Die Quelle
ich.«
». erwarte das in Israel«, beendete sie hämisch seinen Satz. Noch immer wurde Zodman nicht ärgerlich. »Ich meine nur, daß ein Kibbuz, in dem junge Menschen aufwachsen.« Er zuckte die Achseln.
Eliav versuchte einzulenken. »Unsere Schiffe, unsere Flugzeuge, unsere Hotels. alle sind koscher. Sollte Sie das nicht beruhigen?«
Zodman schwieg. Er war aufgebracht: ein Kibbuz ohne Synagoge, Speisen, die nicht koscher waren. Ausgerechnet Tabari, Araber und Mohammedaner, wußte ihn zu trösten.
»Paul, warten Sie ab, bis Sie morgen Ihren Wald zu sehen bekommen.«
»Seinen was?« fragte Vered.
»Seinen Wald. Ich bin heute nachmittag dagewesen. Er ist herrlich. Wenn wir ihn besichtigt haben, können wir vielleicht nach Zefat fahren. Es ist dann Sabbat, und wir können die Synagoge des Rebbe von Wodsch besuchen.«
»Gute Idee«, pflichtete Eliav ihm bei. »Mr. Zodman, dort werden Sie das Israel erleben, das Sie suchen.«
Aber Zodman blieb schweigsam. Alle gingen nervös und nichts Gutes ahnend schlafen. Zodman hatte das Gefühl, daß er sein Geld an einen jüdischen Staat verschwendete, der sich nicht um die Synagogen und die rituellen Vorschriften kümmerte. Cullinane befürchtete, seinen wichtigsten Geldgeber zu verlieren. Eliav machte sich seine Gedanken darüber, daß er als Vertreter der Regierung von Israel Zodman bei guter Laune hätte halten müssen. Vered hielt den Amerikaner für einen Narren und ärgerte sich über seine herablassende Art ihrem Land gegenüber. Sollte er doch nur wieder abreisen, damit sie an ihre Arbeit gehen konnten. Nur einer war mit dem ersten Tag zufrieden: Tabari. Gegen Mitternacht ging er zu Cullinanes Zelt und weckte ihn und Eliav. Ein paar Flaschen kaltes Bier hatte er mitgebracht.
»Wir sitzen ziemlich in der Tinte«, sagte er munter. »Aber es gibt einen Ausweg. Mein Onkel Mahmud verstand mehr von Ausgrabungen als alle anderen in Palästina. Er hielt sich an eine goldene Regel: Der Mann, der das Geld gibt, muß in Stimmung gehalten werden. Mahmud hatte deshalb immer einen besonders eindrucksvollen Fund parat, unter dem Sand vergraben, für den Fall, daß ein wichtiger Besucher plötzlich auftaucht, und.« Er lehnte sich zurück. »Morgen abend werden wir Paul J. Zodman als einen der glücklichsten Millionäre der Welt erleben. Ihr solltet sehen, was meine Jungens heute morgen ausgegraben haben. Es ist jetzt draußen versteckt und wird von zwei Mann bewacht. Bleibt liegen! Bleibt doch liegen!« Er sprang auf und stellte sich vor den Ausgang. »Morgen früh, wenn wir zum Wald fahren wollen, kommt Raanan aus Budapest zu meinem Wagen gerannt und schreit: >Effendi! Effendi!<«
»Effendi?« brummte Eliav. »Das Wort wird er nicht einmal kennen.«
»Im Paul-J.-Zodman-Gedächtnis-Wald habe ich für euch alle eine Überraschung. Und wenn wir aus der Synagoge des Rebbe von Wodsch zurück sind, kommt erst die schönste von allen. Laß mich aussprechen, John. Wenn du mehr Geld von Zodman brauchst, frag ihn morgen abend. Du kriegst es.«
Wie Tabari vorausgesagt hatte, kam am nächsten Morgen, gerade, als die Wagen abfahren wollten, der krummbeinige
Raanan gelaufen und schrie: »Effendi! Effendi! Am Graben A.« Alle stiegen eiligst aus, um zu sehen, was man ans Licht gebracht hatte.
Cullinane benahm es den Atem: Das da war das Fragment einer griechischen Statue, eine beinahe lebendig wirkende Hand aus Marmor, so elegant in der Bewegung, daß einem das Herz vor Bewunderung stillstehen konnte. Die Hand hielt einen Schaber, dessen Klinge zwar abgebrochen war, aber trotzdem in vollkommener Harmonie zu der Hand paßte. Die beiden Teile, kaum ein Fünfzigstel der gesamten Statue, ließen bereits ahnen, wie diese einmal unversehrt ausgesehen haben mußte, und schon der Fund allein - auch wenn man den Rest der Statue nicht ausgraben sollte - war Symbol einer langen Zeit des Kampfes, in dem die Juden ihren schlichten Gottesglauben gegen die Versuchungen Griechenlands verteidigt hatten. Diese Statue eines griechischen Athleten hatte zweifellos einmal im Gymnasion von Makor gestanden, dem Mittelpunkt des Heidentums, der Stätte, an der Hellas die unterworfenen Juden seinem Willen gefügig zu machen suchte. Als Cullinane den Fund skizzierte, sah er das alles vor sich: wie die weltklugen Philosophen aus Athen mit den unbeholfenen Juden debattierten; er hörte, wie die lockenden Argumente der Anhänger des Zeus und der Aphrodite an dem unbeugsamen Monotheismus der Juden abprallten. Er
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