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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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hoffnungslos unterlegen, hatten viel weniger Waffen und die weit schlechtere Stellung. Während dieser Zeit der heldenhaften Verteidigung eines Gebietes, das man eigentlich gar nicht halten konnte, das zu halten aber alle entschlossen waren, führten Ilana und Rebbe Itzik ihr Gespräch.
    REBBE auf Jiddisch: Glaubst du wirklich, daß ihr gegen den ausdrücklichen Willen des Allmächtigen im Heiligen Land einen Staat Israel errichten könnt?
    SABRA auf Hebräisch: Ja. Männer wie meiner.
    REBBE auf Jiddisch: Wie kannst du es wagen, ihn deinen Mann zu nennen? Ihr seid nicht verheiratet.
    SABRA auf Hebräisch: Ich nenne ihn meinen Mann, weil mein Vater in Gegenwart zweier Nachbarn verkündet hat: »Meine Tochter ist verheiratet. Bekommt viele Kinder.« Sind nicht so die Juden schon vor viertausend Jahren in diesem Land vermählt worden? Hat es damals Rabbinen gegeben?
    REBBE: Die Jahre vergehen und die Menschen werden klüger. Seit vielen Jahrhunderten haben die Juden es für richtig gehalten, daß ihre Töchter nach bestimmtem Brauch verheiratet werden. In einer bestimmten Form. Mit Zustimmung der Gemeinde. Du bist nicht stark genug, nach deinen eigenen Gesetzen zu leben. Aber du wirst stark, wenn du unseren heiligen Überlieferungen folgst. Wenn du deinen großen Aschkenasi vor dem Gesetz heiratest. Wie es kluge Menschen tun.
    SABRA: Sie sprechen immer von Überlieferungen. Aber ich gehe eigentlich auf die große Überlieferung dieses Landes zurück. Auf die Überlieferung der Patriarchen. Mose. Aaron. Jakob, Männer, die in der Freiheit lebten. Ihr seid es, die diese Überlieferung nicht beachtet und sie durch eure Kümmerlichkeiten aus Polen und Rußland ersetzt, wo die Juden wie die Schweine leben mußten.
    REBBE: Du magst Länder wie Polen und Rußland nicht achten. Aber zweitausend Jahre lang mußten die Juden in solchen Ländern leben. Was mit ihnen dort geschehen ist, hat ihre Geschichte bestimmt und ihren Charakter. Möchtest du
    Maimonides missen, der in Ägypten lebte? Und den Baal Schem tow in Polen? Und den Gaon Elia Wilna aus Litauen?
    sabra : Ja. Hier bauen wir einen neuen Staat auf, kein schwaches Abbild dessen, das bereits zu seiner Zeit in Polen und Litauen jämmerlich war. Wir wollen neue Gesetze, neue Bräuche, alles wollen wir neu. Und wir bestehen darauf, daß dieses Neue sich gründet auf die Juden der alten Zeit. Auf dieses Land.
    REBBE: Aber was damals bestand, hat heute Bedeutung nur durch das, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Von allen Juden, die es damals gab, haben neun von zehn niemals Erez Israel gesehen. Wollt ihr eure Überlieferung nur von dem einen Zehntel herleiten, das zufällig hier gelebt hat?
    SABRA: Ja. Wenn neun Zehntel so weit vom richtigen Weg abgekommen sind, dann vergessen wir ihre Fehler am besten.
    REBBE: Und ihr wollt alle Weisheit, die sich im Talmud angesammelt hat, über Bord werfen?
    SABRA: Ja. Ihr Rabbinen habt aus dem Talmud einen Kerker des Geistes gemacht, und wenn wir das Gute, im Talmud aufgeben müssen, um aus dem Kerker auszubrechen, werden wir es tun. Dann können wir immer noch zurückkehren und mitnehmen, was notwendig ist.
    REBBE: Glaubst du, daß eine einzige Generation Juden genug Weisheit und sittliches Verständnis haben wird, all das wiederaufzubauen, was unsere größten Geister wie Akiba und Maimonides zweitausend Jahre gekostet hat, um es zu denken?
    SABRA: Wir leben in einer radikalen Zeit. Wenn wir weise auswählen, können wir aufbauen.
    REBBE: Achtest du den Talmud nicht?
    sabra : Nein. Als mein Großvater vor fast siebzig Jahren nach Tiberias kam, haben ihn die Talmudgelehrten nackt ausgezogen und gesteinigt. Und sie haben gesagt, sein Gedanke, Juden auf dem Land anzusiedeln, sei verrückt. Als er dann die Siedler aus Rußland hierher brachte, haben diese Juden nur einen Blick auf das von ihm ausgewählte Land geworfen und wollten sich dann alle gleich hinter die Mauern von Tiberias verkriechen, um dort weiter den Talmud zu studieren. Sie waren einem talmudischen Ghetto entkommen und suchten Zuflucht in einem anderen. Alles, was zu so etwas führt, ist falsch.
    REBBE: Hast du vergessen, was Maimonides über die Juden sagt und über den Staat, falls sie einen errichten? »Verbindet euren Staat mit einer wahren Sache, die sich nicht ändert oder zerstört wird, und erhebt eure Stimmen in einem Glauben, der niemals wankt. In diesem Bund stehet zusammen, an diesem Glauben haltet fest, und in diesem eurem Glauben bleibet.« Gibt es einen

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