Die Qualen der Sophora
verstehe, was du sagen willst. Catalina
hätte Nicos sensibles Wesen mehr bedrängen und zu Antworten zwingen müssen,
nicht wahr? Die Peitsche, die sie jetzt in den Händen hält, hätte es ihr sicher
leichter gemacht. Zuerst wird die Sophora geprügelt und dann der letzte Funken
Wahrheit aus ihr herausgepresst. Sieh es ein, Vater! Sie ist nicht aus
demselben Holz wie Mutter.“
„Mäßige deine Zunge, Sohn.“
Astyanax würde es nicht dulden, dass sein Sohn so über
dessen Mutter sprach, die ebenfalls einmal Sophora gewesen war, bevor Astyanax
nach einer angemessenen Anzahl von Trauerjahren eine Verbindung mit ihr
eingegangen war.
„Nicolasa mit Thersites zu vergleichen, liegt mir
vollkommen fern. Die beiden sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Aber
lass dir gesagt sein und auch dir, Devena Catalina, die so erpicht darauf ist,
Strafe zu erfahren und sich selbst zu beweisen: Als Krieger wird Nicolasa sehr
viel Grausameres erfahren als die Visionen und den heutigen Tag ihres Lebens.
Der nächste Mann, der tot vor ihr liegt und grausam gemeuchelt wurde, wird
vielleicht wirklich nicht wieder aufwachen. Und es könnte einer von euch sein.
Einen, den sie liebt. Wenn sie jetzt schon nicht mit diesem Verlust
zurechtkommt, so grausam es euch erscheinen mag, so maße ich mir an zu sagen,
das Schicksal hat sich in ihrem Fall geirrt.“
Es wäre Theron lieber gewesen, der alte Krieger hätte
seine Worte mit mehr Zurückhaltung gewählt. Immerhin waren Damen anwesend, die
noch nicht so lange Teil ihrer Gesellschaft waren. Catalina zuckte mit keiner
Wimper, aber Romana war in diesem Punkt noch sehr empfindlich.
War es wirklich so schwer, ein wenig Rücksicht zu nehmen?
Ron lächelte innerlich, als sein Freund und Vertreter an seine Seite trat und
ihm den Rücken stärkte.
Man konnte doch keinen Mann zwingen, eine Frau umzuwandeln, selbst wenn es zum
Wohl und Fortbestand ihrer Rasse war. Wenn dann hatten nicht nur die Krieger
jahrelang bei diesem Treiben zugesehen. Damons Mutter sah so aus, als wäre ihr
der erwähnte Makel ihres Sohnes nur allzu bewusst.
Gab es einen bestimmten Grund dafür, dass Damon nie jemanden umgewandelt hatte?
Es war trotz aller Gefahren eine sehr erhebende Erfahrung, selbst wenn es sich
dabei nicht um eine Soulmate handelte. Es war für die Männer ihrer Spezies der
einzige Weg, zu erfahren, was es für die Frauen bedeutete, neues Leben in die
Welt zu setzen. Es ging dabei ja um einen Akt des Wiedergeborenwerdens.
Jemanden dazu zu zwingen, wäre vergleichbar damit,
Frauen zu Brutkästen zu degradieren. Er selbst war wahrlich kein Kind von
Traurigkeit gewesen, da er um sein späteres Schicksal wusste, doch seitdem er
seinen Posten eingenommen hatte, wählte er sehr sorgfältig aus. Leichtsinnige
Affären waren schon lange Geschichte. Bei ihnen allen außer Damon. Er war der
Jüngste und sie waren alle der Meinung gewesen, dass es eben Teil seiner
Persönlichkeit gewesen war. Wahrscheinlich ein Trugschluss. Sie standen ihm
eben zu nah, um ihn aus der Distanz beurteilen zu können.
Catalina platzte der Kragen, der alte Mann war zu weit
gegangen, sie holte aus und verpasste dem Kerl einen ordentlichen Kinnhaken,
als er so weit ging, Nico zu beleidigen. Für eine damenhafte Ohrfeige musste er
sich jemand anderen aussuchen. Sie verabscheute den Mann in diesem Moment so
sehr, dass sie am liebsten vor ihn auf den Boden gespuckt hätte, um ihr
Missfallen deutlich zu unterstreichen.
Ihr war gerade scheißegal, was er in seinem Leben schon alles geleistet hatte,
oder ob er Nathans Vater war. Im Moment war er nur ein Mistkerl der ersten
Güte.
„Sie sind wahrlich der Gipfel der Selbstgerechtigkeit!
Na los, schlagen Sie zurück, damit ich lerne, wo mein Platz ist! Das tun Männer
Ihres Kalibers doch so gern!“, fauchte Cat mit glühenden Augen und rauer
Stimme, der ein leises Knurren unterlag. Die Bestie in ihr schien ihre Klauen
in ihre innere Hülle zu krallen und sie mit Gewalt durchbrechen zu wollen. Es
bereitete ihr tatsächlich körperliche Schmerzen, die Verwandlung zu
unterdrücken.
„Ich verlange nicht nach Bestrafung! Ich bin dennoch
für Grausamkeiten gegen mein eigenes Volk verantwortlich! Aber nach Ihrem
Gebaren zu urteilen, ist Nichtwissen kein Grund, nicht bestraft zu werden! Wenn
wir so allwissend wären, wie Ihr es zu sein scheint, dann wäre die Welt
natürlich perfekt! Es gäbe keine verlassenen Kinder, keine geschändeten Frauen
oder gebrochene Männer! Ich mag nur einen
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