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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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hat, sich in einen Tiger verwandelte und genauso roch?
Dad, ich dachte, ich werde verrückt oder sei nicht mehr zurechnungsfähig.“
    Oh nein, der Einzige, der gleich nicht
mehr zurechnungsfähig sein würde, war sein Waffenbruder, der hinter Wendy stand
und sich um genau dieselbe unbewegte Miene bemühte, die Nathan an den Tag
legte. Nathan hätte ihn köpfen können. Zuerst würde aber wahrscheinlich sein
eigener Kopf rollen. Das, was Wendy da erzählte, klang viel zu sehr nach einem
einseitigen Blutbund, der nun vollendet zu sein schien. Und das bedeutete, er
hätte in der Tat offener zu ihr sein müssen.
    „Wendy, du bist nicht verrückt.“, lenkte
er ein, aber seine Tochter wollte schon nichts mehr davon hören.
    „DAS weiß ich, Nathan. Allerdings war es
bis dahin ein langer Weg. Nana hat mich auf der Noctis Transitus vorgeführt und
jetzt unterstelle ich ihr ein gewisses Maß an Absicht. Sie wollte mich ganz
bewusst in den Schoß der Familie zurückholen und wenn ich dabei noch auf Ash
treffe, umso besser! Nicos Vision hat sie garantiert nicht kommen sehen. Ich
habe mich dort vor allen lächerlich gemacht, als ich mich zu ihm hingezogen
fühlte und nicht erklären konnte, warum. Der Vollmond allein war es ganz sicher
nicht.“
    -Lass uns das in meinem Apartment
weiterbesprechen, Awendela!-
    Seine Tochter geriet immer mehr aus dem
Häuschen. Zudem hatten sie Zuhörer, die eigentlich nicht dabei sein mussten und
er wollte, dass sie sich ausruhte. Immerhin hatte sie gerade erst Blut gespendet
und das bisschen Plasma konnte kaum genug sein, um den Verlust auszugleichen.
Sie glaubte nur, es würde ihr gut gehen. Das war bestimmt der Schock. Außerdem
waren Catalina und er gerade erst von der Jagd zurück. Er hatte sich noch nicht
einmal frisch machen können. Die Sorge um seine Brüder war größer gewesen.
Dabei hätte seine einzige Sorge immer noch Awendela sein müssen.
    -NEIN, ICH BLEIBE HIER!-
    Die mentale Antwort ließ seinen Schädel
vor Schmerz vibrieren. Und dann zischte plötzlich haarscharf an seinem Ohr ein
Skalpell vorbei, das Nico eben erst gereinigt zurück zu den Instrumenten auf
den Rollwagen gelegt hatte. Dadurch, dass die Tür offen stand, schoss es
geradewegs hinaus auf den Flur, wo es mit einem scheppernden Geräusch an der
Wand abprallte und zu Boden fiel.
    „WENDY!“
Nathan hatte geahnt, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte, doch diesmal war
er es, der durch die Wahrheit in helle Aufregung versetzt wurde.
    „Das wollte ich nicht!“
Wendy schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Nur ganz kurz hatte sie daran
gedacht, Nathan zu verletzen. Nur ein klein wenig. Damit er wusste, wie sich
das anfühlte, für dumm verkauft worden zu sein. Sie hatte ja nicht gewusst,
dass in ihr ähnliche Fähigkeiten wie in ihrem Vater schlummerten. Wirklich
nicht. Nur, dass in manchen Breeds und Immaculates besondere Kräfte
schlummerten, die durch einen Blutbund geweckt werden konnten. Sie hatte ihm
doch nicht ernsthaft schaden wollen.
    „Es tut mir leid, Dad!“
Er sollte nicht böse mit ihr sein. Wendy streckte die Hand nach ihm aus, ließ
sie aber gleich wieder sinken. Nathan sah nicht so aus, als würden ihn Wendys
Fähigkeiten begeistern, wenn sie ihm um die Ohren flogen.
    „Schon gut. Du bist alt genug. Du kannst
tun und lassen, was du möchtest.“
Die Haltung ihres Vaters versteifte sich und er wandte sich von ihr ab. Es
hatte also momentan keinen Zweck vernünftig miteinander zu reden. Gut, wenn sie
nicht wollte. Er würde sie zu nichts zwingen. Er konnte nicht plötzlich
nachdrücklich werden und versuchen, die über Jahre hinweg gestreuten Fehler
seiner Erziehung an einer seit langem volljährigen Immaculate
wiedergutzumachen.
    „Dad, ich...“ Wendy versuchte erneut eine
Entschuldigung, aber Nathan schüttelte abwehrend ihre Gedanken lesend den Kopf.
    „Nein, entschuldige dich nicht. Mir ist
klar, dass ich etwas in der Art verdient habe. Ich hatte nur nicht mit so einer
heftigen Reaktion gerechnet, Wendy. Wir sprechen morgen darüber, wenn wir beide
ein wenig klarer im Kopf sind.“
    Dann wandte er sich an Cat und Nico.
„Möchte die Sophora heute noch nach Hause oder übernachtet sie bei uns?“ Nathan
würde Nico heimbringen, sofern sie das wollte. Sie sah ziemlich erschöpft aus.
Die Warrior zu behandeln und zu versorgen, konnte durchaus sehr anstrengend
sein. Ein Disput mit der eigenen Tochter ebenfalls.
     
    Ash stand regungslos hinter Wendy, die
sich irgendwie… beschützend

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