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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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der Enforcer trug. Würde Astyanax sie auch dafür als zu
schwach einstufen.
    Für eine goldene Sichel?
    „Das zweite Geschenk, Sophora!“ Astyanax hielt sie
weiterhin fest.
    Hellga nahm dem Enforcer das Schneidewerkzeug ab, dessen
Handgriff mit wunderschönen blutroten Rubinen verziert war. Sie musste aus
massivem Gold gefertigt sein und definitiv für die Hände einer kleinen, zart
gebauten Frau wie Nico. In Hellgas Pranken versank die Sichel bis zum Ansatz
der Schneide, nachdem sie Nico einmal präsentiert hatte, was sie gleich für
immer ihr Eigen nennen durfte.
    „ Die Sichel Evas . Godh liebte seine einzige
Tochter über alles. Sie war wunderschön wie du und es gab kein Mädchen auf
dieser Welt, das so rein und lieblich war wie sie. Sie gelobte Keuschheit und
Gehorsam gegenüber ihrem Vater, bis der Richtige kommen würde. Sie schwor, sich
niemals einem Manne hinzugeben, der es nicht ehrlich mit ihr meinte und Godh
glaubte ihr. Er wollte sie um jeden Preis beschützen und nur das Beste für
seine kleine Eva. Doch dann kam Adam.“
Astyanax machte eine bedeutungsvolle Pause, in der Hellga sich der Tafel
zuwandte, den Krieger Damon am Kragen packte und mit einem schrillen Laut, der
an das Stimmtraining einer Operndiva erinnerte, von seinem Stuhl zur Reihe der
stehenden Krieger zerrte. Astyanax schnaubte angeekelt, als er dessen Nähe
wahrnahm und den süßen Geruch wiedererkannte, der den reinen Duft der Sophora
trübte.
    „Adam verführte Eva zur Sünde und diese verliebte sich
unsterblich in ihn. Doch Adam war nur auf sein Vergnügen aus. Er meinte es
nicht ernst mit ihr und spottete über sie. Heißer Zorn glühte in ihr, denn sie
würde geschändet und ohne Rückhalt ihres Liebsten, der ja der Einzige für sie
sein sollte, niemals wieder ihrem Vater, dem mächtigen Godh unter die Augen
treten können. Also fasste sie einen Plan. Adam musste sie lieben. Koste es was
es wolle. Sie bat Satan um Hilfe, ihren Onkel. Er formte aus seinem Blut und
dem Gold aus Evas Brautschatz, der eines Tages ihrem Mann gehört hätte, da das
Gut des Weibes auch das ihres Mannes ist, diese Sichel. Eine Sichel, die dazu
fähig ist, das Böse aus dem Guten herauszuschneiden und das Böse zu töten,
sofern nichts Gutes mehr in solchem ist. Eva wollte mit dieser Sichel das Böse,
das ihren Liebsten dazu brachte, so hart mit ihr zu sein und sie wieder und
wieder zurückzuweisen, vernichten. Endgültig.“
    Hellga packte Damon am Schopf und riss seinen Kopf
hart daran zurück. Damon schluckte heftig und an seinen Augen konnte man sehen,
wie hart sein Herz gegen den Panzer seiner Rippen ankämpfte. Sie traten
angsterfüllt aus ihren Höhlen wie bei einem Tier, das wusste, es würde gleich
geschlachtet werden.
Hellga hob den sichelbewehrten Arm empor und stach zu. Direkt in Damons Leib.
Sie riss die Sichel einmal darin herum, sodass er die Schmerzen richtig spürte,
aber keineswegs das Bewusstsein verlor, sondern lediglich ein paar gutturale,
blubbernde Laute von sich gab und dann plötzlich von der Wächterin der
Nibelungen losgelassen, zu Boden sank wie eine leblose Stoffpuppe. Eine immer
größer werdende Blutlache breitete sich auf dem Marmor aus und benetzte Hellgas
Stiefel. Diese schien sich aber nicht im Geringsten daran zu stören und
betrachtete verächtlich ihren angerichteten Schaden, als wolle sie gern noch einmal
zustechen, wenn ihr Boss sie denn nur lassen würde.
    Alle Krieger am Tisch sprangen auf, doch Astyanax, der
Nico nun wirklich mit seinem Griff wehtat, um sie an seiner Seite zu halten,
warf ihnen einen wütenden, beinahe vernichtenden Blick zu.
    „WAGT ES JA NICHT, EUCH JETZT EINZUMISCHEN! DAZU
HATTET IHR GELEGENHEIT GENUG!“
Niemand wagte, ihm zu widersprechen. Alles verharrte stillschweigend im
offensichtlichen Schock. Damon lag weiterhin irgendwie unförmig am Boden auf
dem Bauch, wie er hin geklatscht war, und röchelte leise vor sich hin.
    „Adam überlebte den Stich von Evas Sichel nicht,
Nicolasa.“ Endlich gab Astyanax ihr Handgelenk frei.
    „Sie verzieh sich niemals, was sie getan hatte und
suchte die Schuld allein bei sich. Niemals wäre er so böse geworden, wenn sie
sich ihm nicht hingegeben hätte. Sie versuchte, sich selbst mit ihrer Sichel zu
richten, doch das gelang ihr nicht, denn sie war trotz des Mordes immer noch zu
gut und Adams Verfehlungen und irregeleitete Seele war nicht ihre Schuld, auch
wenn sie das so gern glauben wollte. Godh verzieh ihr den einzigen Moment der
Schwäche in

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