Die Qualen der Sophora
als das Baby gestorben ist. Die
Beerdigung war an deinem Geburtstag. Aubrey hat mir alle Berichte der Enforcer
gezeigt. In der Hoffnung, er könnte mich erweichen. Er mag dich sehr und hätte
mir die Notizen gern um die Ohren gehauen, statt sie auf meinem Schreibtisch
abzulegen und mich zum Lesen zu zwingen. Ich wusste von King, bevor ihr euch
richtig angefreundet hattet und ich habe vor Eifersucht gekocht, obwohl ich
wusste, dass er als Breed mit dir genauso wenig eine gemeinsame Zukunft hat wie
ich mit Valerie hatte, nachdem sie verwandelt war. Sie hat sterben wollen, ich
habe sie nicht gelassen.“
Er gab einen ironisch klingenden Laut von sich, mit
dem er über seine eigene Dummheit spotten wollte.
„Wie du siehst, haben all die vielen Jahre nichts in mir bewirkt. Weder die
Kultiviertheit und die Güte meiner Eltern, noch die Liebe meiner ersten Frau.
Ich bin noch genauso derselbe, selbstsüchtige Schweinehund wie vor dreihundert
Jahren. Sag mir also nicht, du könntest dich nicht für deine positiven
Eigenschaften rühmen. Bescheidenheit ist eine Zierde, Nico. Zu viel davon kann
aber auch ersticken. Manchmal muss man offen zu dem stehen, was man ist und die
eigenen Vorteile in den Himmel loben, weil die anderen viel zu schnell
vergessen können, was einen ausmacht. Ich meine, was ich über dich gesagt habe.
Jedes Wort davon ist wahr. Frag die anderen. Ich bin nicht der Einzige, der so
denkt. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, du würdest mich nicht brauchen, aber
ich fürchte mit deinen Visionen ist es so wie mit denen von King. Du siehst nur
viel zu selten das, was dich selbst betrifft oder es bleibt vor dir verborgen.“
Im Halbschlaf hatte er gehört, was der Sophos über
sich erzählte, während er mit Theron und Tiponi sprach, die sich danach in
Damons Krankenzimmer zerstritten. So verschieden konnten Kings und Nicos
Fähigkeiten als Seher nicht sein.
„Nein, vergiss, was ich sagte. Ich fange schon wieder an, dich indirekt zu
bedrängen. Entschuldige.“
Nico starrte Damon sprachlos an, als er zugab, bereits
eine Ehefrau gehabt zu
haben. Eine sterbliche Frau. Kein Wunder, dass sie so verloren ausgesehen
hatte. Es dauerte eine Weile, bis Nico die ganzen Zusammenhänge klar wurden.
Valerie war eine Lost Soul, die noch lebte, weil Damon sie von der Schwelle des
Todes zurückgeholt hatte. Sie spürte seinen Schmerz und das Leid, das beide
durchgemacht haben mussten. Sich gegen die geltende Naturgesetze zu stellen,
musste unglaublich viel Mut und Kraft kosten.
Diese Nachricht war aber noch leichter zu verkraften, als sein Eingeständnis
über die Gier, die er gegenüber ihrem Blut empfunden hatte. Nico war sehr froh,
dass man ihr die glühende Hitze, die ihr in die Wangen stieg, nicht ansehen
konnte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, jemanden wie Damon an
den Rand der Raserei bringen zu können. Es klang auf jeden Fall gefährlich.
Stimmte etwas mit ihr nicht? Mit ihrem Blut?
„Ich konnte nicht darüber reden… Ich war zu traurig, dass
die Kleine es nicht geschafft hat und ich nicht bei ihr sein konnte… Den Kampf
nachträglich zu verlieren, das ist das Schlimmste an meiner Gabe…“, seufzte
Nico traurig und streckte die Beine aus, um sie auf den Boden gleiten zu
lassen.
Sie fühlte sich eigentlich nicht mehr schwach, aber
ihr Körper war noch lange nicht so belastbar, wie sie gedacht hatte. Ihre Knie
gaben unter ihr nach und sie musste sich kurz an Damons Schulter abstützen, um
nicht zu Boden zu gehen.
Er schreckte scheinbar vor jeder Berührung zurück, was sie dazu veranlasste, in
sofort loszulassen, als sie sicher auf den Beinen stand. Es war auch in dieser
Position nur unerheblich kleiner als sie und ihr so merkwürdig nahe, dass in
ihrem Bauch tausend Schmetterlinge tanzten, die ihre Sinne genauso benebelten,
wie er das eben beschrieben hatte. Und dabei ging es weder um seinen Duft noch
um sein Blut.
„Es tut mir so leid für dich… Wegen Valerie. Ich weiß
selbst, wie extrem die Reaktion auf einen solchen Verlust sein kann. Warum
sollten es hunderte von Jahren besser machen? Du hast sie geliebt, liebst sie
wohl immer noch, auch wenn ihr nicht füreinander bestimmt wart. Hätte ich King
nicht kennen gelernt, könnte ich das vielleicht nicht verstehen, aber manchmal
halten sich Gefühle eben nicht an Regeln… Sie ist in einer anderen Zeit groß
geworden. So viele Umstände sprachen gegen euch und doch hast du es versucht.
Ich wünschte wirklich, es wäre nicht so
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