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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Hauch einer Chance haben würde. Genau wie sie selbst.
    „Ich kenne Eure Männer, Theron. Ich habe einen halben
Monat lang mit Ihnen gegessen, mit Ihnen geredet und ihnen beiden schließlich
das Einzige geboten, was ich zurückgeben konnte, um meine Schuld für mein
Überleben ihnen gegenüber zu begleichen. Mein Blut. Allein hatte ich nichts
mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Sie halfen mir zurück und ich fand meine
Bestimmung in den Reihen der Tri’Ora. In Euch mag die Kälte mehrerer langer
Winter wohnen, aber vielleicht gebt Ihr diese irgendwann auf, um die Wärme, die
in Euren Mitstreitern wohnt, zu teilen.“
    Tiponi gab es auf, Gehorsam zu zeigen und Einsicht
darüber, einen Fehler begangen zu haben, in dem sie sich willkürlich seinen
Befehlen widersetzte. Er hatte ihr unterstellt, ihn nicht zu kennen und seinen
Charakter falsch eingeschätzt zu haben. Doch der einzige, der Fehler machte,
war er.
     
    Damon war noch zu schwach, um seine Gedanken gegen
Theron abzuschirmen, so dass er dessen Erinnerungen live miterleben konnte. Er
erkannte Tiponi sofort. Sie stach aus der Menge heraus. Es war beinahe mit
einem pervertierten Bild einer Madonna zu vergleichen. Das Kind in ihrem Armen
war tot. Die Bilder glichen zu sehr anderen Grausamkeiten, als dass seine Miene
eine Regung gezeigt hätte, die sein Mitgefühl ausdrücken würde, das er zwar
empfand, doch niemals Überhand gewinnen ließ. Es lagen noch hunderte von Jahren
vor ihnen, in denen sie immer wieder mit solchen Schrecklichkeiten konfrontiert
werden würden.
    - Du bist nicht die einzige! -
    Ron zuckte nicht zurück oder zeigte überhaupt eine
Regung, als sich die Frau vor ihm aufbaute und ihm Dinge an den Kopf warf, zu
denen sie absolut kein Recht hatte. Allerdings hob er die Lider, um ihrem
anklagenden Blick mit rot glühenden Augen zu begegnen.
    "Du hast diese Art von Leben gewählt. Niemand hat
es dir aufgezwungen! Du wusstest, dass es dir zwischen den Fingern verrinnen
könnte! Und das wäre es in einer Spanne, die dir wie ein Wimpernschlag
vorgekommen wäre“, gab er zurück und nahm mit Absicht jedes Gefühl aus seiner
Stimme.
    Wären ihre Wangen nicht tränenfeucht gewesen und ihr
Verlust nicht so unerträglich schmerzhaft, hätte sie sich nun an der Wand
wieder gefunden, wo er ihr langsam die Luft aus den Lungen gepresst hätte. Er
griff sonst niemals Frauen an, doch die Anführerin der Tri’Ora war praktisch
geschlechtslos, weil sie wie die Nonnen in der gewöhnlichen Welt ihr eigenes (nicht
mehr existentes) Leben zurückgelassen hatte und nur noch für den Orden lebte.
Hätte ein anderer Krieger auf diese törichte Art und Weise zu ihm gesprochen,
läge er schwer verwundet am Boden und würde um Verzeihung betteln.
    „Jeder meiner Krieger hätte versucht, dich zu retten…
sogar meine Wenigkeit! Wir tun das nicht, um uns die Opfer auf ewig zu
verpflichten. Wir haben einen Schwur abgelegt, unsere Art zu schützen. Wir sind
keine aufrechnenden Krämerseelen und wenn jemand aus Güte oder freundschaftlichen
Gefühlen heraus, eine Wiedergutmachung leisten möchte, um sich selbst einer
Schuld zu befreien, die in unseren Augen nicht existiert, dann wird das demütig
akzeptiert. Kein Grund, ein Geheimnis daraus zu machen.“
Theron schüttelte unwillig den Kopf und das rote Glühen verlosch, bevor er sich
von Tiponi abwandte, ohne ihre Reaktion zu fürchten. Sie könnte ihm niemals
etwas antun, was ihm wirklich schaden würde. Er verstand nun, warum sie sich
Awendela so nah gefühlt hatte. Allerdings war dieses Band in dem Augenblick
zerrissen, als Ashur seine Gefühle für seine Soulmate eingestanden und den
Blutbund damit endgültig besiegelt hatte.
    Der Kreis des Schreckens war durchbrochen und ihre
Gemeinsamkeit mit Tiponi auf einmal nichtig geworden. Sie lebten nun auf zwei
verschiedenen Seiten. Die eine im Licht, die andere im selbst gewählten
Schatten.
War sie gekommen, um es mit eigenen Augen zu sehen?
Und den Schmerz damit umso stärker zu verspüren? Selbstkasteiung war Theron vollkommen
fremd, auch wenn er Nathans Anwandlungen in diese Richtung argwöhnisch verfolgt
hatte.
    „Damon, findest du nicht, dass du meine Geduld schon
überstrapaziert hast?! Bleib gefälligst ruhig liegen! Du nützt niemandem etwas,
wenn du dich zu früh anstrengst, oder muss ich deutlicher werden?“, knurrte er
seinen Waffenbruder gutmütig an, der in den Laken unruhig geworden schien, als
wollte er die Ehre der Dame beschützen.
    Ich habe schon

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