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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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eigentlichen
Aufgaben ab, wenn man sich den Kopf über das Ansehen in der Bevölkerung
zerbrach.
    Ron würde kein Wort darüber verlieren, dass sie sich
seinen direkten Befehlen widersetzt hatte. Sie wusste es selbst, er konnte es
spüren, wenn nicht gar von ihrer Stirn ablesen. Sein Gesicht war im Halbdunkel
des Zimmers, weil nur eine kleine Lampe auf dem Nachttisch brannte, von
Schatten umspielt, die es finster und unnachgiebig erscheinen ließen. Er war
gekommen, um nach Damon zu sehen, der trotz aller Fehler ein Teil des
Siebengestirns war. Catalina würde dieses Gefühl kennen, das ihn an Damons
Krankenbett trieb. Wenn er es zuließe, dann würde er spüren, was Damon gerade
durchmachte, aber da er ja versorgt war und auf dem Weg der Besserung, bestand
kein Bedarf, diese Art der Anamnese durchzuführen.
     
    Verlegenheit in Form von Hitze schoss durch Tiponis
Körper direkt in ihre Wangen. Wenigstens leuchteten diese nicht rot. Das hätte
ihr sonst noch gefehlt. Theron ließ sie auflaufen, dabei hatte sie dem Breed
lediglich eine Möglichkeit bieten wollen, sich den Fragen, die sie gestellt
hatte, zu entziehen, ohne die Unhöflichkeit bei sich zu suchen.
Natürlich wies man ihr hier nicht die Tür. Sie wurde gut behandelt und trotz
einiger Distanziertheit war die Verbindungsfeierlichkeit für sie gestern Abend
recht angenehm gewesen. Sie verstand, dass sie ungebeten hinzugestoßen war und
sie wusste, dass sie sich Befehlen widersetzt hatte. Sie war nicht einmal dazu
in der Lage, seinen Guten Morgen-Gruß zu erwidern. Es wäre nur ein Flüstern
über ihre Lippen gekommen.
Das war nicht gut. Obwohl er ihr keine Beachtung schenkte, wünschte sich Tiponi
in diesem Augenblick mehr als nur ein Nachthemd zu tragen. Auf den Breed hatte
sie keinerlei Eindruck machen oder sich besonders profilieren wollen. Das
Frühstück hatte sie mit wohlmeinenden Absichten gebracht. Eigennützig war nur
die Sorge um den Krieger gewesen und das wurde ihr nun zum Verhängnis. Sie
hätte wissen müssen, dass der Anführer seinen Aufgaben mehr als gewissenhaft
nachkam. Allerdings schien er nicht sonderlich überrascht, sie hier
vorzufinden. Sie hatte sein Kommen nicht bemerkt.
     
    „Sprich ruhig offen, King… Ich hatte noch nicht viel
Gelegenheit, mich um Einzelheiten zu kümmern und wäre auch brennend an deinem
Hintergrund interessiert“, forderte Theron den Breed-Mann mit schon
freundlicherer Stimme auf.
    King lehnte sich indessen bequem in seinem Stuhl
zurück, wobei er die Tasse mit dem dampfenden Tee ruhiger Hand an seine Lippen
führte. Er ließ sich nicht von der Spannung beirren, die zwischen den beiden
anderen Anwesenden herrschte. Es wunderte ihn auch nicht, dass der Anführer der
Warrior jedes Wort in diesem Zimmer gehört zu haben schien. Er war sich nicht
sicher gewesen, weil der andere sein Kommen sehr gut getarnt hatte. Seine
mentale Kraft musste unvorstellbar stark sein. King hatte nur ein Flirren
bemerkt, das nur eine Sekunde lang zu erkennen gewesen war und das auch nur
wegen seiner besonderen Sicht der Dinge.
    „Ich wurde in China geboren, allerdings kann ich nicht
sagen, in welcher Provinz. Ich wurde als Säugling im Shaolin-Kloster in
Songshan abgegeben. Es war ein Fremder, der meinem zukünftigen Lehrmeister
genaue Anweisungen gab, was meine Zukunft betraf. Man dachte, ich wäre blind
und erzog mich entsprechend, bis ich selbst mitteilen konnte, dass ich mehr
sehe, als meine Augen vermuten lassen. Ich sehe meine Umwelt in Abstufungen von
Grau, wenn es sich um leblose Objekte handelt, was natürlich schwieriger ist,
je heller das Licht in der Umgebung ist, daher trage ich gerne dunkle Gläser…
Menschen und Tiere sind von farbigen Auren umgeben. Die Chúndu …
Entschuldigung, die Immaculate besitzen eine Aura in Abstufungen von Rot, sie
erstrahlen umso heller, je mächtiger sie sind. Wúyáng …Aryaner
sind von einer gelblich grünen Aura umgeben, die Ghouls von einer giftgrünen,
was es mir leicht macht, sie auch aus großen Entfernungen zu erkennen. Meine
andere Fähigkeit nennt man Teleästhesie .
Ich habe ähnlich wie Nico Visionen, allerdings sehe ich diese Dinge nicht
einfach so. Ich sehe sie auf spiegelnden Oberflächen. Sie betreffen meist nicht
mich selbst und die Dinge passieren meist, während ich sie sehe. Manchmal kann
ich aber die Vergangenheit oder die Zukunft sehen. So wie an dem Tag vor vielen
Jahren, als mit offenbart wurde, dass ich eines Tages den mächtigen Schwingen
des Adlers folgen

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