich erhielt eine Quittung darüber. Dann legte man mir Bettwäsche und ein Anstaltsnachthemd auf eine Theke und befahl mir mitzukommen. Ich hatte gesagt, dass ich ohne Anwalt keine Angaben mehr machen würde. Das hatte ich schon so oft in Fernsehkrimis gehört. Als ich es nun selbst sagte, erschien mir alles doppelt unwirklich. Jochen würde mir einen Anwalt schicken, und dann würde der Spuk bald vorüber sein. Eine Menge von Gittertüren musste ich passieren, die jedes Mal auf- und wieder zugeschlossen wurden.
Die Nacht war für die Gefängnisinsassen schon vorüber, als ich um 7.00 Uhr zu Anne-Kathrin in die Zelle trat, die bereits angezogen auf ihrem Bett saß und mich neugierig begutachtete.
Wie gut ist es doch, dass das Schicksal mit uns gnädig verfährt. Es sagt uns nicht, was es im Laufe unseres Lebens für uns bereithält. Wenn wir das von vorneherein wüssten, müssten wir schon am Tage unserer Geburt verzweifeln. Ich hatte an diesem Morgen keine Vorstellung davon, wie tief ich noch stürzen würde, und dass ich diesen Absturz nicht überleben sollte
Kapitel XII
Ännchen hatte ihr Urteil erhalten: 10 Jahre Gefängnis. Sie war verzweifelt.
„Ich komme frühestens in 7 Jahren heraus“, schluchzte sie.
Sie packte ihre Sachen und wurde dann ins Frauengefängnis verlegt. Wir verabschiedeten uns und ich sagte aus nachvollzieh baren Gründen: „Auf Nimmerwiedersehen, Ännchen von Tharau, und alles Gute“. Wir hatten monatelang zusammen gewohnt, uns persönliche Dinge anvertraut, und trotzdem war ich froh und erleichtert, als sie ging. Ich hatte das Gefühl, dies sei der erste Schritt zu meiner Freiheit. In 3 Tagen würde mein Prozeß beginnen, und ich wollte daran glauben, dass er mit meiner Entlassung endete. Mark hatte erreicht, dass ich in eine Einzelzelle verlegt würde. Er wollte nicht, dass ich weiterhin mit „diesen Kriminellen“ zusammenhausen müsse. Ich hatte wenig Kontakt zu den übrigen Insassinnen des Untersuchungsgefängnisses gehabt. Die meisten saßen jedenfalls nicht unschuldig ein, und deshalb glaubten sie auch meinen Beteuerungen nicht, was mir aber gleichgültig war. Da die Verweildauer in einem Untersuchungs-Gefängnis zwangsläufig relativ kurz ist, konnten sich auch kaum Hierarchien entwickeln. Einige führten zwar das große Wort, waren dann aber bald – entweder abgestraft oder freigesprochen – verschwunden. Man neidete mir meine Fresspakete, die Jochen immer weniger persönlich bei mir ablieferte, sondern durch Mark zustellen ließ „mit ganz lieben Grüßen“. Er bedauerte, wegen der vielen persönlichen Probleme nicht vorbeikommen zu können. Aber ich würde ja bald herauskommen.
Ich lag in meiner Zelle und starrte zur Decke. Was würde sein, wenn ich denn wirklich herauskäme? Meine Einstellung zu Jochen hatte sich verändert. Immer wieder überlegte ich, ob er mir die Giftkapsel gegeben hatte und ob er mich benutzt hatte, damit ich seine Frau aus dem Weg räumte. Meinte er, dass ich für seine Freiheit und unsere gemeinsame Zukunft auch etwas tun müsse? Aber wir konnten doch nicht da anfangen, wo wir am 31. Dezember aufgehört hatten. Ich hatte einen Arbeitsvertrag mit ihm; zumindest beruflich würden wir zunächst zusammenbleiben müssen. Würde unsere Liebe
Weitere Kostenlose Bücher