Die Qualen der Sophora
seine Familie betraf. Die hatte sie
aber nicht. Sie war nicht allwissend und hielt sich ganz sicher nicht dafür.
Theron dagegen schien etwas mehr zu wissen. Er war
eben Krieger und hatte Zugriff auf die Chroniken, zu denen die Tri’Ora
höchstens Berichte beisteuerten, jedoch selbst selten darin lasen. Sie gönnte
es King von Herzen, vielleicht einen Hinweis auf seine Herkunft zu bekommen,
fand es allerdings gar nicht gut, dass er sie hier mit Theron allein lassen
wollte.
Nein, nicht allein. Damon schlief weiterhin friedlich in seinem Bett. Tiponi
erwischte sich bei dem frommen Gedanken, King würde tatsächlich nur ein paar
Minuten fort sein. Sekunden wären ihr lieber gewesen, aber sie verstand es,
wenn er sich nach einer durchwachten Nacht erst einmal frisch machen wollte.
Sie selbst würde nie wieder auf den Luxus warmer Duschen verzichten wollen.
Mit Kings Fortgehen schien der Raum automatisch kälter
zu werden. Rowtag bekam ein weiteres Zeichen und mit dem Hund an ihrer Seite,
der nun endlich zu ihr herüber getrottet kam und beim herzhaften Gähnen seine
spitzen Zähne präsentierte, war ihr etwas wohler.
„Ich weiß nicht, was Ihr meint.“ Tiponi runzelte
leicht misstrauisch die Stirn und warf ihm einen skeptischen Blick zu. Was
sollte sie ihm schon zu berichten haben?
„Falls Ihr eine Entschuldigung wollt, so sei Euch
diese aufrichtig zugestanden. Ich habe sicher nicht aus Bosheit Euch gegenüber
gehandelt und mich Euren Befehlen widersetzt. Ich wollte nur wissen und mit
eigenen Augen sehen, ob es Damon wieder gut gehen wird. Es ist meine Natur. Ich
kümmere mich. Und das ganz sicher nicht, um jemandem zu schaden. Vielleicht
hätte ich Euch früher sagen müssen, dass ich mich in den Kampf in Green Point
eingemischt habe, aber dazu bestand kein Grund. Ich wollte nur, dass sie sicher
nach Hause kommen. War das falsch? Hätte ich gehen sollen? Was mache ich in
Euren Augen verkehrt, dass Ihr mir das Gefühl geben müsst, mich ständig vor
Euch rechtfertigen zu müssen? Warum seid Ihr so... kalt?“
Das Wort war hinaus, bevor sie sich die Sache, ihn
anzugreifen, noch einmal überlegen konnte und jetzt musste sie wohl oder übel
dazu stehen.
Rowtag knurrte leise und Tiponi, die plötzlich fröstelnd vor Ungewissheit und
etwas ängstlich vor seiner Reaktion, beide Arme um den Leib schlang, brachte
sie mit einem telepathischen Gedanken zur Ruhe.
„Ich meinte es nicht so, Warrior. Ihr habt jedes
Recht, wütend auf mich zu sein. Manchmal ist meine Zunge schneller als mein
Verstand. Ich habe selbst Schuld an dieser Misere. Schließlich zögere ich nicht,
den Ruf der Tri'Ora in Euren Kreisen schlechter darzustellen, als er
tatsächlich ist. Verzeiht mir.“
Sie hielt den dunklen Blick demütig gesenkt und wagte nicht mehr aufzusehen.
Theron warf der Frau neben dem Bett einen befremdeten
Blick zu, der trotz der eisigen Kälte seiner Augen Löcher in die Haut der
betreffenden Person hätte brennen können. Natürlich hätte Ron mit Hilfe seiner
Fähigkeiten dieses Gefühl bei der Tri’Ora auslösen können, wenn er denn gewollt
hätte. Schon so mancher Gegner war in seinem imaginären Fegefeuer sehr
schmerzhaft in Flammen aufgegangen… Aber das hier war bestimmt nicht die ganze
Aufregung wert.
„Ihr scheint irgendwie magisch vom Schicksal meiner
Krieger angezogen zu werden… Und nun beschwert Ihr Euch über die Art, wie ich meine
Aufgaben erfülle, wagt es, meinen Charakter in Zweifel zu ziehen, ohne die
geringste Grundlage dafür zu haben, weil Ihr weder mich noch die anderen Männer
wirklich kennt? So sei es… Die Kälte meines Wesens verhindert es, dass ich
darüber in Wut gerate. Das ist ein Wesenszug, den sich nur andere leisten
dürfen, Tri’Ora!“, begann Ron mit schneidender Stimme.
Er suchte ihren Blick und taxierte ihre Gestalt dann
mit prüfendem Blick, als stünde sie nackt und bloß vor ihm, ohne dass ihn ihre
nicht zu verleugnende Schönheit berühren würde. Und das tat sie auch nicht. Er
war schließlich an den Anblick strahlend schöner Frauen gewöhnt. Aus dem Alter,
in dem ihn allein eine schöne Larve beeindrucken konnte, war er längst hinaus.
Zudem konnte er aufreizenden Frauen überhaupt nichts abgewinnen, die ständig
mit unklugen Worten versuchten, Aufmerksamkeit zu erregen oder ihre
Unzulänglichkeiten zu überspielen.
Wäre sie ein unbedarftes Kind dann würde er nachvollziehen können, dass sie die
Situation (oder die Tatsache, es mit dem Anführer der Warrior zu tun
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