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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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Plötzlich hatte ich ein grenzenloses Gefühl der Überlegenheit, und eine geradezu lüsterne Mordlust stieg in mir auf. Es war, als wenn sich in meinem Bauch giftige Gase bildeten, die durch meinen Körper zogen und mein Hirn einnebelten. Ich wollte ihn töten, denn ich musste mich unbedingt von diesem Albtraum befreien. Aber wie?
     
    „Rosi?“
    Die Badezimmertür hatte sich geöffnet. Das war die Stimme von Brigitte.
    „Du wirst gesucht. Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, ja, ich komme.“
    Ich öffnete die Klotür. Brigitte sah mich besorgt an.
    „Ich habe gesehen, wie Du blass und schwankend das Zimmer von Fischer verlassen hast. Hat er Dir was getan?“
    „Ach,“ antwortete ich so gleichmütig wie möglich.
    „Mir ist schon seit gestern so koddrig. Aber es geht wieder. Gut, dass Wochenende ist. Ich werd mich einfach nicht aus dem Bett bewegen.“
    „Der Chef erwartet uns im Ärztezimmer. Er hat uns etwas zu sagen. Du sollst dazukommen.“
     
    Das musste was Wichtiges sein. Chef, Oberarzt, Oberschwester, die Stationsärztin und Suleika warteten. Sie begrüßten uns fast gleichzeitig mit:
    „Da seid Ihr ja!“
    „Also“, begann der Professor.
    „Wir wollen bei Herrn Fischer eine Herztrans plantation wagen. Anders hat er kaum noch eine Chance, das nächste halbe Jahr zu überleben. Montag Morgen Blutabnahme zur Gefäßbestimmung, dann auf die Dringlichkeitsliste von Eurotransplant. Schwester Rosi, Sie sind unser Computerfreak. Setzen Sie sich doch mal dran und durchforsten die Websites nach Abwehrreaktionen. Die Amerikaner sollen ein neues verbessertes Präparat auf den Markt gebracht haben. Drucken Sie mir bitte die Wirkungsweisen von verschiedenen Medikamenten aus, den gängigen und den neuen. Geben Sie das dann unserem Nachwuchs.“ Er deutete auf Lernschwester Ayshe, die wir Suleika nannte.
    „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie über`s Wochenende ein paar ver gleichende Studien betreiben könnten. Am Montag hätte ich dann gern eine Zusammenfassung der Daten, die Schwester Rosi hoffentlich noch heute findet.“
    Er sah auf die Uhr. Ich hatte in 15 Minuten offiziell Feierabend. Aber ich blieb häufig länger und nahm dafür dann irgendwann einmal einen freien Tag. Gegen seinen bestimmenden Ton hätten weder Suleika noch ich gewagt, etwas zu sagen. Also klickte ich im Internet herum. Ich war nicht richtig bei der Sache.
    „Wie wirst Du es tun?“ dröhnte es in meinem Kopf.
    Es war eilig, denn wenn sich schnell ein Spenderherz finden würde, wäre mein geplanter Mord schwierig.
    „Spenderherz!!“
    Jochen hatte die Blutgruppe 0. Das würde schwierig. Ich hatte ein paar Seiten von irgend welchen internationalen Kardiologen-Tagungen aufgerufen. Es gab hier und dort Hinweise auf neue Medikamente. Ich klickte ein paar internationale Pharmaunternehmen an und dort auf „Abwehrreaktionen.“Ein Blitz traf mich. Abwehrrekationen! Das war es. Ich sprang auf. Jochens Krankenakte lag noch auf dem Tisch. Welche Blutuntersuchungen waren schon gemacht worden? Die Blutgruppe wurde jedenfalls noch nicht festgestellt. Das würde bei der Untersuchung am Montag geschehen, und diese Daten würden dann an Eurotransplant gegeben. Ich hatte Blutgruppe A. Wenn ich mein Blut ins Labor schmuggeln könnte, würde Jochens Körper das transplantierte Herz abstoßen.
     
    Es war, als hätte jemand mit einem großen Schlüssel eine Feder in mir aufgezogen, und ich bewegte mich wie ein Automat. Ich fühlte mich wie die Olympia aus „Hoffmanns Erzählungen“. Ratsch, ratsch, ratsch. Schnell kopierte ich die relevanten Seiten, drückte sie Suleika in die Hand. Dann nahm ich ein Gestell mit Reagenzgläsern, einen Gurt zum Abbinden, Spritzen und Kanülen, sowie einen Bogen von Jochens Patientenetiketten. Ich ließ alles in meiner Einkaufstasche verschwinden. Anstatt meine geplanten Besorgungen zu erledigen, fuhr ich sofort nach Hause. Ich musste am Wochenende alles genau planen. Eine fiebrige Besessenheit hatte mich befallen, und als am Samstag Morgen die Feder in mir abgelaufen war, wurde sie von unsichtbarer Hand ratsch, ratsch  wieder aufgezogen.
     
    Montag stand ich in aller Frühe auf. Ich musste vor 8,30 Uhr in der Klinik sein. Im Badezimmer band ich meinen Arm ab, stecke die Nadel mit dem dünnen Schlauch in meine Vene und füllte Glas um Glas mit meinem Blut. Die Gläser verschloss ich, etikettierte sie, stellte sie in eine kleine Kühltasche und packte einige Kühlelemente dazu. Es war bereits heiß draußen. Es war der

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