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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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besseren Rat?
    sabra : Nein. Aber Sie haben gesagt, daß Sie gegen den Staat sind. Warum bekümmern Sie sich dann um seine Form?
    REBBE: Ich kümmere mich immer um alles, was die Juden tun.
    sabra : Wenn wir also einen Staat haben, dann wollen Sie ihn so altmodisch wie möglich?
    REBBE: Ich will, daß alle Juden innerhalb der vom Talmud festgelegten Grenzen leben. Hast du vergessen, was der große Rabbi Akiba sagte? »Die Fische hatten es schwer, denn es waren Netze im Fluß, und der Fuchs rief ihnen zu: >Verlaßt das gefährliche Wasser. Kommt herauf aufs Land.< Die Fische wollten ihm gerade folgen, als ihr König sie fragte: >Wenn wir es schon im Wasser so schlecht haben, das doch unser Element ist - wieviel gefährlicher wird es auf dem Land sein, wo der Fuchs nur darauf wartet, uns zu fressen?<« Wenn die Juden es innerhalb des Talmud schon so schwer haben, der doch ihr Element ist, wieviel schlechter wird es ihnen ohne den Talmud ergehen?
    SABRA: Das, was ich gegen den Talmud vorzubringen habe, ist das gleiche, was schon mein Vater vorgebracht hat. und mein Großvater. Daß Rabbinen mit beschränktem Gesichtskreis ihn auslegen. Die Thora sagt ganz schlicht: »Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des HErrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun.« Das ist klar. Aber die Rabbinen schreiben ganze Bücher über das, was ein Mann am Sabbat nicht tun darf, und wenn Safad in die Hände der Araber zu fallen droht, kommen Sie uns mit diesen Büchern und wollen uns an unserer vernünftigen Arbeit hindern. Wenn wir Israel für euch gewinnen werden, wollt ihr dann jede kleinste Kleinigkeit in diesen vielen Büchern durchsetzen?
    REBBE: Ob ich Safad lebend verlasse oder nicht, steht im Willen des Allmächtigen. Wenn wir sterben, werden wir sterben, wie wir in der Vergangenheit gestorben sind. Wenn ich aber gerettet werden sollte, werde ich darauf bestehen, daß Israel jedes Gebot befolgt, das der HErr uns gegeben hat.
    sabra : So wie Sie es auslegen?
    REBBE: Du erschreckst mich, wenn du so stolz auf deinem eigenen Urteil bestehst und zu wissen glaubst, was gut für euren Staat sein wird.
    sabra : Nicht mein Urteil. Das Urteil aller, die diesen Staat schaffen.
    REBBE: Weißt du nicht, was mit den Juden geschah, als sie auf ihre eigene Erleuchtung vertrauten? Als sie sich nicht an den Talmud hielten? In dieser Straße lebte einer der großen Verführer in der Geschichte der Juden, Doctor Abulafia. Unter Mithilfe anderer, die über eine ähnliche Gabe verfügten, zeigte er den Weg zu einer mystischen Erkenntnis der Wesensart Gottes. Einer Erkenntnis, die er jedem Menschen zugänglich machte. Jeder sein eigener Rabbi. Der HErr spricht Selbst zu jedem Menschen, wie Er zu unserem Lehrer Mose gesprochen hat. Vielleicht erteilt der HErr unmittelbar neue Gebote, ohne daß die Rabbinen sie sorgsam durchdenken und auslegen müssen.
    sabra : Würden Sie, als Rabbi, ablehnen, was Gott Selbst gesagt hat?
    REBBE: Selbstverständlich. Der Allmächtige sagt uns, was für die Welt gut ist, und die Rabbinen studieren Sein Wort, um zu bestimmen, was für den Menschen gut ist.
    SABRA: Wenn unser Staat ein Parlament wählen würde, wie England es tut, oder einen Kongreß wie die Vereinigten Staaten, wollen Sie dann für eine Gruppe von Rabbinen die Gesetze überprüfen und anordnen, welches man befolgen soll und welches nicht?
    REBBE: Selbstverständlich. Irgend jemand muß es tun, und die Rabbinen sind dazu ausgebildet. Denn in der Zeit nach dem Doctor Abulafia, als jedermann sein eigener Rabbi war, wer kam da mit seinem Zeugnis, schreiend, er sei der Messias? Sabbatai Zwi! Ein türkischer Jude aus Smyrna. Sabbatai Zwi mit seinen Ausbrüchen höchster Begeisterung und tiefster Niedergeschlagenheit. Und seine Bewegung ergriff die Juden Europas, so daß man in Wodsch davon überzeugt war, die Welt wurde im Jahre 1665 ins Paradies eingehen zum Lohn für das Blutbad unter Chmielnicki zehn Jahre zuvor. Erregende Tage waren es, herrliche Tage für die Juden. Und dann, weißt du, was dann geschah? Sabbatai Zwi, der Erretter des jüdischen Volkes, wurde in Konstantinopel gefangengenommen, und ehe er nur einer Folter ausgesetzt war, hatte er sich schon zum Islam bekannt. Unser großer Erlöser hatte den Mut einer Maus. Und den Schaden, den er den Juden der Welt zugefügt hat, kann man überhaupt nicht ermessen.
    sabra : Glauben Sie, die Rabbinen hätten das verhindern können?
    REBBE: Nur die Rabbinen können das Judentum rein erhalten. Die Rabbinen

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