Die Qualen der Sophora
nicht, weil sie Awendela am Leben hielt. Ich weiß von ihr, dass ich
ihr Schutzgeist war… Ohne mein Blut wäre sie völlig allein dagestanden, wenn du
verstehst, was ich meine. Gut, das war das Erste, was ich sagen wollte“,
schloss Ash und wich Nathans Blick keine Sekunde aus.
„Ich habe gestern… oder
vielmehr heute Morgen um Awendelas Hand angehalten. Sie hat zugestimmt, meine
Frau zu werden. Ich wollte es dich wissen lassen. Es gibt für uns keinen
anderen Weg, egal wie überstürzt unser Handeln erscheinen mag. Ich möchte, dass
sie sich sicher fühlt und geborgen. Als Teil eines Ganzen, das nichts mit Krieg
und Kampf zu tun hat. Und ich werde mich durch nichts davon abbringen lassen,
ihr all das zu erfüllen, was sie sich wünscht.“
Ash meinte seine Worte
nicht drohend, sie waren einfach eine Feststellung. Es bestand immerhin die
Gefahr, dass Wendys Familie seine Absichten hinterfragen oder gar prüfen
wollte. Das war ihr gutes Recht.
Wenn er für seine Mutter durchs Feuer gegangen war, dann würde er für Awendela
durch die Hölle gehen. Er hatte ein Ziel vor Augen, von dem ihn nur Wendy
selbst abbringen hätte können, wenn sie nein gesagt hätte. Aber dann hätte er
wieder und wieder gefragt, bis sie ihn entweder geehelicht oder umgebracht
hätte.
„Es soll am Sonntag
stattfinden, nach der Feuertaufe von Nicos Freund. Ich habe schon mit dem
Orakel gesprochen. Um eine Sache würde ich dich allerdings bitten… Awendela
hätte es gerne, dass ihre Großeltern an der Zeremonie teilnehmen. In dem Punkt
sind wir der Ansicht, dass der Vater der Braut viel besser dazu in der Lage
ist, die Neuigkeit in der Familie zu verkünden. Was sagst du, Nathan?“
Die Patrona des Hauses Draco machte ihrem Namen nämlich alle Ehre und er wollte
nicht, dass Wendy so überrumpelt werden würde wie auf dem Ball der Noctis
Transitus. Und er selbst war kaum in der Lage, der famosen Dame Paroli zu
bieten, ohne sich wirklich daneben zu benehmen.
„Am Sonntag, ja?!“
Nathan rührte nachdenklich die Milch unter, die er in seinen Kaffee gegossen
hatte.
„Das ist schon ein wenig eilig, findest du nicht? Nicht einmal Catalina und ich
haben es bisher vor den Altar geschafft, um Salamas Segen einzuholen. Thersites
wird nicht begeistert sein.“
Nathan seufzte vielsagend und nahm einen Schluck Kaffee, bevor er die Tasse
zurück auf die Untertasse stellte. Die Aussicht darauf, seine Mutter über die
baldige Hochzeit ihrer Enkelin aufzuklären, war nicht besonders verlockend.
Ganz zu schweigen von der Korrespondenz mit seinem Vater, die sich stets nur
auf das Wesentliche und ganz bestimmt nicht auf Herzensangelegenheiten
beschränkte.
Ash hütete sich, die
Beziehung zwischen Nathan und Catalina laut zu kommentieren. Wenn Manasses ein
besserer Vater gewesen wäre oder überhaupt einer, dann würde Nathan sich auch
in einer anderen Position befinden. Zudem war sie eine Devena, die den
Zeitpunkt und den Mann völlig allein bestimmen konnte. Und Nathan hatte sie
bereits nach der Aequatio heiraten wollen, obwohl danach die Vision der Sophora
dazwischen gekommen war. Danach war niemand mehr in Feierstimmung gewesen. Er
kannte Awendela schließlich ihr ganzes Leben lang und nicht erst seit dem
letzten Vollmond. Und wenn, hätte es vermutlich auch keinen Unterschied gemacht.
Für Soulmates war Zeit völlig unwichtig, es zählte nur das Hier und Jetzt und
die gemeinsame Zukunft.
„Aber wenn das
natürlich Awendelas Wunsch ist, bin ich mehr als nur geneigt, dem Ganzen
zuzustimmen.“
Nathan war so freundlich, Ash endlich seine Tasse Kaffee zu reichen, nachdem er
das Tablett mit den Getränken mit seinem massiven, durchtrainierten Körper im
schlichten Priestergewand verdeckt hatte.
„Was ist mit deinen
Wünschen, Ash? Wirst du warten können, bis sie dir alle erfüllt?" Nathan
musterte sein Gegenüber prüfend.
"Ich wusste ganz
genau, was deine Beweggründe waren, Awendela damals dein Blut zu spenden. Das
war ein Grund, weswegen ich niemals zugelassen hätte, dass ihr vor der Zeit
zueinander findet, um es mit den Worten der kleinen Sophora zu wiederholen.
Wendy kann keinen Mann an ihrer Seite gebrauchen, der sie nur aus Mitleid an
sich bindet. Genauso wenig wie du eine Frau brauchen kannst, deren Stärke und
Verständnis nur gespielt ist. Wendy brauchte ihre Zeit, um zu heilen und zurück
zu sich selbst zu finden. Sogar ich hatte damals einen schweren Stand bei ihr.
Ich wollte sie nicht zu den Tri’Ora gehen lassen, doch
Weitere Kostenlose Bücher