Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
vor ihn gestellt hatte. Wenn Nathan das Bedürfnis
hatte, ihn auseinander zu nehmen, dann konnte er diesen Schutz auch sehr gut
gebrauchen. Er hatte geschworen, für immer über diese Sache zu schweigen.
Nathan konnte ihm das durchaus als Verrat auslegen, er war ihr Vater. Also
blieb er still hinter Awendela stehen, weil er kein Recht hatte, für sie zu
sprechen.
Dass sie ihn als seinen Schutzgeist beschrieb, ließ ihn innerlich erstarren. Sie
trug ihn immer bei sich!
Er konnte es nicht fassen und musste sich wirklich beherrschen, sein Gesicht
nicht mit einem dämlichen Grinsen entgleiten zu lassen. Das wäre eine Reaktion
gewesen, die ihn bestimmt seinen Kopf gekostet hätte. Er durfte aber bestimmt
in einer geheimen Ecke seines Herzens ein kleines Bisschen jubilieren, das
schadete niemandem.
    Sie sollte lieber aufhören von der Nacht
zu sprechen, als sie wie eine Göttin in den Ballsaal geschwebt war. Die
Erinnerung daran hatte ihn bis heute schlecht schlafen lassen. Eigentlich hätte
er derjenige sein müssen, der den Einsatz vermasselte, weil er sie nicht aus
seinem Kopf bekam. Das Aufeinandertreffen in seinem Club hatte ihm den Rest
gegeben.
WOW!
Ash starrte fasziniert aus der Tür, wo das Skalpell auf dem Boden gelandet war,
das die Tochter dem Vater beinahe auf den Hals gehetzt hatte. Seit wann konnte
sie so etwas? Lag das daran, dass sie sein Blut getrunken hatte?
    Er versuchte, die Bedeutung dieser
Tatsache zu erfassen, doch irgendwie drehte sich in seinem Kopf alles, und er
lehnte sich schwer mit dem Kreuz gegen den Schrank hinter sich. Alles, was er
jetzt sagen würde, könnte für ihn nach hinten losgehen.
Sie brauchten beide Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Vor allen
Dingen sollte sie nie wieder das Gefühl haben, das einfach über ihren Kopf
entschieden worden war. Jedenfalls nicht von seiner Seite aus. Sie waren in so
vielen Dingen schon eingeschränkt, dass musste nicht auch noch auf ihr
Privatleben zutreffen.
     
    „Oh, bitte, Nathan! Es gibt keinen Grund,
hier ein Ausweichmanöver zu starten! Es ist überhaupt nichts Schlimmes
passiert! Im Gegenteil! Es wurde Zeit, dass diese Sache endlich zur Sprache
kommt! Das kann doch nicht ewig so weitergehen! Es ist überhaupt nicht witzig,
wenn man keine Ahnung hat, warum man extreme Gefühle hat, die einen am eigenen
Verstand zweifeln lassen… Ich kann Wendy sehr gut verstehen und wenn ich an
ihrer Stelle wäre, dann hätte das Skalpell dich ordentlich getroffen!“,
verkündete Catalina energisch und ging auf Wendy zu, um sie fest zu umarmen,
wofür er ihr sehr dankbar war, weil er sich das gerade wünschte aber nicht
wagen konnte. (Und ganz sicher auch nicht fertig bringen würde, ohne vor sie
auf den Boden zu fallen).
    Ash musste unwillkürlich an die stillen
Momente denken, die sie beide vorhin geteilt hatten. Er spürte immer noch ihre
tastenden Finger auf seiner Haut, als hätte sie eine brennende Spur
hinterlassen. Konnte er hoffen? Fühlte sie sich wirklich von ihm angezogen?
Was wäre passiert, wenn sie Winston damals nicht entführt hätte? Wären sie dann
trotzdem zusammen gekommen? Von seiner Seite war er sich sicher, doch ihre
Entwicklung hätte ganz andere Wege eingeschlagen, wenn sie sich nicht der
Tri’Ora angeschlossen hätte. Hatte Nico am Ende Recht mit ihrer Einschätzung
der Lage?
     
    „Dad, ich... es tut mir leid.“ Wendy
versuchte es erneut mit einer halben Entschuldigung, doch ihr Vater ignorierte
sie und wartete auf die Antwort der Sophora.
Dass Catalina auf ihrer Seite war, beruhigte sie diesmal nicht. Sie war sich
ihrer Gefühle überhaupt nicht sicher. Im Moment war einfach alles nur
überwältigend. Und dann kam auch noch eine bisher verborgene Fähigkeit hinzu,
die sie frösteln ließ. Absolut gefährlich, wenn sie das nicht unter Kontrolle
hatte. Sie hätte ihren Vater ernsthaft verletzen können. Es hatte überhaupt
nicht in ihrer Absicht gelegen, ihn zu treffen. Cat hatte das vollkommen
missverstanden. Wendy verstand nicht, wie man so was ernsthaft in Erwägung
ziehen konnte. Ihr Vater war eigentlich nicht ihr Feind. Sie war wütend
gewesen, aber das wäre er an ihrer Stelle doch auch, oder etwa nicht?
    Heftig erwiderte sie die Umarmung ihrer
Anführerin und Freundin. Der Körperkontakt tat gut. Er wärmte von innen. Wendy
wünschte sich, ihren Vater auch umarmen zu können. Nathans Haltung blieb jedoch
weiterhin steif und abweisend, ohne auf den Einwurf von Catalina einzugehen.
Seine Zeit, Wendy zu

Weitere Kostenlose Bücher