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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nahm Wendy
den nächsten Atemzug, löste langsam ihre Finger aus seinen und trat vorsichtig
mit unglaublich wackeligen Knien einen Schritt zurück.
Die ganze Terrasse schien mit einem Mal in buntem Licht gebadet zu sein, das
sich in ihren Tränen der Freude widerspiegelte. Ehrerbietig neigte sie vor ihm
das Haupt, knickste tief und sah dann mit feurig rot leuchtenden Augen zu ihm
auf.
    „Es wäre mir eine Ehre,
Warrior!“
    Kein Zittern mehr,
keine Zweifel, obwohl sie immer noch vor Überraschung und schier überwältigt
vor Glück weinte.
Dann warf sie sich haltsuchend und hemmungslos schluchzend in seine Arme, da
sie fürchtete, doch noch umzufallen. Ihr Bund würde offiziell besiegelt werden
und Awendela war sich mit einem Mal sehr sicher, das alles gut werden würde.
     
    Ash legte erleichtert
seine Arme um seine aufgewühlte Verlobte, um sie fest an sich zu drücken. Einen
Augenblick hatte er sich wirklich Sorgen gemacht, dass sie seinen Antrag
ablehnen könnte. Er wusste schließlich, dass er mit der Tür ins Haus fiel.
Gemessen an der Zeit, die sie von ihrem Blutbund wusste. Es ging dabei weniger
um ihn, er war derjenige, der über einhundert Jahre lang Zeit gehabt hatte,
sich mit seinen Gefühlen anzufreunden.
Natürlich hatte er sie meistens unterdrückt, doch er hatte sie schon lange als
ein Teil von sich akzeptiert und hatte auch nie versucht, sich dagegen zu
wehren, solange Wendy nicht in seiner Nähe war. Und dann auch nur zu ihrem
Schutz.
Ash umfasste sanft ihren Hinterkopf und schmiegte seine Wange an ihr dichtes
Haar, dessen Strähnen ihn hier oben an der Nase kitzelten, weil ein laues Lüftchen
wehte. So sollte es sein. Ein Moment, an den sie immer wieder mit Freude in
ihren Herzen zurückblicken konnten.
    "Komm, lass uns
nach Hause gehen… Es war eine lange Nacht“, flüsterte er schließlich leise und
hob Wendy mühelos auf seine Arme, um sie zurück zu den Fahrstühlen zu tragen.
    Sie mussten in den
anderen Turm, wo Ash sein großzügiges Apartment hatte, in das Wendy hoffentlich
bald einziehen würde.
Es war schon viel zu lange eine Junggesellenbude gewesen. Er kam eigentlich nur
zum Schlafen und Umziehen. Oft genug hatte er die Nacht in seinem Club
verbracht. Ein Teil seiner Seele war schon immer ruhelos gewesen, er war eben
doch ein Seemann, der noch nicht vor Anker gegangen war.
Ash trug sie direkt in sein Schlafzimmer, ohne dabei Hintergedanken zu haben.
Er wollte einfach, dass sie sich ausruhte, weil die nächsten Tage aufregend
genug sein würden. Er setzte sich vorsichtig auf dem breiten Bett ab und ging
vor ihr in die Knie, um ihr die Schuhe auszuziehen.
    „Ich werde mich um
alles kümmern, Wendy, du musst dir keine Gedanken machen. Ich spreche morgen
mit deinem Vater und deiner Großmutter, die bestimmt an diesem großen Tag bei
dir sein möchte. Ich hoffe, du bist damit einverstanden, es in einem kleinen
Kreis stattfinden zu lassen. Aber ich glaube, du bist in dem Punkt meiner
Meinung. Ich war selbst noch nie besonders am Leben der Gesellschaft
interessiert… Aber gewisse Regeln müssen selbst wir einhalten!“
    Ash grinste schief und
massierte in Gedanken den Fuß, den er zuletzt von seinem Schuhwerk befreit
hatte. Er stellte ihn vorsichtig auf dem weichen Teppich ab und umfasste ihre
Waden über dem Stoff der Hosen, wobei er sich auf den Knien aufrichtete und ihr
immer näher kam.
    „Du weißt, dass mein
Herz nur für dich schlägt, Awendela, oder nicht? Ich möchte dir genug Zeit
geben, damit du mit eigenen Augen sehen kannst, dass es nicht nur um
körperliche Anziehungskraft geht… Ich bin kein Mann der großen Worte, aber ich
werde sie finden, wenn du das brauchst. Ich weiß vielleicht mehr als mir und
dir lieb sein kann, was in dir vorgeht… Ich habe lange Zeit mit Mutter fern von
den Immaculate gelebt. Sie hatte große Angst, dass ich vom Bösen infiziert sein
könnte, dass man nur noch die Wahl haben würde, mich zu töten, bevor ich zu
einer großen Bedrohung werde… Sie war sehr jung und hatte schreckliche Angst…
Panikattacken und Alpträume… Und Tränen, sehr viele Tränen. Aber auch
Kampfgeist! Es hat einige Jahre gedauert, aber sie hat wie du neue Kraft in
ihrem Amt gefunden. Sie brauchte diese Zeit nur für sich selbst. Sie musste
wissen, ob sie es von allein schafft… Und ihr beide habt den Weg hinaus
gefunden, auch wenn kleine Rückfälle euch manchmal den Eindruck vermitteln,
dass es nicht vorwärts geht…“
    Ash beugte sich ein
Stückchen nach vorne und

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