Die Qualen der Sophora
war. Ein weiteres Jahr später zu Weihnachten hielten
sie vor einem sterblichen Priester Hochzeit. Imogen prophezeite ihm das nahende
Ende seines Glücks, doch Damon wollte nichts davon hören. Er wollte Valerie einfach nur ein guter,
liebender Ehemann sein, selbst wenn der Bund in seinen Kreisen als
ungeschlossen galt.
Valerie wusste nicht, was er
war und was ihn ausmachte. Für sie war er einfach nur Damon Archer. Spross
eines englischen Lords, wegen Meuterei aus der Marine ausgeschlossen. Ein
ehemaliger Häftling, der ihren Lebensunterhalt nur deswegen garantieren konnte,
weil ihm sein Vater unter die Arme griff und sie beide auf dem großen Anwesen
Melton Hall wohnen ließ. Seine Eltern besaßen genug Vermögen, wie er ihr
versicherte und bald schon würde er etwas finden, mit dem er ihnen selbst ein
sorgenfreies Leben ermöglichen konnte. Valerie glaubte ihm. Sie liebte ihn.
Aber die Zweifel blieben. Zu Recht.
Damon hatte Geheimnisse vor
ihr. Sie wusste nicht welche genau und ihre schlimmste Befürchtung war, dass es
noch weitere Frauen in seinem Leben gab. So wie damals, als sie ihn das erste
Mal traf. Beinahe jede Nacht verließ er für ein paar Stunden, wenn er sie
schlafend glaubte, das Ehebett und kehrte erst kurz vor Morgengrauen zurück.
Dann schloss er sie fest in seine Arme, flüsterte ihr zu, wie sehr er sie
liebte, um dann wie ein Toter bis weit in den Tag hinein zu schlafen, was sie
manchmal ängstigte und manchmal so sehr aufregte, dass sie mit Teilen des
Geschirrs nach ihm warf, weil sie nicht verstand, was in ihm vorging. Sie
wollte wissen, welchen illegalen Machenschaften er nachging oder von welchem
Rock er des Nachts so fasziniert war, wagte die Frage aber nie zu stellen. Aus
Angst, er könnte sie dann verlassen.
Sie stritten wieder häufiger
und nicht einmal Aubrey, den Valerie eigentlich sehr mochte,
konnte zwischen ihnen vermitteln. Damon behielt sein Geheimnis für sich und so
kam es, dass Valerie ihm eines Nachts, vor zwei Wochen, im Winter 1803 heimlich
folgte. Kurz vor ihrem dritten Hochzeitstag. Was sie bei dieser Verfolgung zu
sehen bekam, versetzte sie bei weitem in einen tieferen Schock als das eisige
Wasser des Sees, in den sie stürzte, als sie sich am Rande der Uferböschung,
vor Damon versteckt hielt und vor lauter Panik, die sie erfasste, ausrutschte und
über ihre langen Röcke fiel.
Damon hatte einen Mann
geköpft und Aubrey hatte ihm dabei seelenruhig zugesehen. Anhand der
Geschicklichkeit, den er im Umgang mit dem Schwert in seinen Händen an den Tag
legte, war es wohl kaum das erste Mal gewesen und ihr wurde klar, was er Nacht
für Nacht getrieben hatte. Sie fürchtete, die nächste zu sein, die von ihm
ermordet wurde, als er sie aus dem See zog und so schnell es ging nach Hause
brachte. Sie schrie und wehrte sich gegen ihn nach Leibeskräften. Sie wollte
seine beruhigenden, beschwichtigenden Worte nicht hören. Ihr Mann war ein
Mörder. Ein eiskalter Mörder. Kälter als das durchgefrorene Mark ihrer Knochen.
Sie hatte sich blind in ihm getäuscht und nun würde sie sterben.
Aber es war nicht Damon, der
seine todbringende Hand nach ihr ausstreckte. Das rasch eingegossene, heiße Bad
und der warme Wein, der ihre Glieder wärmen sollte, kam zu spät. Sie hatte
zulange in der dunklen, frostgeschwängerten Nacht in den Büschen gesessen und
sich eine böse Erkältung zugezogen, die vielleicht noch auszukurieren gewesen
wäre, wäre sie nicht die kalten Fluten des Sees gestürzt. Ihre Lunge entzündete
sich und das Feuer der Krankheit schwächte ihren gesamten menschlichen Körper.
„Damon?“
Zu sprechen kostete Valerie unglaubliche Kraft. Damon
legte ihr behutsam einen Finger auf den einst so wundervollen Kussmund und schüttelte sachte den
Kopf.
„Sprich nicht, Liebste. Du
brauchst deine Kraft, um wieder gesund zu werden.“
Die plötzliche Klarheit in
ihren Augen ängstigte ihn. Es konnte nur eins bedeuten. Der Tod stand
unmittelbar bevor. Sie wollte etwas erwidern, doch ein Hustenkrampf
peinigte ihren Leib. So schlimm, dass sie ihm aufgebracht vor Schmerzen und
Unglauben, so jung sterben zu müssen, das Glas Wasser aus der Hand schlug,
welches er ihr anreichen wollte.
„Du...hast...kein...“ Ihr
gelang es nur stoßweise zu atmen und das Rasseln ihrer Lungenflügel war selbst
ohne medizinische Instrumente deutlich zu hören. „...Recht...“
Seine Augen füllten sich mit
Tränen. Er scheute sich nicht davor, ihr im Angesicht des Todes Gefühle zu
zeigen, die
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