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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ein vorübergehender junger Palmachnik auf Hebräisch.
    Gottesmann wollte diesen neuen Schmerz lindern und versicherte dem Rebbe auf Jiddisch: »Das Wichtigste ist, daß wir alle zusammenhalten.« Doch der Rebbe zog sich beleidigt in das Schuhmacherhaus zurück, wo ihm seine Getreuen Trost zusprachen. Gottesmann ging in das Nachbarhaus, wo er zu Ilana sagte: »Wir sind nur wegen einer Sache hier, Lan. Denk daran!«
    »Wir sind wegen zwei Sachen hier. Eine Nation zu gewinnen und zu sehen, daß sie auf den rechten Weg kommt. Laß dich nicht von dem alten Narren. «
    »Das ist nicht das passende Wort«, wies ihr Mann sie zurecht. »Laß ihn in Frieden.«
    »Das will ich gern tun, wenn er mich in Frieden läßt.«
    Aber am nächsten Tag gab es neue Schwierigkeiten. Es war der 16. April 1948. Die Engländer evakuierten Safad. Der Hauptmann, der die Lastwagenkolonne befehligte, ein kriegsmüder Veteran aus einer englischen Industriestadt, der weder die Araber noch die Juden begriff, kam erschöpft in das jüdische Viertel, begleitet von vier Tommys mit Maschinenpistolen. Er ließ Rebbe Itzik und einige der Älteren rufen; Gottesmann half dem britischen Offizier als Dolmetscher. Hinter einer Mauer versteckt, hörte MemMem Bar-El zu.
    Der Offizier rief: »Juden von Safad, in einer Stunde fahren wir ab. Eure Lage ist hoffnungslos. Ihr seid tausend. Dort drüben warten vierzehntausend Araber. In der vergangenen Nacht sind neue Truppen von Syrien gekommen. Wenn ihr hierbleibt, wird Schreckliches geschehen. Wir bieten euch -euch allen - sicheres Geleit nach Acre.« Er wartete.
    Rebbe Itzik trat vor. »Wir haben eine Besprechung abgehalten«, sagte er, indem er auf die zehn Juden seiner Gemeinde deutete. »Und wir haben beschlossen, daß die Wodscher Juden hierbleiben.« Der englische Offizier stöhnte und wischte sich die Stirn. Dann fügte Itzik hinzu: »Aber die Leute von Rabbi Goldberg und Raw Loewe können gehen.«
    Der Engländer wandte sich an diese Rabbinen und sagte: »Ihr habt die richtige Wahl getroffen.« Jetzt begann er laut zu rufen: Alle Juden könnten auf seinen Lastwagen nach Acre fahren. Nachdem Gottesmann seine Worte auf Hebräisch und Jiddisch wiederholt hatte, machten sich einige alte Männer und ein paar Mütter mit ihren Säuglingen auf den Weg durch die arabischen Linien zu den Lastwagen.
    »Alle«, bellte der Offizier, »los, los!« Er stieß die Leute zu der gesicherten Straße, die aus dem Judenviertel führte, aber da wurde er plötzlich von MemMem Bar-El gestellt, der dramatisch mit einem Gewehr und von zehn Palmachniks umgeben auf der Bildfläche erschien.
    »Kein Jude wird Safad verlassen«, verkündete er ruhig auf Hebräisch. Die Juden standen ratlos. Und der Offizier, der hörte, was Gottesmann ihm übersetzte, blickte nicht minder fassungslos drein. Diejenigen, die hatten flüchten wollen, nahmen Bar-Els Befehl wie ein Todesurteil entgegen, während Rebbe Itzik es als eine Beleidigung empfand, daß ein Mann ohne jede Autorität - ein in Safad Fremder - dem Beschluß der Rabbinen widersprach, nach dem die Alten und die Jungen gehen konnten.
    »Kein Jude verläßt Safad«, wiederholte Bar-El.
    »Das ist ja höchst sonderbar«, schrie der Engländer erregt. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »MemMem Bar-El«, sagte Gottesmann. »Palmach.«
    »Wie seid ihr hereingekommen?« fragte der Engländer. »Mitten durch eure Linien«, lachte Gottesmann.
    »Mann! Ihr werdet über den Haufen gerannt!« Der müde Engländer zeigte in alle vier Himmelsrichtungen. »Eingeschlossen, zahlenmäßig unterlegen. Ausgehungert.«
    »Das stimmt«, erwiderte Gottesmann. »Alles, was die Araber zu tun haben, ist, einen Schritt vorwärts zu machen und uns gefangenzunehmen.« Der Offizier zuckte die Achseln: »Laßt wenigstens die Kinder heraus.«
    »Sie haben ihn gehört«, sagte Gottesmann und deutete auf Bar-El. Der Engländer nahm von dem MemMem keine Notiz, sondern fragte Gottesmann: »In England erzogen?«
    »In Norwich.«
    Das schien dem Briten etwas zu bedeuten, denn er sagte: »Sie wissen, daß sie euch alle umbringen wollen? Sie haben es uns gesagt.«
    »Wir evakuieren nicht.«
    »Gebt uns die Krüppel und die Kranken mit.«
    MemMem Bar-El hatte die Worte des Briten verstanden und fuhr ihn an: »Wir bleiben zusammen. Wie in Massada. und in Warschau.«
    Der Engländer fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und sagte: »Ich habe alles getan, ein Blutbad zu verhindern. Jetzt liegt es an Ihnen.«
    »Es liegt an

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