Die Quelle
mit Sicherheit Unruhe erregen mußte. Deshalb war er froh, als er sah, daß die Bewaffneten sich bereitmachten, jeden Tumult sofort zu unterdrücken. »Viermal im Jahr soll dem Gott Antiochos Epiphanes ein Opfer gebracht werden, sowohl am Altar des Zeus im Haupttempel als auch in jedem anderen Tempel oder heiligen Ort innerhalb der Stadt.« Hierbei blickte er mit ernstem Gesicht auf die Phönizier und die Juden. Dann schluckte er und zog die Schultern zusammen, als erwarte er einen Schlag. »Und dieses Opfer viermal im Jahr soll in einem vollkommen schönen Tier bestehen, das lebend vor den Altar zu bringen ist. Es muß ein Eber sein.«
Das Jahr 167 brachte dann den Höhepunkt der Herausforderungen. Das neue Edikt des nun völlig hemmungslos gewordenen Herrschers war so brutal, daß die Beamten von Makor keine Lust hatten, es selbst zu verlesen. Deshalb beauftragten sie einen einfachen Krieger damit. Der ließ die Juden sich auf dem Tempelplatz versammeln, wo sie finster wartend standen, um zu erfahren, was Antiochos zu ihrer Bestrafung ausgeheckt hatte. Mit grober kehliger Stimme schrie der Krieger: »Juden von Makor, tretet einer nach dem anderen vor und küßt den Gott!« Die Widerstrebenden wurden von Bewaffneten in den Tempel geschoben, vor das Riesenhaupt des Antiochos. Hier zwang man sie, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und den steinernen Hals unterhalb des Adamsapfels zu küssen. In die lastende Stille hinein brüllte der Soldat: »Juden von Makor. Ihr habt das Gesetz unseres göttlichen Königs mißachtet. Ihr habt eure Söhne beschnitten. Ihr habt unseren Gott beleidigt. Ihr habt euch geweigert, Schweine in eurer Synagoge zu opfern. Damit habt ihr jeglichen Anspruch auf Gnade verwirkt. Hört und gehorcht:
Von diesem Augenblick an wird jeder Jude verhaftet, der sich weigert, als den einzigen Gott Antiochos Epiphanes anzubeten, der an die Stelle aller anderen tritt, auch eures Gottes Jahwe« -die Juden erstarrten vor Entsetzen -, »ebenso jeder Jude, der darauf besteht, weiter eurem Propheten, diesem Mose, zu folgen, sowie jeder Jude, der seinen Sohn beschneidet, und jeder Jude, der sich weigert, die Hand auf das geweihte Schwein zu legen. Dann wird er vor den Tempel des Zeus geschleppt. Dort erhält er fünfzig Geißelhiebe, und bei lebendigem Leibe wird ihm die Haut abgezogen. Danach soll er erschlagen, sein Körper zerstückelt und den Hunden vorgeworfen werden. Denkt an diese Strafen und gehorcht.« Noch ehe die Juden sich von ihrem Schrecken erholt hatten, wurde ein großes Opferschwein herangeschleift. Quiekend wälzte sich das an den Beinen gefesselte Tier in der Sonne. Rundum standen die Wachen. Ein Jude nach dem andern trat heran und legte die Hand fest auf das vom Gesetz des JHWH für unrein erklärte und deshalb verbotene Tier. Nur ein alter Jude, den der Zorn überkam, weil keiner der führenden Männer der Gemeinde Rückgrat genug bewies, sich dieser Greueltat zu widersetzen, weigerte sich, dem Schwein des Gottkönigs zu huldigen. Der griechische Soldat wollte ihn packen, aber der Hauptmann der Wache trat ruhig dazwischen und sagte: »Alter, du hast unserm Gott Antiochos nicht gehorcht.« Der alte Jude, dessen weißer Bart von den langen Jahren zeugte, in denen er die Heilige Schrift studiert hatte, wich angeekelt zurück. Abermals warnte ihn der Hauptmann mit leiser, eindringlicher Stimme: »Lieber Freund, es wird dir schlimm ergehen, wenn du dem Gesetz des Königs nicht gehorchst.« Immer noch weigerte sich der Alte, worauf der Hauptmann einem seiner Leute befahl, die Geißel zu zeigen -einen Knüppel, an dem mehr als ein Dutzend Lederriemen hingen. »Sie haben Blei am Ende«, erklärte der Hauptmann, während er die Kugeln klirren ließ. »Meinst du, du bleibst standhaft?« Der alte Jude spuckte auf das geheiligte Schwein. Jetzt erst winkte der Hauptmann. Sofort taten die Krieger, was ihnen für den Fall einer Verweigerung des königlichen Gebots befohlen war. Sie streiften dem Alten die Kleider ab, bis er nackt dastand; dann banden sie ihn an einen Pfahl. Zehn schnelle Geißelschläge rissen ihm tiefe Wunden, die niederhagelnden Bleikugeln trafen sein Gesicht, schlugen ihm ein Auge aus, zerfetzten seinen Mund und legten seine Halsmuskeln bloß. »Wirst du nun die Hand auf das Schwein legen?« fragte der Hauptmann. Stumm schüttelte der Blutüberströmte den Kopf. Jetzt trafen die Hiebe den Unterleib. Die Bleikugeln rissen die Hoden ab, schlugen die Lenden auf. Beim vierzigsten Hieb
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