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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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er sonst weit von sich wies.
    „Doch, ich habe jedes Recht, Valerie!“
    Sie holte erneut aus, doch
diesmal ging ihr Schlag kraftlos ins Nichts, während sie zurück in die
plattgelegenen Kissen und aufgewühlten Laken sank. Schweigend und um Luft
ringend sah sie ihn an. Ihren Mann. Diesen kaltblütigen Mörder, für den sie
alles getan hatte, um ihn aus dem Gefängnis zu holen, in dem sie ihn besser
hätte verrotten lassen sollen. Damon wich ihrem durchdringenden Blick aus.
    Er wollte ihre Gedanken
nicht lesen, ahnte er doch was in ihrem Kopf vor sich ging. Es wäre ein
Leichtes gewesen, sich ihr zu erklären, ihr zu sagen, was er war. Ein
Unsterblicher, dem Volksglauben nach ein Vampir und doch ganz anders als das Ungeheuer,
das er am Seeufer in Begleitung seines Vaters getötet hatte. Aber würde eine
Sterblich wie Valerie verstehen? Würde sie ihn
dann immer noch anerkennen und akzeptieren?
    „Ich will dich nicht
verlieren!“, flüsterte er . Seine brüchig gewordene Stimme war fast leiser als
ihre kränklichen Atemzüge.
    „Es...ist...mir...egal...was...du...“
Noch mehr Husten und Damon zog die sich aufbäumende Valerie in seine Arme, um
ihr auf den Rücken zu klopfen, um den Schleim aus ihren Lungen bekommen. Es
half leidlich. Sie hatte nicht mal mehr die Kraft, sich weiterhin gegen ihn zur
Wehr zu setzen. Das Husten und Keuchen verwandelte sich in ein ersticktes
Schluchzen und plötzlich erwiderte sie seine Umarmung, in dem sie sich in den
einstmals weißen Stoff seines Hemdes krallte.
    "Ich...will...nicht...sterben...nicht
jetzt...“
    Er hatte seit Tagen an ihrem
Bett gewacht, als der Arzt sagte, es gäbe keine Hoffnung mehr. Jedes Angebot,
sich frisch zu machen und auszuruhen, hatte er ausgeschlagen. Er wollte nicht
riskieren, Valeries letzten Atemzug zu versäumen und nicht bei
ihr zu sein, wenn es zu Ende ging. Jetzt wagte er kaum zu hoffen, sie könnte
ihre Worte an seiner Schulter gesprochen, ernst gemeint haben.
    "Das musst du nicht!“
Ein irrsinniger Ausspruch, den sie keineswegs für bare Münze nehmen konnte,
wusste sie doch als erste wie es wirklich um sie stand.
    „Lüg...mich...nicht...an!“
    Valerie lockerte ihren Griff
an seinem Hemd, lehnte nur noch ihren Körper erschöpft gegen ihn und fragte
sich zum wiederholten Male, warum er nicht krank wurde, obwohl sie ihn die
ganze Zeit anhustete, voll spuckte und auch sonst kein gesundheitsfördernder
Umgang war.
    „Ich lüge nicht!“ Damon
hatte seine Stimme plötzlich wieder gefunden. „Ich liebe dich! Ich würde dich
niemals anlügen.“
    Ein unterdrücktes Kichern an
seiner Schulter, dann ein Zittern, das ihren gesamten Körper durchlief und sich
wieder in ein schreckliches Husten verwandelte, das sie zurück ins Bett warf.
Eilig gab er ihr das klatschnasse Tuch aus der Wasserschüssel und als er es zurücknahm,
war es rot von Blut
    Mit einem sauberen Ende
wischte er ihr behutsam über den linken Mundwinkel und läutete dann mit einem
Glöckchen, das neben der Schüssel stand, nach einem der Hausmädchen. Sie sollte
frische Tücher und frisches Wasser bringen.
    „Ich habe dich niemals
belogen, Valerie!“, sprach Damon weiter auf sie ein, als seine
Frau sich so weit wieder beruhigt hatte, dass ihr Atem nicht mehr so
lebensbedrohlich klang. Sie lag auf der Seite und starrte auf das dunkle Holz
des Tischchens.
    „Niemals!“, versuchte er es
noch einmal, als wäre er nicht sicher, ob sie ihn hörte. Ihr Blick war wieder
so merkwürdig leer. Als wäre sie ganz weit weg und würde im nächsten Moment so
weit fort sein, dass sie   nie wieder zu ihm zurückkehrte.
    „ Du...bist...nicht...Gott!“
    „Valerie, ich...“
    „Du...hast...getötet...“
    „Das war...“ Damon wusste
nicht, was er sagen sollte und hielt mitten im Satz inne.
    „...war...er...unschul...dig?“
    Nur ihre müden Augen
bewegten sich etwas in seine Richtung. Sie fühlte sich zu schwach, um auch den
Rest ihres Körpers ein weiteres Mal mit zubewegen. Bevor sie starb, wollte sie
wenigstens einmal die Wahrheit von ihm hören. Er konnte sich nur herausreden,
sie niemals belogen zu haben, weil sie nicht gewagt hatte, ihn zu
befragen. Damons besorgte Miene verfinsterte sich und abermals
wich er ihrem Blick aus. Der Aryaner, der den Kopf verloren hatte, war
garantiert nicht unschuldig gewesen.
    „Nein!“, erwiderte er dumpf
und plötzlich spürte er Valeries Fingerspitzen auf seinem Unterarm. Deutlich,
da er die Hemdsärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte,

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