Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
derartig hohen Gehalt. Das ist doch zumindest ungewöhnlich.“
„Nun, ich hatte mich auf Mallorca in Frau Krause ver liebt und habe alles daran gesetzt, sie wieder zu sehen. Danach wollte ich sie einfach in meiner Nähe haben. Sehen Sie, meine Frau war sehr krank. Sie war nicht in der Lage, mich zu irgendwelchen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu begleiten. Sie hatte eine furchtbare Angst, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Am Anfang glaubte ich, sie würde es lernen. Aber sie trank sich Mut an und wurde dadurch zur Alkoholikerin. Ich dachte, ich könne eine attraktive Frau für mein Hotel gebrauchen. Und es wäre dann unverfänglich, wenn ich in Begleitung meiner Hotelmanagerin zu gesellschaftlichen Anlässen erschiene. Darüber hinaus war ich sehr erstaunt, wie schnell sich Frau Krause einarbeitete und wie gewandt sie ihre Aufgaben erledigte.“
„Haben Sie mit ihr über Heirat ge sprochen?“
„Also, dazu haben wir, ehrlich gesagt, überhaupt keine Zeit gehabt. Wir haben in den letzten Monaten geschuftet. Es gab zu solchen Überlegungen bisher auch keinerlei Anlass.“
„Mit welchen Zusagen haben Sie Frau Krause denn bewegt, ihre Stelle aufzugeben und bei Ihnen eine – vorsichtig ausgedrückt - unsichere Zukunft zu beginnen?“ fragte der Staatsanwalt zweifelnd.
„Alles eine Sache des persönlichen Charmes,“ grinste Jochen.
„War es auch Ihr persönlicher Charme, dass Frau Krause, ohne zu fragen, eine Medikamentenkapsel von Ihnen annahm, um sie Ihrer Frau zu geben?“
„Ich habe ihr kein Medikament gegeben. – Und wieso, ohne zu fragen?“
„Herr Fischer,“ begann der Vorsitzende wieder, „Ihre Frau hat Zyankali geschluckt. Sie haben uns berichtet, dass sie Alkoholikerin war und Angst hatte, sich in Gesellschaft zu bewegen. Warum haben Sie sie dann mit auf diese Sylvesterfeier genommen?“
„Außer Entziehungskuren war meine Frau jahrelang in psychiatrischer Behandlung, um diese Ängste und Depressionen loszuwerden. Ihr Arzt, Dr. Kroner, ist ein anerkannter Fachmann. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, denn es lag mir sehr viel daran, dass meine Frau an dieser Party, die ja die Krönung meines bisherigen Berufslebens war, teilnähme. Außerdem habe ich mich bemüht, sie aus ihrer Isolationen herauszuholen. Jeder andere wäre glücklich gewesen, an einem solchen Ereignis teilnehmen zu dürfen. Dr. Kroner überzeugte Marianne davon, dass sie irgendwann einmal, und am besten an Sylvester, den Schritt in die Öffentlichkeit tun müsse. Er war ja auch anwesend und hatte mit ihr vereinbart, dass sie sofort zu ihm käme, wenn sie eine ihrer Panikattacken bekäme.“
„Besonders aufbauend für Ihre Frau war vermutlich auch die Tatsache, dass die Geliebte ihres fürsorglichen Ehemannes auf dem Fest anwesend war,“ bemerkte der Staatsanwalt sarkastisch. „Ich bin sicher, dass meine Frau von diesem Verhältnis nichts wusste. Frau Krause war für sie unsere Hotelmanagerin.“
„Wenn wir mal unterstellen – rein hypothetisch – Ihre Frau habe Selbstmord begangen, dann hat sie es eben doch gewusst.“
Jochen zuckte die Schultern.
MIR hatte er gesagt, er wolle erkunden, wie stabil seine Frau sei, denn natürlich müsse er sich irgendwann von ihr scheiden lassen. Wenn sie die Party problemlos überstehe, sei das ein wichtiger Schritt voran.
„Herr Fischer,“ der Staatsanwalt hakte nach, „wir haben Zeugenaussagen, nach denen Ihre Frau aus einem Pillendöschen eine Kapsel genommen und geschluckt hat. Wir haben ein solches Döschen nicht gefunden. Einer Aussage zufolge sollen Sie Frau Fischer einen Briefumschlag mit dem Pillendöschen gegeben haben. Was sagen Sie dazu. Wo ist diese Dose?"
„Ich weiß es nicht. Ich habe Frau Krause auch nichts dergleichen gegeben.“
„Wie erklären Sie sich dann, dass wir im Papierkorb der Toilette einen Briefum schlag gefunden haben, auf dem Ihre Fingerabdrücke sind, zusammen mit denen von Frau Krause?“ Sofort mischte sich Mark ein.
„Der Zeuge muss das nicht erklären. Es ist Aufgabe der Staats anwaltschaft so etwas zu ermitteln. Die Angeklagte und der Zeuge arbeiten in dem Hotel. Es gibt sicherlich den einen oder anderen Briefumschlag, den beide in den Händen hatten. Die Staatsanwaltschaft hat bisher außer vagen Spekulationen keinerlei konkrete Beweise vorgetragen.“
„Noch Fragen an den Zeugen?“
Der Vorsitzende beendete das Verhör. Jochen wurde entlassen. Er stand auf, sah mich an, spitzte seine Lippen zum Kuss und
Weitere Kostenlose Bücher