Die Qualen der Sophora
leidenschaftlich zeigte, dann konnte
das den stärksten Kerl in die Knie zwingen. Und Damon war nun einmal in diesem
Punkt mehr als schwach.
Cat runzelte irritiert die Stirn, weil Nicos Verhalten
danach eigentlich unverständlich war. Sie mochte ihr Keuschheitsgelübde
gebrochen haben, doch das schloss eigentlich die Immaculate nicht mit ein, es
war nur pro Forma abgegeben worden, um ihre Zurückhaltung in diesem Punkt zu
untermauern.
Irgendein winziges Stück fehlte noch in diesem Puzzle und Cat kam einfach nicht
darauf, das machte sie rasend. Warum in aller Welt hatte Nico sich für etwas so
Natürliches bestrafen wollen? Sie war bestimmt nicht prüde und schon gar nicht
so naiv anzunehmen, dass ein Mann nur aus Liebe mit einer Frau schlafen konnte…
Es hatte sie sicherlich verletzt, dass ihre Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit
beruhten, dennoch wäre sie dann doch gefasster gewesen. Da war sich Cat völlig
sicher.
Etwas stimmte nicht an der Geschichte, etwas stimmte
ganz und gar nicht!
Astyanax’ Augen glühten lediglich für eine winzige Sekunde
rot auf, als Catalina mit einem wuchtigen Kinnhaken tatsächlich einen Treffer
in seinem Gesicht landete, der ihn einen Schritt zurücktaumeln ließ. Hellga
wollte sich sofort auf sie stürzen, doch Nathans Vater gab ihr ein Zeichen,
sich nicht mit so einer Lappalie aufzuhalten. Junge Leute mussten ihre eigenen
Erfahrungen machen. Vielleicht war er ja auch wirklich ein selbstgerechter,
grausamer alter Mann, den die erlebten und ausgeführten Gräueltaten blind für
wesentliche Dinge gemacht hatten. Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt.
Ganz sachte neigte er sein Haupt, um Catalina in ihren
Worten nicht unbedingt zuzustimmen, aber zumindest seine Nachgiebigkeit in
ihrem Fall kund zu tun. Hellga schnaubte hinter ihm wie eine mächtige Bärin im
Käfig. Einmal losgelassen ließ die muskulöse Isländerin nicht mehr so schnell
von ihrem Gegner ab. Catalina hatte allerdings den Vorteil, sich in eine Löwin
verwandeln zu können. Astyanax brauchte Hellga noch für den Rückflug. Es würde
keine Kämpfe geben. Nicht mehr heute Abend. Beim nächsten Aufeinandertreffen
durften sich die beiden nach einem ordentlichen Schluck gern einmal beweisen,
sofern sie Spaß daran hatten.
„Schluss mit dieser Farce! Wir sind hier nicht auf
einem Jahrmarkt der Eitelkeiten.“
Aubrey kam um den Tisch herum und baute sich drohend
neben seiner Frau auf, die ihm einen Blick zuwarf der mit einem Wie kannst
du es wagen? gleichzusetzen war.
„Nicolasa hat Damon verführt. Da besteht kein Zweifel.
Es war Vollmond wie heute und sie ist sehr empfänglich für das, was in der Welt
der Immaculates geschieht. Und was meinen Sohn angeht, ich will ihn sicher
nicht verteidigen, aber ich glaube, in Nicolasas Blut verbirgt sich etwas, das
schlimmer wütet als jede Droge. Ich fand sie vor dem Altar liegend. Ohnmächtig.
Ihre Handflächen wiesen tiefe Schnittverletzungen auf, die ich geheilt habe.“
Seiner Frau entwich ein ungläubiger Laut. „Du hast
was? Wo war Damon?“
„Damon war nicht anwesend. Er hat sie im Stich
gelassen und das kommt uns doch irgendwie bekannt vor, oder nicht? In jedem
Fall hat ihr Blut in mir das Verlangen geweckt, unbedingt mehr davon zu
trinken. Was ich natürlich nicht getan habe. Aus gutem Grund.“
Aubrey schien die anderen um sich herum zu vergessen. Er sah seiner Frau tief
in die Augen. Imogen versuchte weiterhin pikiert drein zu sehen, schaffte aber
nicht das leichte Zittern um ihre Mundwinkel und ein heftiges Blinzeln mit den
Lidern unter Aubreys standhaften, alles durchdringenden Blick zu unterdrücken.
„Sag es ihnen!“ Aubrey packte seine Frau an den
schmalen Schultern und schüttelte sie einmal.
„Sag es!“, befahl er ein weiteres Mal und eine Spur
schärfer, als nur ein leises Schluchzen von der sonst so unnachgiebigen,
strengen Patrona zur Antwort kam.
„Sag es oder ich werde es tun.“
Devena Imogen kniff angsterfüllt die Augen zusammen.
Alles an ihr versteifte sich unter dem Griff ihres Mannes und sie riss sich
voller Wut von ihm los, um die anderen ebenso wütend aber mit
tränenverschleierten Blick zu begegnen. Das Zittern hatte sich auf ihren ganzen
Körper übertragen, die Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass die Nägel
ins Fleisch schnitten und die Tränen liefen nun ungehindert über. Ihrem Mann
nachzugeben fiel ihr schwer, aber es war wohl besser, wenn die Gesellschaft
insbesondere die Krieger die Wahrheit über ihren Sohn
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