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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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28. August, und es war Goethes Geburtstag.
     
     
     
     
     
     

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
     
     
     
    Kapitel XV
     
     
    Die Schwierigkeit für mein Vorhaben bestand darin, nicht nur ungesehen das Gestell mit den Reagenzgläsern zu vertauschen, sondern auch die voraussichtlich zuviel gefüllten Gläser mit meinem Blut zu entfernen. Ich wusste nicht genau, welche Untersuchungen angeordnet sein würden. Sicherheitshalber hatte ich sämtliche Gläser des Gestells gefüllt.
     
    Ich kam um kurz vor 8.30 Uhr auf der Station an. Es herrschte hektische Betriebsamkeit wie an jedem Montag. Die Oberschwester kam mir entgegen.
    „Nanu, so früh?“
    „Ja,“ sagte ich, „bei der Hitze möchte ich lieber früher wieder weg.“
    Meine mütterlich Freundin Gudrun kam mir entgegen.
    „Na, haste wieder für kalte Getränke gesorgt?“ lachte sie.
     
    Mir war schlecht. Wenn die alle wüssten!! Ich verstaute die Tasche in meinem Schrankfach. Dann sah ich nach, ob die Blutproben schon bereit standen. Um 9.00 Uhr, manchmal auch früher, würde der Bote vom Labor kommen und die heutige Sendung abholen. Offenbar waren wir auf der Station in Verzug. Die Blutentnahmen waren noch nicht erfolgt. Immer wieder schlich ich über den Flur und schielte in den Raum. Nichts. Rosie-Wu kam mir mit einem Gestell entgegen, aber sie war nicht in 324 gewesen. Endlich sah ich die Oberschwester aus Jochens Zimmer kommen. Sie ging ins Ärztezimmer, setzte sich an den Schreibtisch und füllte den Strichcode aus. Ich wartete, bis sie den Raum verließ. Das Beste würde sein, ich ginge ganz offen mit meinen Blutproben über den Gang und mit Jochens Blutproben zurück. Aber dann verließ mich der Mut. Ich stürzte zu meinem Schrank, nahm die Kühltasche, blickte rechts und links die Station entlang, niemand da. Schnell lief ich zum Ärztezimmer. Ich hatte zwei Reagenzgläser zuviel gefüllt. Ich stellte die Kühltasche einfach auf den Schreibtisch, ging zur Tür und spähte hinaus. Der Oberarzt unterhielt sich mit der Oberschwester. Himmel! Wenn die jetzt hierher kamen. Schnell öffnete ich den Reissverschluss meiner Kühltasche, setzte zwei Gläser mit meinem Blut zu Jochens Proben, tauschte blitzschnell die Gestelle aus und schloss die Kühltasche. So, das hätten wir. Aber jetzt die Kühltasche zurück. Ich hörte Stimmen. Mein Herz klopfte. Ich trat vor die Tür. Oberarzt und Oberschwester kamen diskutierend auf den Raum zu.
    „Entschuldigung,“ rief ich ihnen entgegen, „das Labor will wissen, ob die Blutprobe Fischer fertig ist. Sie möchten sie jetzt schon abholen.“
    Es war gerade halb neun vorbei.
    „Ja, ja, die können kommen.“
    „Gut, ich sag Bescheid.“
    Ich griff zum Telefon und rief das Labor an.
    „Unsere Blutproben sind fertig,“ sagte ich.
    „Herrje“, antwortete eine ungeduldige Stimme am anderen Ende.
    „Es ist nicht mal neun. Was habt Ihr es denn so eilig?“
    „Jedenfalls ist alles ok“, sagte ich und legte auf.
    Die Oberschwester war in den Raum getreten, der Oberarzt hastete weiter.
    „Was schleppen Sie denn immer noch mit Ihrer Kühltasche herum?“ bemerkte sie bissig.
    „Ich kam vorbei, als das Telefon klingelte“, antwortete ich kaltblütig, nahm meine Tasche und verschwand.
    Ich schloss die Blutproben in mein Schrankfach und atmete tief durch. Geschafft! Ein Fels fiel von meinem Herzen. Jetzt würde alles gut. Ich befand mich in einem Rausch.
     
    Zu Hause schloss ich mich im Bad ein, nahm die Reagenzgläser mit Jochens und meinem Blut und schüttete sie in den Ausguss. Merkwürdig, unser Blut floss vereint in den Abwasser kanal. Sämtliche Utensilien, die ich zu meiner Schandtat gebraucht hatte, stopfte ich in eine Plastiktüte und in die Mülltonne.
     
    Am Abend hatte ich hohes Fieber und Kurt bestand darauf, mich am nächsten Morgen krank zu melden. Ich solle mich ausschlafen, er würde in der Klinik anrufen. In der Nacht fantasierte ich. Mir war so leicht, ich schwebte, ein unendliches Glücksgefühl hob mich in die Luft. Am nächsten Morgen fühlte ich mich elend und verkatert, die Glieder bleischwer, Übelkeit, Erbrechen, entsetzliche Kopfschmerzen.
    „Mörderin, Mörderin,“ hämmerte es in meinem Kopf.
    „Wird ein Virus sein,“ sagte ich zu Kurti. „Ich bleib ein paar Tage im Bett.“
    Am Donnerstag war ich einigermaßen wieder auf den Beinen. Ich rief auf der Station an und bat, noch einen freien Tag nehmen zu dürfen, damit ich am Montag wieder voll einsatzbereit sein

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