Die Queen macht Ferien (German Edition)
ich mit dir etwas besprechen möchte, das Clare betrifft. Am Abend, als du uns besucht hast, konnte ich nicht umhin, zu hören – nein, sogar sehen, wie sie dir die Flöte ihres Vaters gab, als du gingst. Nun, ich denke mir, dass sie sie dir in Kommission gegeben hat, um sich aus ihrer finanziellen Notlage zu befreien “, s ie macht eine Pause und sah ihn an.
Pauls verlegener Gesichtsausdruck war wie ein Geständnis.
„ Wie konntest du nur? “, fragte die Queen anklagend, „i ch gehe doch sehr davon aus, dass deine eigene finanzielle Situation so beschaffen ist, dass du ihr leicht unter die Arme greifen könntest. Ich habe gehört, wie Clare diese Flöte gespielt hat, und jeder würde mir zustimmen, dass sie daran sehr hängt und sie ihr ungeheuer viel bedeutet. “
Paul zuckte mit den Schultern. „ Ich habe ihr selbstverständlich meine finanzielle Unterstützung angeboten, aber Clare ist ungeheuer stolz. Sie hat das entschieden abgelehnt, und“, er senkte seinen Blick, „ ich gebe zu, dass ich mich über die Gelegenheit, die Flöte zu übernehmen, sehr gefreut habe. Es ist immerhin eine echte Hammig-Flöte aus Deutschland. Solche Flöten werden nur noch selten hergestellt. Dieses Instrument hat seinen eigenen Charme und seine eigene Geschichte – ein bisschen wie eine 'Zauberflöte'. Ich habe einen Kunden aus Japan – einen echten Virtuosen – und er bittet mich schon seit Jahren, ihm eine solche Flöte zu besorgen. Er ist bereit, dafür eine astronomisch hohe Summe hinzublättern. Bereits nächste Woche werden wir uns treffen, um über den Preis zu verhandeln. “
Die Queen legte ihr Besteck nieder und starrte ihn ungläubig an. „ So also ehrst du das Gedächtnis deines besten Freundes? Indem du seine Tochter ihres kostbarsten und liebsten Besitzes beraubst? “
„ Nein, es ist kein Raub. Sie kriegt dafür eine ordentliche Summe Geld und kann damit ihre Schulden begleichen und – wenn sie wünscht – mindestens zwanzig andere Flöten erwerben. “
Die Queen schwieg und war offensichtlich nicht überzeugt.
„ Außerdem“, argumentierte Paul weiter, „ spielt Clare zwar ganz artig, aber ehrlich gesagt, ist sie weit unterqualifiziert, um so ein Instrument wirklich würdigen zu können. Sie wäre genauso zufrieden mit einer preiswerteren Flöte. Für so jemanden wie sie, ist es ein unerhörter Luxus, solch ein Instrument zu besitzen. “
Die Queen schwieg weiter.
„ Was willst du denn von mir? “, fragte Paul und kämmte seine Haare ungeduldig von seiner Stirn zurück.
„ Ich habe nur einen Wunsch. Ich möchte lediglich, dass du den Verkauf der Flöte für – sagen wir mal – fünf Wochen aufschiebst. Sage deinem Kunden, dass etwas dazwischen gekommen ist. Dann, bevor du erneut verhandelst, melde dich erst einmal bei mir. Mehr verlange ich nicht. “
Einerseits ärgerte sich Paul über diese Einmischung. Wofür hielt sich diese Lehrerin, sprich Floristin eigentlich, dass sie sich in ein Geschäft einschaltete, bei dem es um tausende von Pfund ging? Andererseits war er durch ihr Selbstbewusstsein und die ruhige Autorität, die sie ausstrahlte, tief beeindruckt. Außerdem hatte ihr Appell an sein Gewissen ihn getroffen. Er gestand sich ein, dass es sich nicht um irgendeine Flöte handelte. War das vielleicht doch eine „ Zauberflöte “ , noch in einem ganz anderen Sinne, als er gedacht hatte? Er warf seine Hände in die Luft und kapitulierte. „ Dazu kann ich nicht 'nein' sagen, Madam! Ihr Wunsch ist mein Befehl! “
Die Queen schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „ Dies scheint dir sicher im Moment alles etwas merkwürdig zu sein, aber glaube mir, du wirst es nicht bereuen. “
Paul erwiderte ihr Lächeln, dann aber zog er die Stirn kraus. „ Ich muss schon sagen, es kränkt mein Herz, dass du anscheinend nur mit mir ausgegangen bist, um mir Vorhaltungen zu machen. Hoffentlich ist der Mann mit den Rosen deiner wenigstens auch würdig. “
„ Überaus. “
Paul sah sie wehmütig an. „ Der Glückliche! “ Dann gab er dem Kellner das Zeichen, dass er zahlen wollte und der Abend fand ein weit besseres Ende, als die Queen erwartet hatte.
Kapitel 4 6
Heute früh hatte die Queen keinen Kater. Der Wein im Savoy war viel zu exquisit gewesen. Die Queen lag im Bett und wackelte vergnügt mit den Zehen, als sie an gestern Abend dachte. Wie prima doch alles gelaufen war! Nun gut, es gab auch einige brenzlige Momente, aber die hatten auch irgendwie Spaß gemacht. Sie blieb eine
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