Die Qualen der Sophora
und
unbewegt wie die von Ash.
„Ich bin am Nachmittag
in St. Mary’s. Triff mich dort. Es müssen noch ein paar Computer installiert
werden.“
Zweifellos hegte Ash
ganz andere Absichten, als ihm bei technischen Angelegenheiten behilflich zu
sein, aber so klang die Bitte um ein Gespräch unter vier Augen weniger
förmlich. In der Kirche würde außerdem kein anderer der Krieger zugegen sein
und die beiden konnten sich in Ruhe unterhalten. Das war längst überfällig.
Nathan ahnte, was kommen würde und er ahnte, dass Wendy am heutigen Morgen wohl
nicht mehr nach Hause kam. Hauptsache, sie war glücklich.
Unter den Augen ihres
Vaters nahm Ash Wendys Hand in seine, nachdem er ihrem Vater sein
Einverständnis zugenickt hatte, um sie zum Fahrstuhl zu führen, den er
allerdings nicht nach unten fahren ließ. Er fuhr ein paar Stockwerke höher, wo
der Turm schmaler zulief und führte sie hinaus auf die Terrasse, die mit
Plexiglas eingefasst war, von der man eine phantastische Aussicht auf die Stadt
und den Park hatte.
Wendy versuchte, nicht
nervös zu wirken, konnte aber einen fragenden Seitenblick nicht verhindern. Was
hatte er vor?
Vorhin sagte er doch, sie würde seine Geduld niemals auf die Probe stellen
können. Und wenn es doch so war? Wenn sie es zu langsam für ihn angehen ließ?
Sie hätte es schon verstanden, wenn Ash sie dazu bringen wollte, eine
Entscheidung zu treffen, die ihre Beziehung festigte. Vielleicht wollte er
morgen mit ihrem Vater über sie sprechen. Ihn fragen, was sie daran hinderte,
Ash endgültig zu vertrauen und eine Nacht bei ihm zu verbringen. Nein, das
würde er niemals tun.
„Der Mond geht gerade
unter… Für die nächsten paar Stunden sind wir wieder ein wenig mehr wir
selbst“, sagte Ash leise und nahm ihre beiden Hände in seine, als sie sich
gegenüberstanden. Hier im sanften Licht der aufgehenden Sonne würden sie klarer
denken können, da sie die Wirkung des Mondes abschwächte.
Er sah ihr mit einem geheimnisvollen
Lächeln, das seine Lippen umspielte, tief in die Augen, wobei er versuchte, dem
Verlauf des Farbspiels eine Bedeutung zuzuschreiben, obwohl er kläglich daran
scheiterte. Er fand sie einfach nur besonders und wunderschön.
„Ich bin immer noch ein
Krieger, Wendy… Ich möchte erobern und besitzen. Zu Zeiten des Mondes natürlich
noch viel mehr als sonst. Dabei geht es nicht darum, dich körperlich besitzen
zu wollen… Es ist nur natürlich, dass wir beide uns zueinander hingezogen
fühlen. Es geht uns beiden so. Aber wir werden nichts überstürzen, selbst wenn
wir vielleicht ein paar schwache Momente haben werden. Es wird geschehen, wenn
es für dich der richtige Zeitpunkt gekommen ist! Du sollst nur wissen, dass die
Zurückhaltung mir gleichzeitig sehr schwer und sehr leicht fällt. Du quälst
mich nicht, selbst wenn ich mich danach sehnen sollte. Viel wichtiger ist, dass
wir nun endlich frei sind, zu unseren Gefühlen zu stehen. Ich weiß, ich
überstürze die Dinge vielleicht etwas, aber ich bin der Meinung, dass der
nächste Schritt für uns beide genau die nötige Sicherheit bringen würde“,
begann Ash seinen kleinen Vortrag, der scheinbar nirgendwo hin zu führen
schien.
Das nervöse Gefühl in
Wendys Magen wurde schlimmer und ihre Knie weicher. Die Türen des Lifts
öffneten sich wieder und vor ihnen lag eine der Terrassen, die von den Lichtern
der Stadt fast malerisch ausgeleuchtet wurde. Der Morgen würde bald grauen. Es
roch bereits nach einem neuen Tag, der genauso heiß sein würde wie die letzten.
Wendy schluckte, weil sie immer noch nicht wusste, weswegen sie hier waren.
Natürlich konnte sie jederzeit von hier fort und hatte nichts zu befürchten,
aber irgendwie fühlte sich das Zusammensein mit ihm allein hier oben komisch
an.
„Ash, ich...“, setzte
sie an, um zu erklären, warum sie bisher keine Nacht und keinen Tag allein
hatte bei ihm bleiben können.
Sie wollte und musste
ihm verständlich machen, dass sie trotz der Zeit, die vergangen war, immer noch
unter Alpträumen litt, die sie kaum schlafen ließen und er sicher nicht mit
einer Frau in einem Bett schlafen wollte, die sich ruhelos hin und her wälzte
und ihn so ebenfalls nicht zum Schlafen kommen ließ. Sie wollte ihm auch sagen,
dass sie sich davor fürchtete, weil diese Leidenschaft, die sie in seiner Nähe
empfand und unbedingt befriedigt wissen wollte, beängstigend und vielleicht
nach allem, was Winston ihr angetan hatte, nicht richtig war.
Außerdem hatte
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