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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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diesem Araber zwischen die Augen. Ich bin eine Tochter Deboras, und wenn wir Safad nehmen, werde ich tanzen und singen wie sie.
    REBBE: Ich bin sehr traurig, wenn ich dich von Macht und Waffengewalt sprechen höre. Du vergißt, was unser Lehrer Mose sagt: »Nicht hat euch der HErr angenommen und euch erwählt, darum daß euer mehr wäre als alle Völker - denn du bist das kleinste unter allen Völkern.« Es ist unsere Pflicht, die ganze übrige Welt durch unsere Treue zu dem Einen Gott zu erleuchten.
    sabra : Jetzt ist es unsere Pflicht, einen Staat zu gründen, und das tun wir.
    rebbe : Du sprichst mit solcher Überheblichkeit, wie sie gegenwärtig üblich ist, und so kann ich dich wohl nur schwer daran erinnern, daß es vielleicht wir Rabbinen sind, die diese
    Welt am besten verstehen. Mein Bruder in Wodsch ist noch rechtgläubiger, als ich es bin, noch weltfremder, würdest du sagen. Darf ich dir die Entscheidung vorlesen, die er 1945 getroffen hat? Sie hat mehr dazu beigetragen, unglücklichen Frauen das Leben zu retten, als alles, was du je tun wirst. Frage: Zwei schöne Jüdinnen aus Wodsch sind in großer Betrübnis, weil ihre Gatten und ihre Familien sich weigern, sie wieder bei sich aufzunehmen. Der Grund dafür ist: Beide tragen in großen Buchstaben auf dem rechten Unterarm folgende Tätowierung:    F eldhure der deutschen
    W ehrmacht .
    Ihre Männer behaupten - so erklären die Frauen -, daß das Band der Ehe gelöst sei, weil die Frauen in den Sklavenlagern zu solchem Dienst mißbraucht worden sind. Ihre Familien sagen, die Frauen hätten in ihrer Schande sterben sollen. Und ein Oheim sagt, sie hätten sich den Arm abschneiden sollen, ehe Juden sehen konnten, wozu man sie gezwungen hat. Was ist zu tun? Entscheidung: Das Gesetz spricht in dieser Sache so klar, daß jeder es verstehen kann. Jede verheiratete Frau, die eine Hure wird, soll, wie das Weib des Hosea, verstoßen werden. Die Männer urteilen richtig, wenn sie sagen, ihre Ehen seien aufgelöst. Und das Gesetz sagt weiterhin, daß jede Tochter, die zur Hure wird, an den Rand der Stadt gebracht werden soll von ihrem eigenen Vater, um gesteinigt zu werden. Daher haben auch die Familien recht, wenn sie annehmen, die Töchter hätten die Familienbande gelöst, gemäß dem Gesetz. Das kann jedoch nicht der endgültige Schluß in dieser Angelegenheit sein, denn im Fall der zwei jüdischen Frauen gelten gewöhnliche Worte nicht. Wir sprechen über das Jahr 1941, und wir sehen vier junge Jüdinnen vor dem Gericht der Grausamen. Der Richter sagt zu den beiden, die nicht schön sind: »Geht zum Viehwagen«, und zu den anderen beiden, die schön sind: »Laßt eure Arme tätowieren und geht in das
    Hurenhaus.« Jede Verweigerung des Befehls bedeutet sofortigen Tod. Hatten diese Mädchen eine Wahl? Bietet ein jüdisches Mädchen aus guter Familie freiwillig ihren Arm zur Tätowierung oder ihren Körper zum Mißbrauch an? War einer in unserer kleinen Stadt, der nicht den Schrecken der Bösen gekannt hat? Wie können wir vergessen und heute sagen, diese Frauen hätten so handeln sollen und die Frau jenes Mannes so? Daher empfehle ich, daß diese beiden Frauen zu ihren Männern und zu ihren Familien zurückkehren sollen, und daß alle sie aufnehmen und dem HErrn danken, daß wir gerettet sind. In meiner Synagoge sollen sie mit Ehren empfangen werden und in meinem Haus mit Lob. Wir sind alle vom Rand des Grabes zurückgekehrt, aber nur wenige mit einem so deutlichen Zeichen für Gottes Vergebung wie diese Frauen. Wenn ein Mann in Wodsch etwas gegen sie sagen sollte, sei es der Gatte oder der Vater, so ist er für immer aus der Gemeinschaft der Juden dieser Stadt ausgeschlossen und aus jeder anderen Stadt, die dieser Brief erreicht.
    Was nun den Oheim betrifft, der die Frauen anwies, sich den Arm abzuhacken, so hat er teilweise recht und teilweise unrecht. Sie müssen lange Ärmel tragen, um das Schreckliche zu verbergen, das ihnen angetan worden ist, und sie dürfen sich ihrer Demütigung nicht brüsten. Andererseits dürfen sie jedoch nichts unternehmen, um das verdammenswürdige Zeichen zu entfernen, denn der HErr sendet uns Zeichen zu einem bestimmten Zweck, und alle in Wodsch, die wir überlebt haben, tragen irgendein Zeichen, keiner jedoch ein so teuflisches; und diese Frauen sind unter uns als lebendes Zeugnis dafür, daß der HErr uns Juden schrecklich straft und uns doch mit seiner Liebe belohnt.
    Das Wichtige ist, daß wir in der Gemeinschaft jemanden

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