Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
beschützen, war seit der heutigen Nacht vorbei. Er war
nicht blöd. Wenn die Sophora noch nach Hause wollte, dann sollte sie ihre
Entscheidung binnen der nächsten fünf Sekunden treffen. Er war müde und wollte
spätestens bei Morgengrauen im Land der Träume sein.
Nico stand vor ihm wie ein schreckhaftes Reh. Wusste sie denn immer noch nicht,
dass er ihr nichts tun würde? Er würde nach seinem Fehltritt im Purpurnen Saal
nie wieder die Stimme gegen sie erheben. Beinahe hätte er sie wiederholt
gebeten, sich zu äußern, doch sie kam ihm zuvor, in dem sie wieder einmal so
etwas wie eine Vision offenbarte. Nathan hörte zu. Gespannt. Verblüfft. Mit den
Zähnen knirschend.
    Nico stand händeringend vor Nathan, als
hätte sie Angst, ihm die harmlose Frage nach ihren Wünschen zu beantworten.
Dann warf sie Ash einen scheinbar verzweifelten Blick zu, um die großen Augen
dann zu Nathan aufzuschlagen, in denen Tränen schimmerten. Ash stieß sich vom
Schrank ab und ging einige Schritte auf die Gruppe zu, bis er zwischen den
beiden Behandlungsliegen stand und sich wieder haltsuchend daran abstützen
konnte. Nach außen hin schien wieder alles perfekt, doch seine inneren
Verletzungen machten ihm noch ordentlich zu schaffen. Das fühlte sich gar nicht
gut an, auch wenn man schnell heilte.
    „Die Drei aus der Vision… Sie teilen ihr
Schicksal, Jagannatha. Mehr als nur die leidvollen Erfahrungen… Sie sind
Schwestern im Geiste. Sie sind aneinander gebunden und auch an euch Krieger… Es
sollte nicht früher geschehen. Sie waren füreinander bestimmt, doch ihrer Zeit
weit voraus. Sie mussten auf Catalina und Romana warten… Es war unausweichlich.
Ihre Seelen sind untrennbar miteinander verbunden, es war für mich auch ohne
den vollendeten Blutbund zu sehen… Ich habe es nur nicht richtig verstanden.
Ich möchte nicht respektlos erscheinen, aber ich muss dich daran erinnern, was
passiert ist, als der Krieger Manasses über das Leben seiner Tochter bestimmen
wollte… Es war, als wollte man dir das Herz bei lebendigem Leib herausreißen…
Niemals hättest Du zugelassen, dass man sie dir wegnimmt… Du hättest alle
Schwüre, die Du als Krieger gegeben hast, gebrochen, es gibt dagegen eben kein
Ankommen… Und es ist auch passiert, weil es eine Zeit sein musste, in der sich
dein Herz erneut öffnet… Es ist die Zeit des Wandels !“, verkündete Nico,
die beinahe in Trance zu sein schien, so weit wie ihre Augen aufgerissen waren
und blind in die von Nathan zu starren schienen.
    Den letzten Satz sprach das Mädchen mit
brechender Stimme, so dass er kaum zu verstehen war. Ash bekam von bei diesem
unheilvollen Klang eine Gänsehaut. Die Sophora hatte gute Dinge verkündet, doch
hinter allem lauerte ein weit größerer Plan, den sie noch nicht zu erfassen
vermochten. Die Welt der Krieger wandelte sich, um sich anzupassen, das konnte
nur bedeuten, dass es einen guten Grund dafür gab. Einen neuen Feind?
    Catalina entließ Awendela aus ihrer
festen Umarmung, um einen Arm um ihre Taille zu legen, so dass er ihr endlich
wieder in die Augen blicken konnte. Ihm stockte der Atem, doch er bemühte sich,
weiterhin ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Eine vorschnelle Reaktion wäre
völlig unangebracht, weil er nicht wusste, wie Nathan die Worte der Sophora
aufnehmen würde. Für ihn war es zwar nur wichtig, was Wendy von der ganzen
Sache hielt, aber er war immer noch ihr Vater und sein Waffenbruder. Da stand
er auf sehr dünnem Eis, weil er ihn auf jeden Fall respektierte. Sie waren alle
Sieben Blutsbrüder, sie mussten zusammenhalten und Unfrieden zwischen ihnen
bedeutete nichts Gutes.
     
    „Soulmates also!“ Nathan sprach ebenso
leise wie Nico und fasste damit ihre Umschreibung in zwei kurze, prägnante
Worte. Sollte sie umkippen, würde er sie jederzeit auffangen. Sie sah mit einem
Mal noch müder und zerbrechlicher als zuvor aus. Er beschloss für sich, dass es
wohl das Beste wäre, wenn sie heute Nacht hier schlief. Sie konnte in Wendys
Bett im Gästezimmer schlafen. Wendy hatte es ja schon angekündigt, dass sie
nicht gehen wollte. Nathan schloss daraus, dass sie Ash nicht allein lassen
würde. Glück für ihn. Zwischen den Kriegern würde es kein böses Blut geben.
Warum auch? Nathan hatte tatsächlich nur im Sinne seiner Tochter gehandelt.
Einen besseren Mann als Ashur Fontanus konnte Awendela kaum bekommen.
    „Oh mein Gott, du wusstest es?“ Wendy
starrte Nico mit Entsetzen in den Augen an, nachdem sie mit Ash nur

Weitere Kostenlose Bücher